Mittwoch, 26. Mai 2010

WAHRER FUSSBALL VS. WARE FUSSBALL

Ich bin mit Leib, Seele und allen Fasern meines Herzens Fussball-Fan und jedem, der etwas anderes behauptet, soll auf der Stelle die Zunge abfaulen. Ein Leben ohne das runde Leder kann und will ich mir kaum vorstellen, wo sich doch der Großteil meiner Freizeit um diesen Volkssport dreht. Und da sollte man doch meinen, daß ich die kommende WM in Südafrika heiß und innig erwarten würde. Doch dem ist leider absolut nicht so. Ehrlich gesagt geht mir die WM und der ganze künstliche Hype darum komplett am Arsch vorbei. Was diese Entwicklung in mir ausgelöst hat, liegt eigentlich auf der Hand.
Man braucht sich nur einmal umschauen. Auf einmal ist das ganze Land wie auf Kommando deutschlandtreu und fussball-verrückt. Daß das alles nur aufgesetzt und wertlos ist, kümmert niemanden, zumindest nicht die Leute, die dieses Szenario kreieren oder wenigstens unterstützen. Natürlich sind dem Establishment, den Funktionären und den Sicherheitsorganen diese ganzen Trottel-Fans, die bemalten Tussies mit Hawaii-Kränzen und die 0815-Konsum-Familien lieber wie die wirklichen Fans des Fussballs, diejenigen, die Woche für Woche bei Wind und Wetter ihr Herzblut für ihre Vereine geben und in der wirklichen, oft unspektakulären oder gar tristen Fussballwelt leben (müssen). Eine Welt, die hart und ehrlich macht, eine Welt, in der man mit Oberflächlichkeit und blenderhaftem Verhalten nicht bestehen kann, weil man sofort misstrauisch durchschaut wird.
Doch für diese Leute ist kein Platz im System. Es werden Ja-Sager und gleichgeschaltete Party-Maschinen bevorzugt, die auf die Strategien der Werbe-Industrie vollstens anspringen.
Es ist ähnlich pervers wie an Fasching, wo man auf Knopfdruck närrisch und ausgelassen sein soll. Bei diesem WM-Hype kommt noch ne dicke Portion "schwarz-rot-gold" mit dazu, die im Gegensatz zum normalen Leben jetzt plötzlich omnipräsent ist und zur patriotischen Gehirnwäsche von Millionen führt. Auf einmal will jeder auf den Zug aufspringen, es gibt allerorts Fanpakete, Gewinnspiele,neue, vermeintliche Fussball-Hymnen und fast alles wird mit unseren "Helden" beworben. Allen voran diese Minus-Kruste Jogi Löw, der sich nicht mal einen vernünftigen Namen zulegen kann. Einer der miesesten Trainer, die Deutschland je gesehen hat. Und keiner merkts!
Mal davon abgesehen, daß sich ohnehin kaum ein richtiger Fan die teure Reise nach Südafrika leisten kann, fällt es anscheinend niemandem auf, daß im Allgemeinen bei Länderspielen so gut wie überhaupt keine authentische Stadion-Stimmung mehr herrscht. Das liegt daran, daß für die richtigen Fans die Karten entweder zu teuer sind oder das Stadion einfach nur schon mit den ganzen Faschings-Clowns und Funktionären vollgestopft ist. Aber DIESE Leute machen wenigstens keine Probleme. Diese Zombies singen nichts kritisches, nichts, was das Operetten-Publikum in den VIP-Logen erzürnen könnte, ja eben, eigentlich singen sie gar nichts. Außer dem monotonen und immer wiederkehrenden "Deutschland"-Schlachtruf findet man bei Länderspielen längst keine Fankultur mehr. Längst wurden die aktiven Kerne der Vereins-Fans durch Meldepflichten, Verbote und Restriktionen von dieser Bühne verbannt.
Und was daraus resultiert, kann man nicht zuletzt bei mir ablesen. Es entwickelt sich bei einem Großteil der Fans und Ultras eine Art Nationalmannschafts-Anarchie und es wird kollektiv auf solche Ereignisse geschissen.
Während ich diesen Text schreibe, läuft nebenbei mein Fernseher. Es ist unglaublich, wie man pausenlos mit dieser Scheiss-WM konfrontiert wird. Erst Nutella, dann Media-Markt mit olle Mario Barth, McDonalds und last but not least die Jogirette mit der Nivea-Werbung. ABARTIG! Und das waren nur die, die mein Unterbewußtsein zwangsläufig registriert hat.
Zum Schluss bleibt die Frage, ob mir (und meinen Gleichgesinnten) eigentlich irgendwas fehlt, wenn ich dieses Turnier nur als Randerscheinung wahrnehme. Nun eigentlich nicht.
Aber ich befürchte leider, daß die Art und Weise, wie Kommerz und Werbe-Maschinerie bei den Länderspielen Fuss fassen konnten auch die Gleiche sein könnte, die es bei unseren Vereinen schaffen könnte. Bei vielen Clubs ist dieser Prozess schon jetzt in vollem Gange und nur den bestens organisierten Fanszenen und ihrer zwischenzeitlich gewachsenen Macht in den Vereinen ist es zu verdanken, daß diese Entwicklung bisher aufgehalten oder zumindest eingedämmt werden konnte. Diesen Zustand können beispielsweise englische Fans keinesfalls von sich behaupten. Die müssen in ihren Vereinen schon jahrelang das ertragen, was uns bisher nur unser schwarzrotgoldener Promo-Zirkus berschert hat.

THIS IS FOOTBALL


THIS IS NOT



Abschliessend zum Thema noch die neue (wahre) WM Hymne!!

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