Montag, 23. November 2015

RAVEN
(15.10.2015 ROCKFABRIK BRUCHSAL)

So Mädels, ihr habt es ja sicher schon gemerkt, dass die Einträge hier etwas seltener geworden sind. Das hat nicht unerheblich damit zu tun, dass Papa sich wieder zur arbeitenden Bevölkerung gesellt hat, und jeder, der mal fast ein Jahr den Faulen machen durfte und Vadder Staat für sich zahlen ließ, der weiß: es ist verdammt schwierig, sich der Maloche wieder voll und ganz zu opfern. In meinem Fall geht neuerdings noch ne Menge ehemaliger Freizeit drauf. Aber jeder kommt mal im Leben der Erwachsenen an, ich jetzt halt auch!
Ich arbeite jedenfalls mit Nachdruck daran, das alles wieder in einen geregelten und wieder fruchtenden Ablauf zu zwängen, was jeden Tag ein Stückchen mehr gelingt ... sofern ich nicht plötzlich vor lauter Erschöpfung einschlafe.
Doch genug von soner Kacke, es geht ja um Musik.
Denn keine geringeren als die NWOBHM-Legende RAVEN war zu Gast. Das Trio hatte in ihrer Band Karriere lediglich einen Besetzungs-Wechsel und der ist nun auch schon fast 30 Lenze her. Die Chefs sind die die Gallagher-Brüder, ein singender Bruder am Bass, der andere krächzt nur ab und an ins Mikro und kümmert sich ansonsten äusserst eindrucksvoll um die sechs Saiten seiner Klampfe. Wer sich übrigens fragt, warum so eine Band auf einer kleinen Bühne in einem Kaff wie Bruchsal spielt, und nicht wie ihre Kollegen Maiden, Saxon oder Priest die großen Hallen füllen, der findet die Antwort keinesfalls in der Qualität der Musik... oh nein..., der Grund dafür ist weitaus trivialer: die drei sind HÄSSLICH wie die Nacht !!!
Auf dem Tourplakat oben sind sie sogar noch gut getroffen!! Aber können die noch rocken!! Die Rockfabrik war gut gefüllt, schätze mal so 200 Leute werden da gewesen sein. Erfeulicherweise auch einige Kuttenträger der jüngeren Art.
Die Gallagher-Brüder (natürlich nicht zu verwechseln mit den verstrittenen Weichflöten aus Manchester!)legten los, als hätten sie um zehn wieder im Senioren-Stift sein müssen. Tonnenschwere Riffs, eingängige Hooklines, quitschende Vocals, der Groove hatte den Saal im Nu in seinem Bann. Es war bis zum vierten oder fünften Song gerade zu fantastisch. Doch dann fing es an, etwas nervig zu werden, denn, warum auch immer, legten alle drei nach und nach schier unendliche Soli aufs Parkett, qualitativ hochwertig, aber ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch anstrengend. Kamen sie dann mal wieder mit einem Powerriff zurück zu einem Hit, war der Laden ruckzuck wieder am beben. Aber leider kochte so die Stimmung unnötigerweise immer wieder runter. Hätten sie die Show auf 10-12 Knaller-Songs reduziert, wäre sie perfekt gewesen. Zwar kürzer wie erwartet, dafür unbändige Power am Stück. Unterm Strich war es natürlich dennoch ein geiles Konzert des Trios aus Newcastle, die, und das war die wahre Quintessenz des Abends, dieses Metal-Ding ehrlich und vollens leben, wie wahrscheinlich kaum eine andere Band mit vergleichbarer Historie.
Am besten ist es wahrscheinlich, die Band bei einem größeren Festival zu sehen, denn dort müssen sie das Ganze auf das Power-Minimum reduzieren.
Auf alle Fälle eine geiler Abend voll antiquiertem und gleichzeitig herrlich frischem Heavy Metal, so wie er sein soll!

