Freitag, 28. Oktober 2011

BOB DYLAN / MARK KNOPFLER
(25.10.2011 MANNHEIM)





Wenn man einen Großteil seiner Lebenszeit, seiner Energien und Ressourcen der Musik widmet, also ich meine so richtig für und mit der Musik lebt, dann kommt man über kurz oder lang um gewisse Bands bzw. Künstler einfach nicht herum. Das habe ich nun schon mehr als einmal demütig erfahren müssen. Beispielsweise Pink Floyd. Die konnte ich früher absolut nicht ab, weil die nur von sone degenerierten Möchtegern-Intellektuellen gehört wurden. Aber mit der Zeit kommt man einfach nicht drum herum, man kommt nicht drum herum, die Genialität, die Progressivität und die Einzigartigkeit dieser Band zu akzeptieren, die mit so genial sphärischen Alben wie dem Klassiker "Dark side of the moon" wirkliche Musikgeschichte geschrieben haben. Nun, ich sehe mich auch heute noch nicht als ein Fan von Floyd, aber höre das Zeugs mittlerweile sehr gern.
Ähnlich ging es mir mit Bob Dylan. Früher dachte ich, daß sei ein arroganter und abgewichster Liedermacher, der sich für den Nabel der Welt hielt.
Doch auch ich mache Fehler. Mit den Jahren erkannte ich 2 Dinge. Erstens wie schon oben erwähnt, Bob Dylan ist definitiv einer der Künstler, um die man einfach nicht herum kommt, egal wie sie sich nach aussen hin geben. Zweitens erkannte ich, wenn auch erst spät (besser als nie), welch lyrisches und in allen Belangen revolutionäres Vermächtnis dieser kleine, charismatische Mann doch bisher hinterlassen hat.
Bob Dylan ist groß, vielleicht der Größte, der noch unter uns weilt. Für mich hat es Dylan sogar geschafft, schon vor seinem Ableben, welches hoffentlich noch lange auf sich warten lässt, in die Hall of Fame zu gelangen, in die sonst auschliesslich verstorbene Größen aus Film und Musik einfahren. Klingt zwar makaber, ist aber zumindest für mich so.
Umso mehr freute ich mich, daß mir mein Mädel zu Weihnachten Karten für das Dylan-Konzert in Mannheim schenkte, bei dem kein geringerer als der Mastermind der Dire Straits, Mark Knopfler, den Support geben sollte. Was für eine Mischung, da kommt einem ja schon beim Schreiben das Glückströpfchen hoch !!
Die verfickte SAP-Kommerzarena (was macht man nicht alles für Knopfler und Dylan) war proppevoll, aber leider bestuhlt. Da kam mir schon zum ersten Mal der Wurstbrei hoch.
Das Konzert begann todespünktlich und Mark Knopfler schlenderte mit seiner Band auf die Bühne. Im Schlepptau sein Opener, der geniale Song "What it is". Was ein Hit! Schnell konnte man bei weiteren Liedern in wundervoll melancholische Tiefen abtauchen, traurig schöne Rocksongs, teilweise sehr vom irischen Folk geprägt. Nicht umsonst hat Knopfler Dudelsack, Blockflöte und Geige im Schlepptau. Das wurde manchmal dermaßen keltisch, daß man Angst haben musste, daß gleich Michael Flatley über die Bühne steppen würde.
Ein grandioses Konzert bei dem einem in jedem Song auf wunderbare Weise bewusst wurde, was für ein überaus genialer Gitarrist Knopfler doch ist und was für einen unverwechselbaren Klang er seiner Klampfe immer wieder entlockt.
Dann geschah etwas, was mir auf einem Konzert tatsächlich noch nie passierte. Als Knopfler den monumentalen, epischen und endlos schönen Dire Straits-Song "Brothers in Arms" spielte, brachen bei mir alle Dämme und mehr als nur eine Träne kullerten meine Backen entlang. Jeder, der schon gute Freunde verloren hat, die einem fast Brüder waren, wird mich vielleicht verstehen können.
Knopfler beendete seine Show mit einem weiteren Dire Straits Song, dem Hit "So far away".
Allein diese Stunde wäre schon jeden Cent des Eintritts wert gewesen, doch der Hauptact sollte ja noch kommen.
Die Bühne wurde umgebaut und da war er: the almighty, the one and only BOB DYLAN.
Und ganz anders als erwartet.
Wie sicher 75% der Halle erwartete auch ich einen eher ruhigen Gig, bei dem ein charismathischer Liedermacher seine bedeutenden Folk-Hymnen darbieten würde.
