Dienstag, 19. Januar 2016

SCORPIONS / EUROPE
(26.11.2015 ZENITH STRASBOURG)

Seit Ewigkeiten wollte ich schon EUROPE sehen, eine absolut geile Hardrock-Band, die man damals, zu ihren Glanzzeiten, keinesfalls mögen durfte, anderenfalls wären einem ein Zacken aus der knallharten Metal-Krone gefallen, wenn man solche "Wimps" unterstützt hätte. Doch heute ist alles anders, ich bin reif und weiß, was mir gefällt. Egal hinter wieviel Haarspray oder Makeup sich eine Band versteckt bzw. versteckt hat.
Und im Gegensatz zu vielen anderen Bands dieser Zeit und dieses Genres schaffen es EUROPE auch heute noch, erstklassige Alben abzuliefern. Also musste ich da jetzt endlich mal hin. Ursprünglich sollte mein Weg mich ins schweizerische Pratteln führen (wo sich übrigens verwunderlicherweise die Creme de la Creme der Metal und Rock-Szene die Klinke in die Hand gibt), doch das bekam ich dann zeitlich nicht hin. Dort hätten EUROPE Freitags alleine gespielt. Da das aber wie gesagt nicht klappte, hatte ich Donnerstags die Alternative, ins weitaus nähere Strasbourg zu fahren. An diesem Konzert war aber ein Haken, ein Haken in Form eines Skorpions-Stachels! Denn bei dieser Show war EUROPE nur Support und zwar für keine geringeren als die deutsche Hardrock-Legende SCORPIONS. Der Haken bestand nicht unbedingt darin, dass ich nicht der allergrößte Fan der Hannoveraner bin, sondern dass es durch die Jungs um Klaus Meine weitaus teurer sein sollte als die Show in der Schweiz. Gegen Strasbourg hätte eigentlich auch noch ein weiterer und ziemlich bedenklicher Aspekt gesprochen: zwei Wochen vorher geschahen die Terror-Anschläge von Paris. Deshalb wusste ich nicht, was mich dort ertwarten würde, geschweige denn ob das Konzert überhaupt stattfinden würde. Aber ich wäre nicht ich, wenn mich sowas von einem Konzert abhalten würde. Das Zenith gab bekannt, dass alle Konzerte stattfänden, man solle nur etwas längere Wartezeiten einplanen.
Ohne den Opfern von Paris gegenüber pietätlos zu sein spekulierte ich darauf, vor Ort noch ne günstige Karte zu bekommen, denn die Panikmache war sicher so groß, dass da sicher der ein oder andere lieber zu Hause bleiben würde und somit vielleicht noch n schmales Ticket abzugreifen sei.
Natürlich ging ich dieses Projekt mal wieder alleine an. Als ich nach ziemlich langem Anfahrtsstau an der Halle ankam, wurde man von schwer bewaffneten Polizisten empfangen, die jedes Auto samt Insassen inspizierten. Das war im übrigen der Grund für den Rückstau, der bis auf die Autobahn reichte! Als ich durch die Kontrolle durch war und die Karre auf dem großen Parkplatz abgestellt hatte, staunte ich nicht schlecht, als ich sah, dass die Warteschlange der Halle bis auf den Parkplatz reichte!! Das waren sicher 500 Meter bis zum Zenith! Ich bildete mir ein, schlauer als der Rest zu seine und schlich mich an der Schlange vorbei, denn meistens gibt es an anderen Eingänge kürzere Schlangen, denn die meisten Menschen sind in dieser Hinsicht wie dämliche Schafe: an der ersten Schlange, die man sieht, stellt man sich hörig an ohne auch nur irgend etwas am Ablauf in Frage zu stellen. Nun, sehr viel schlauer war ich dann aber auch nicht, es gab zwar tatsächlich an anderen Eingängen kürzere Schlangen, aber diesen waren auch noch 200-300 Meter lang. Es war unglaublich. Und ich hatte ja noch nicht mal ne Karte. Doch plötzlich war ich wieder schlau, denn meine Prognose bewahrheitete sich und ich hatte schnurstracks für nen Fuffi ein Ticket geschossen. Normaler Preis waren stabile 75 Mäuse! Ich stellte mich an der vermeintlich kürzesten Schlange an.
Schnell war klar: das wir zäh. Die Leute bewegten sich mit der Geschwindigkeit von tropfendem Baumharz. Als ich noch etwa 50 Meter vor mir hatte, hörte ich aus dem Halleninneren bereits Musik. Ich betete, dass da noch nicht EUROPE seien, schliesslich standen ja auch noch sicher 1000 Leute auf dem Vorplatz, da fängt man ja normalerweise etwas später ab. Weitere 30 Minuten Später war in denn endlich drin. Der Saal war zum Bersten voll und, ja natürlich, EUROPE waren schon voll im Gange. Ich sah noch ganze drei Songs (und einen halb) und prügelte in Gedanken vor lauter Wut einige nach Schweiß stinkenden Elsässer durch die Gegend(und davon gibts ne Menge!).
Nach Europe, welche mich selbst mit diesen dreieinhalb Liedern komplett überzeugten, wurde die Bühne umgebaut und alles für die SCORPIONS vorbereitet. Es waren sicher 10-12.000 Leute da (eher mehr). Man kann ja über die Deutschen sagen was man will, aber was diese Band an Musikgeschichte geschrieben hat, ist schon aller Ehren wert. Und damit meine ich nicht mal das ausgeleierte "Wind of change". Wenn man sich eingängig mit Rockmusik befasst, stößt man immer wieder und immer wieder auf zwei Namen: Michael Schenker und Uli Jon Roth. Beide sind ja nicht mehr Teil der Band, aber speziell der erstgenannte war wohl einer der einflussreichsten Gitarristen der Rockgeschichte. Allein dafür muss man die Band schon würdigen, auch wenn sie bis heute nur noch einen kleinen Teil des Mythos erhalten konnte. Und ganz nebenbei, 50 Jahre Bandgeschichte sind halt auch ne Nummer, die man erstmal schaffen muss. Lange Rede, die Show ging los. Der Sound war bombastisch und schnell war klar, dass an diesem Abend die Band zwei Gesichter zeigen sollte: das "Wind of Change"-Gesicht (weswegen leider der Großteil da war) und das "Blackout"-Gesicht. Zweiteres sollten einen schlichtweg UMPUSTEN !! Da kippten schon einigen "Radiohörern" die Kinnladen runter, denn manche Klassiker rockten teuflisch hart ab. Musikalisch sind die älteren Herrschaften natürlich sehr gut und perfekt eingespielt, wenn auch speziell die Künste von Rudolf Schenker nicht an die seines Bruders heran kommen. Auch der amerikanische Schlagzeuger James Kottak schwingt die Stöckchen nicht schlecht, aber die Show, die der abzieht, ging mir voll auf den Senkel. Das minutenlange Drumsolo namens "Kottak-Attack", bei der das gesamte Drumkit unter die Hallendecke gehieft wurde, hatte seinen dramaturgischen Höhepunkt, indem Kottak in 20 Meter höhe ungesichert auf den Trommeln stand und (natürlich) die französiche Flagge schwenkte. Nichts gegen Anteilnahme, aber sowas ist einfach nur "Fishing for Compliments".
Egal, die Show war klasse, alte und neue Hits, alles was ich hören wollte, einiges was ich hören musste, und Zugabe war das zwar schwülstige, aber dennoch immergrüne "Still loving you". Dabei verdünnisierte ich mich dann um einigermaßen gut aus dem riesigen Parkplatz-Komplex heraus zukommen. Ich war mir sicher, dass sie alle Hits runtergeleiert hatten. Doch beim späteren checken der Setliste musste ich leider feststellen, dass ich noch "Rock you like a hurricane" verpasst hatte. Den Knaller hätt ich gern noch gesehen.
Auch wenn die SCORPIONS nicht mehr lange unterwegs sein werden (sind ja erst seit 5 Jahren auf der dritten Abschiedstour und haben seit Bandauflösung bereits 4 neue Alben raus gebracht), bin ich froh, sie einmal richtig gesehen zu haben. Das reicht aber auch, es sei denn es gibt mal ne Reunion mit Michael Schenker und/oder Uli Jon Roth!!!