Mittwoch, 4. November 2015

MIKE TRAMP
(03.10.2015 FESTHALLE DURLACH

Die Karlsruher Rock-Band WICKED SENSATION, die sich schon über die regionalen Grenzen hinaus einen ordentlichen Namen gemacht haben, wollen mit diesem ersten Konzert eine Art kleines Festvial etablieren, welches den Titel "Night on Fire" tragen soll. Diese erste Ausgabe beeinhaltete drei Bands, die erste verpasste ich (wie fast immer). Soll aber auch net der Überhammer gewesen sein. Der nächste Act, eben WICKED SENSATION, spielte dann sozusagen die Rolle des selbsternannten Co-Headliners. Woran ich die Aussage festmache? Diese Vögel spielten fast zwei Stunden!!!! Nichts gegen die Musik, das ist astreiner Hardrock von klasse Musikern, aber nach ner Stunde wäre es gut gewesen, irgendwann konnte ich es kaum erwarten, daß die Burschen endlich Platz für die wirkliche Hauptattraktion des Abends machten. Falls WS bei jedem Konzert als Co-Headliner auftreten wollen, kann ich mir künftig noch etwas mehr Zeit lassen, bis ich dort aufschlage. Den Meisten der ca. 3-400 Leuten ging es ähnlich und fast alle wollten eigentlich nur einen sehen;
Und das war MIKE TRAMP, Ex-Voice der Glamrock-Legende WHITE LION und auch der etwas unbekannteren Band FREAK OF NATURE. Und da ihm zwei Bands nicht genug waren, hat er sich noch ein fettes Solo-Programm zugelegt. Wobei diese Sachen dann teilweise eher in die folkige Rock-Ecke gehen. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Aber das was dann kam, war komplett unerwartet. MIKE TRAMP kam auf die Bühne und hatte eine Band im Schlepptau, die so aussahen, als seien sie gestern erst geworfen worden. Ne blutjunge Band, 3 Mann, alle um die 20 Jahre, Gitarrist und Bassist schienen Brüder zu sein und hatten dazu noch sone Emo-Köpfe, als hätten gerade noch die Ratten dran genagt. Mitten drin MIKE TRAMP, der fast schon der Opa der Jungs hätte sein können. Der Gute steht zwar noch bestens im Saft, aber die Jahre der Exzesse sind auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen und so sieht er schon etwas verlebt aus, wenn man genauer hinschaut. Aber kann der Junge noch singen !!! Dazu noch ein exzellenter Gitarrenspieler, was er beeindruckend an seiner Akkustik-Klampfe bewies. Mein vorübergehender Schock, wie jung und unpassend seine Band doch schien, verwandelte sich schnell in purste Begeisterung. Selten so talentierte Jungs gesehen, die das gesamte Repertoire von MIKE TRAMP perfekt präsentierten. Schnell war die ganze Halle im Banne des TRAMP. Alte LIONs und neue TRAMPs,wirklich alles wurde geboten. Das allein wäre schon Grund genug gewesen den Abend zu feiern. Aber garniert wurde das Ganze noch von mörder-witzigen und kurzweiligen Anekdoten aus der Welt des Hardrock, manchmal zum Schmunzeln, manchmal nachdenklich, meistens zum totlachen. Das macht eben auch einen guten Frontman aus. Was ich aber an dem ganzen Abend am beeindruckensten fand, ist die Liebe zur Musik, die MIKE TRAMP wirklich lebt. Mit WHITE LION hatte er den großen Erfolg, spielte in vollen Stadien und Hallen, war weltbekannt, heute tingelt er mit einer Nachwuchs-Band durch die kleinen Clubs und macht immernoch einfach gute Musik. Und im Gegensatz zu manch anderem, bei dem sowas armselig wirkt, macht TRAMP das voller Stolz und Leidenschaft. Für mich ein großer Abend mit einem großen Mann (und einen schier endlos spielenden Vorband ;-) Höhepunkt des Abends war natürlich der Welthit "When the Children cry" und als Zugabe gabs noch "Southbound" von den legendären THIN LIZZY.
Was war das für ein geiler Abend!
Beste Grüße gehen an Air Guitar Armin nebst Kumpan Markus!