Doch sowas von weit gefehlt. Dylan spielte keinen einzigen Folk-Song, vielmehr stand er meistens hinter seinem Keyboard und kläffte mit seiner kratzigen Stimme einen Rock'n'Roll Hammer am anderen raus. Die ersten paar Songs hatte er dazu noch einen prominenten Zuwachs in seiner Band, den olle Mark Knopfler zupfte für die ersten 5-6 Songs die Saiten der Dylan-Songs. Neben den Rock-Songs gab es auch immer wieder gehörige Portionen von Blues und Country-Musik dazu, aber auf die melancholischen Polit-Balladen musste man vergebens warten.
Ich fand das sowas von geil. Nicht umsonst gibt es das ungeschriebene Gesetz: DYLAN IST DYLAN !! Und er macht, was er will! Er polarisiert, er provoziert, er rockt! Kein "Knocking on heavens door", kein " Blowing in the wind", kein " Times are a-changin" und kein "With god on his side". Vielmehr gab es unbekanntere Lieder, die weitaus weniger mainstream waren, aber dafür bis aufs Knochenmark rockten oder groovten. Beispielsweise Songs wie "Mississippi", "Highway 61 revisited", "Thunder of the mountain" oder "Leopard-Skin pillbox hat" hätten die Halle eigentlich komplett ausflippen lassen können. Ja,richtig gelesen, leider nur der Konjunktiv, denn drei Gründe sorgten dafür, daß kaum wirkliche Stimmung aufkommen konnte.
1.) hatten wie fast alle deutschen Publikums auch dieses weitgehend einen Stock im Allerwertesten.
2.) waren massig 0815-Allesverwerter am Start, die wahrscheinlich auch schon auf Pur oder bei Tabaluga waren und einfach das mitnehmen, was sie im Radio hören, ohne wirklich was über den Künstler zu wissen. Diese sind es dann, die enttäuscht das Konzert verlassen, weil sie ja gar keine Lieder kennen und überhaupt hört es sich ja auf CD eh besser an
3.) die Hallen-Stasi tat den Rest, denn selbst den paar tanzbereiten Leuten wurde der Gang vor die Bühne versperrt, weil ja dann die ganzen Vip-Tickets nix mehr gesehen hätten.
Fuck off !!
Nun, ich kenne Dylan natürlich nicht persönlich, aber irgendwie bin ich mir sicher, daß er auf solche Leute scheisst und er natürlich trotzdem, oder gerade deswegen immer sein Ding durchziehen wird. Vielleicht kam ich auch deswegen damals zu dem Trugschluss, dieses verschrobene Genie sei arrogant!
Die bekanntestens Songs, die Dylan brachte waren "Don't think twice, its allright", das durch Hendrix bekannt gewordene "All along the watchtower" und als letztes Stück "Like a rollin stone". Dylans Art, die Songs zu singen, machte es nicht gerade einfach, jeden Song sofort zu erkennen, aber das machte mir (im Gegensatz zu einigen anderen) überhaupt nichts aus. Dylan bellte die Lieder dermassen kratzbürstig, daß sich dagegen Joe Cocker angehört hätte wie der Brillenschlumpf, aber auf diese Weise kam wenigstens richtiges Live-Feeling auf.
Mit ner ausflippenden Meute wäre es der totale Porno-Abend geworden.
Ich war von dem Abend dennoch vollauf begeistert, nicht zuletzt weil ich eines der ungschriebenen Gesetze der Musik erleben durfte, solange das noch in dieser extrovertierten Form geht:
DYLAN IST DYLAN - und daran wird sich hoffentlich nie etwas ändern.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

COCK ROBIN ( 11.10.2011 STRASBOURG)

Als ich vor ein paar Monaten von dem COCK ROBIN Konzert gelesen hatte, erhob sich mein Herz wie ein Adler in die Lüfte, so sehr freute ich mich darüber. Diese Band einmal live zu sehen, eine Band die ich seit den 80ern verehre, war eine Gelegenheit, die ich mir keinesfalls entgehen lassen konnte, auch wenn sie mittlerweile natürlich in die Jahre gekommen ist. COCK ROBIN, eine Band deren Name heute wie damals wahrscheinlich auch, den meisten Nicht-Fans unbekannt sein dürfte, deren Hits aber fast jeder kennt. Trotz ihres kommerziellen Erfolges hatte das Duo Peter Kingsbery und Anna LaCazio nie den wirklichen Durchbruch geschafft, was der Band bis heute eine Art Indie-Status verleiht. Und deshalb musste ich hin, denn auf diese Weise kann man so ein Konzert auch heutzutage noch geniessen, weil sie (wie in meinem Fall in der Strasbourger Laiterie) hauptsächlich in kleineren Läden spielen, ohne überflüssig großen Pomp und mit einer der Stimmung absolut zuträglichen Publikumsnähe. Die Kalifornier, die ja zu Beginn ihres Schaffens voll auf der New Wave-Welle surften, sind eine der Bands, für die ich auch weiter gefahren wäre. In diesem Genre würde ich das ebenfalls für Bands wie Talk Talk, die Talking Heads oder Crowded House (um nur einige zu nennen) machen, wenn es denn nochmals die Gelegenheit gäbe, diese live zu erleben.