Montag, 18. Januar 2016

ASD
(16.11.2015 SUBSTAGE KARLSRUHE)

Wie im vorherigen Blog ja geschrieben war ich ja an dem Abend bei olle Joan Armatrading. Der Plan war von vornherein nach der Tollhaus-Show noch rüber ins Substage zu schlendern und mir den Rest von ASD reinzuziehen. Ich war ja noch nie ein Fan des deutschen HipHop, aber wenn schon mal zwei so Hochkaräter vor der Türe stehen, dann schaut man doch mal vorbei.
Und was ich da zu sehen bekam war im wahrsten Sinne der Protagonisten DE LUXE!
Es waren so um die 300-400 Leute da, eigentlich nicht übermäßig viel, dafür aber ne gute Szene-Dichte und tausend Mal emotionaler als jede dreimal so große Teenie-Meute von hirnlosen KIZ,Cro oder Casper-Fans, oder was sich sonst heutzutage noch "Rap" nennt. Ich war sofort gebannt, denn die Skillz der beiden (wer es nicht weiß, ASD bestehen aus Afrob und Sammy Deluxe) waren erste Klasse! Endlich mal wieder wirklicher Rap mit ansteckendem Flow, guten und vor allem in den Rhythmus passenden Texten und authentischer und geballter HipHop-Mentalität. Wenn man mal die deutschen Lyrics ausblendete, hätte man teilweise glatt meinen können, man würde da grad einem der großen Ami-Acts aus den 90ern zuhören. Turbogeil, auch wenn ich nur noch ca. 45 Minuten des Konzertes sah.
Und endlich ... ENDLICH sah ich auf nem Rap-Konzert mal wieder Leute umher hüpfen und einander anmoshen. Dieser Ausklang des Abends hatte es weiß Gott in sich und bewegte meine Sichtweise auf (gestandene!) deutsche Rapper um ein gehöriges Stück in Richtung Respekt.