Also waren mir auch 35 Mäuse Eintritt nicht zu viel (und im Nachhinein auch jede einzelne Maus wert!). Natürlich wollte niemand mit, also, wie so oft mal wieder war ich allein auf Tour. War mir aber schnuppe, im Gegenteil, so hatte ich meine Ruhe und konnte diesem Kult-Juwel der Musikgeschichte all meine Aufmerksamkeit widmen.
Die Laiterie war gut voll, wenn nicht sogar ausverkauft. Ca.800-1000 Leute (schwer zu schätzen) füllten die Halle. Es war aber überwiegend ein eher semi-intellektuelles Lehrer-Publikum mit Jack Wolfskin Outfits und Rollkragen-Pullis . Ab und an dachte ich mir, so ähnlich könnte es auch auf einem Pur-Konzert ausehen. Das ist natürlich nur eine Mutmassung, denn, wie ihr euch sicher denken könnt, würde ich lieber Scherben essen, als auf ein Pur-Konzert zu gehen.
Vielleicht hat es mit dem fortgeschrittenen Alter des Publikums (oder auch dem der Band selbst) zu tun, daß das Konzert pünktlich um acht Uhr anfing und auch auf auf eine Vorband verzichtete wurde. War mir auch recht. So ist man zu den Spätnachrichten wieder zu Haus. (Gott wie spiessig!)
Dann fing es an.
Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß von Beginn an eine gewisse Magie im Raum lag. Es war grandios. Kingsbery hat mit seinen fast 60 Lenzen nichts von seinem Stimmvolumen eingebüsst, au Contraire! Den Übergang von seinen nasalen Gesangs-Parts zur überschlagenden Kopfstimme, dem geheimen Markenzeichen Cock Robins, beherrscht Kingsbery wohl besser denn je und Anna LaCazio, das stimmlich perfekt passende weibliche Pendant (die irgendwie wie eine etwas weniger quietschige Cyndi Lauper klingt) hat sowieso seit jeher eine wunderschöne Stimme und sieht darüber hinaus noch fast so hübsch aus wie früher. Gut, die etwas gefüllteren Problemzonen im kausalen Zusammenhang mit der Altersschwerkraft haben auch vor ihr keinen Halt gemacht, aber dennoch kann man leicht erahnen, welche wunderschöne Frau sie einmal war (und nicht zuletzt aufgrund ihrer lasziven Ausstrahlung auch immernoch ist).
Cock Robin spielten weniger bekannte Hits, bekannte Hits und Welthits, ihr merkt, die Betonung liegt auf HITS. Denn mit jedem Song, den die Band vom Stapel liess, hauten sie einen Nagel nach dem anderen ins Brett. Und wer bisher nur die eher softeren Hits von Cock Robin kannte, wird spätestens gestern abend festgestellt haben, wie groß die Bandbreite von Cock Robin ist. Von wavigen, fast schon avantgardistischen Songs über gut gerifften Pop bis eben zu den vier fünf Welthits, die wahrscheinlich jeder schonmal im Radio gehört hat, sich aber leider nie gefragt hat, von wem zum Geier denn dieser klasse Song gerade war.
Die Band um Kingsbery und LaCazio (die im übrigen ein Paar sind, was man jede Sekunde des Konzerts förmlich spüren konnte) besteht aus drei absoluten Klasse-Musikern, die sicherlich von Tour zu Tour ausgetauscht werden. Ich denke nicht, daß das ein festes Lineup war, aber aufgrund der immensen Qualität dieser Musiker war die Band zu jeder Zeit eine Einheit, die Kingsbery am Keyboard meisterhaft lenkte, wie man es eben von einem wirklichen Mastermind erwarten kann. Dabei wirkte er aber nicht im geringsten arrogant oder extrovertiert, sondern eher bescheiden, teilweise fast schüchtern.
Von Vorteil war es natürlich auch, daß Cock Robin speziell in Frankreich viel erfolgreicher waren, als beispielsweise in Deutschland. Hätte das Konzert gestern in Karlsruhe stattgefunden, ich hätte meine Hand nicht dafür ins Feuer gelegt, ob mehr als 150 Leute gekommen wären.
Vielleicht spricht auch deshalb Kingsbery fliessend französisch, was seinem ohnehin schon omnipräsenten Charisma gerade hier bei den Froschvertilgern noch zusätzlichen Schub gab.
Und so genossen Publikum wie Band zeitlos schöne Lieder wie "WHEN YOUR HEART IS WEAK", "JUST AROUND THE CORNER" oder "THOUGHT YOU WERE ON MY SIDE" und natürlich der Evergreen "THE PROMISE YOU MADE".
Mit der Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, ging ich vollkommen glücklich aus dem Laden raus, ich bin mir sicher, daß auch sonst niemand enttäuscht nach Hause ging. Es war wie schon eben erwähnt, ein Abend voller Nostalgie, Magie und einfach zeitlos guter Musik.
Zum Schluss noch einige Videos, die vielleicht einige Funken eingefangen haben, welche COCK ROBIN an diesem Abend versprühten.
hier zuerst a Capella JUST AROUND THE CORNER

und noch das wunderschöne WHEN YOUR HEART WEAK

Montag, 10. Oktober 2011

HOUSE OF PAIN ( KÖLN 9.10.1992)














Da momentan konzert-mässig nicht allzuviel los ist, hier mal wieder ein kleiner
Schwank aus der Vergangenheit.
Ich hatte (wie sicher schon mal erwähnt) in meiner Jugend einige Freundeskreise die auch allesamt für eine gewisse Musikrichtung standen. Ich hatte Metal-Kumpels, Hardcore Kumpels und HipHop-Kumpels, die mich allesamt mehr oder weniger im jeweilgen Genre auf dem laufenden hielten. Natürlich gab es zwischen den Freundeskreisen auch gewisse Schnittmengen. Eine davon war mein Kumpel Iron Earp, der sowohl zu den HC wie auch den Rap-Kumpels gehörte. Der kam damals mit einer Hammer-Band names House of Pain an, alles irisch-stämmige Strassenjungs von der Ostküste, genauer gesagt aus Brooklyn, NYC. Noch lange bevor der Song "Jump around" und das dazugehörige Video in ganz Europa bis zum Exzess ausgeluscht waren, machte wir uns auf die Reise nach Köln wo die in Deutschland noch weitgehend unbekannten und als Geheimtip von Szenekennern geltenden Rapper im kleinen Laden Luxor spielen sollten.
Einer unserer Kumpel, ich will ihn mal DJ Quick nennen, war Schwarzer und natürlich mit von der Partie. Warum ich das erwähne, nun es war damals einfach über die Massen hinweg cool, wenn man "in Hip-Hop" machte und sogar nen Schwarzen inner Karre hatte, das gab einem eine Mords Street-Credibility, auch wenn es sich bei DJ Quick keineswegs um einen skrupellosen Strassen-Gangster handelte, sondern um einen verwöhnten dicklichen Typen, der von seinen Eltern nahezu jede Annehmlichkeit bekam und eigentlich ein sehr relaxtes Leben führte.
Aber das wusste ja niemand, zumindest niemand in Köln, schon gar nicht wenn DJ Quick ne Sonnenbrille und ne Wollmütze auf hatte.
Das Konzert war unter der Woche und Köln war damals eine echte Weltreise, aber mein Kumpel Iron hatte gerade eine neue Karre bekommen, einen gebrauchten Uno mit 70 PS, und am selben Tag, als er die Schlüssel bekam, heizten wir auch schon zu dritt gen Cologne.
Wir hatten damals einen ziemlich großen Freundeskreis, der sich über Bühl bis Achern ausdehnte, wir kannten sozusagen die ganzen HC oder HipHop Leute von dort, und glücklicherweise hatten sich zum diesem Insider-Konzert auch einige unserer Kumpels eingefunden- Ist immer ein besseres Gefühl, wenn man mit 10-15 Leuten in einer fremden Stadt ist.
Das Luxor war schon gut voll, als wir reinkamen, aber wir stellten sehr schnell fest, daß dies eines der Konzerte sein sollte, das ewig nicht anfangen sollte. So ist das halt im Underground, da muss man am nächsten morgen nicht auf der Matte stehen. Wer das doch musste, schaute halt in die Röhre.
Wir standen also mit unseren Leuten in dem Laden und hörten irgend sonem Sinnlos-DJ zu.
Bei uns dabei war auch ein Typ aus Achern, der es mächtig drauf haben sollte, er hatte so ne Spezial-Ausbildung beim Zoll gemacht. Kann ja nicht schaden, den ein oder anderen Hard Knock dabei zu haben. Auf einmal lief da so ein Typ durch die Menge, nicht sehr groß, aber schon ne Wuchtbrumme. Er hatte nur ein weisses Shirt an, n paar Tattoos auf den Armen und ne Wollmütze, die so tief ins Gesicht gezogen war, daß sie fast die Nasenspitze dieses Typen berührte. Ich denke der Typ war ein Türke oder, sah von der Statur ein wenig aus wie Mike Muir (für alle Nicht-STs, der Sänger von Suicidal Tendencies) und als er da so durch den Laden schlenderte, rempelte er fröhlich jeden an, der ihm in der Sonne stand. Falls einer aufmuckte, schaute er ihn böse an, zumindest musste man anehmen, daß er böse schaute man sah ja seine Augen nicht.
Er beugte lediglich den Kopf nach hinten, damit er an seiner Nase vorbei den Typen wenigstens schemenhaft sehen konnte, den er gerade angerempelt hatte. Gerade kommt mir der Gedanke, daß er die Leute ja möglicherweise gar nicht anrempeln wollte, sondern dämlicherweise einfach nichts gesehen hat !!! Nun denn, das Schicksal wollte es so, daß der Bursche auch an unserem Zöllner vorbei kam, der den Typen (ebenso wie ich) schon beobachtet hatte. Super-Dave vom Zoll fackelte nicht lange, als der Pöbel-Türke auch ihn anrempelte, und gab ihm sofort nen Check in den Rücken. Wir grinsten alle und freuten uns, daß WIR mit unserer Truppe "Jemand" waren. Doch zu früh gefreut, der Türke drehte sich cool zu Super-Dave um, doch er griff ihn nicht an, nein, das Ölauge zeigte einfach nur seine Beisserchen, die nämlich allesamt aus STAHL waren !!! Natürlich war das höchstwahrscheinlich nur so ein Aufsatz, aber das war ja auch egal. Es machte auf jeden von uns, DEN Eindruck, den es machen sollte. Super Dave wurde spontan etwas bleich um die Nase und machte sofort den kleinen Bückling. Sagen musste er nichts, aber seine Körpersprache sagte: OK, wenn du willst geh ich jetzt nach Hause!!!
Das war eben der Unterschied. Köln ist halt doch ein anderes Kaliber. Doch zurück zum Konzert.
Es war mittlerweile sicher elf Uhr und der DJ-Dödel scratchte sicher noch immer einen Wolf.
Doch dann ging alles ganz schnell, der DJ subtrahierte sich endlich und HOUSE OF PAIN enterten die Bühne als gäbe es kein morgen mehr. Das pickepackevolle Luxor war ein einziger Moshpit und es ging grandios zur Sache. Ein Hit jagte den nächsten, wir waren alle nach 10 Minuten schon klatschnass geschwitzt. Es war wirklich unvergesslich, eine Energie, die heute ihresgleichen auf Rap-Konzerten vergeblich sucht, bei denen das Maximum der Bewegung das herumfuchteln mit den Armen ist.
Damals war das Konzert zwar schon nach 45 (!) Minuten fertig, doch das war irgendwie scheiss egal, denn JEDER war auf seine Kosten gekommen, die Meute war völlig ausgelaugt.
Danach hiess wieder schnell in die Heimat, denn am nästen morgen warteten Schule bzw. Ausbildung auf uns.
Wie gesagt, wir alle war ja mächtig nass und rochen allesamt wie Hunde, die in den Regen gekommen waren. Doch speziell DJ Quick, unserer schwarzer Freund, schien eine ganz besondere Art von Schweiss ausgedünstet zu haben, denn er machte auf dem Rücksitz, während er in Fötus-Stellung abrazzte, einen Fleck aufs Polster, den Iron Earp nie wieder heraus bringen sollte. Dieser Fleck (zur Erinnerung, er hatte das Auto erst seit diesem Tag) begleitet ihn dann sicher 5 Jahre lange auf all seinen Wegen. Und das wir uns richtig verstehen, wir reden hier nicht von einem Fleck im herkömmlichen Sinne, das Teil hatte die Grösse einer Familien-Pizza !!!
Doch was solls, das Konzert war alle Strapazen, Entbehrungen und Flecke wert !!!
Hier noch ein Video aus dieser Zeit, das war kurz bevor H.O.P. nach Deutschland kamen, genau so ging es ab , aber natürlich ohne B-Real von Cypress Hill !!!