Mittwoch, 23. Dezember 2015

JOAN ARMATRADING
(16.11.2015 TOLLHAUS KARLSRUHE)

Wer sich regelmäßig meinen Blog antut, der kann sich vielleicht an den Beitrag erinnern, in dem ich beschreibe, wie die Dramaturgie mancher Szenen in Filmen oder Serien durch den passenden Song regelrecht explodiert.
Und bei einer dieser dort beschriebenen Szenen aus Miami Vice sprengte ein Song (Dark Truth) meine Sinne, gesungen von einer gewissen Joan Armatrading . Offengestanden hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie von dieser Dame gehört. Nachdem ich also erleuchtet war, wollte es das Schicksal, dass eben jene Künstlerin zufälligerweise einige Monate später ins Tollhaus kommen sollte. Da musste ich natürlich hin.
Leider schreckten mich zwei Dinge im Vorfeld ab. Der stolze Preis von 35 Mäusen und die Tatsache, dass das Tollhaus an diesem abend komplett bestuhlt sein sollte. Na ja, sone Soul/Blues-Diva kann man durchaus auch mal im sitzen erleben, aber man weiß halt schon vorher: an so nem Abend bleibt die Luzie eher ungetanzt!
Dennoch wollte ich hin, ich spekulierte auf ne günstige Schwarmarkt-Karte was auch hervorragend klappte. Schnell hatte ich ein Ticket für 25 Steinchen eingetütet. Also nix wie ning, Vorband bzw. Vorsänger war ein blass-rosa Typ namens Ben Holland, so ne windige Fahhrad-Speiche, die sich hinter der Stange eines Verkehrsschildes verstecken könnte und sich höchstens 2 mal im Jahr die Haare abkauen lässt. Aber konnte das Jungchen singen!!! Wirkliches Hitpotential, klang etwas wie Bob Dylan und manchmal hörte man sogar etwas die folkige Seite vom Boss heraus. Auf alle Fälle ein SingerSongwriter, der sich etwas von der schlitzpissenden Masse absetzt auch wenn er so wie alle ausschaut.
Joan Armatrading kam danach mit ihrer E-Gitarre völlig unspektakulär in unspektakulärem Outfit auf eine unspektakulär aufgemachte Bühne. Man hätte fast annehmen können, sie wollte einen eher unspektakulären Auftritt inszinieren!
Doch entgegen aller Vorzeichen sollte die Show dann visuell doch eher unspektakulär werden. Joan spielte ihre Songs, von denen ich herzlich wenig kannte (obwohl ich miitlerweile natürlich einiges Material gesichtet habe).Einige Lieder waren wirklich atmosphärisch, manche ziemlich rockig, eigentlich war von allem was dabei, sei es Blues, Soul oder Rock dabei. Das wirklich beeindruckende aber war eine Dia-Show in der Mitte des Konzertes, in der Joan Armatrading auf die Stationen und Highlights ihrer Karriere einging.
SCHEISS DIE WAND AN !!! Was hat die denn alles erlebt bzw. mit wem hat die schon die Bühne geteilt!!
Ich weiß nicht mehr alle, aber da waren so Namen wie Eric Clapton, Elton John, Paul McCartney oder Bob Dylan dabei. In Südafrika traf sie Nelson Mandela und spielte bei einem Anti-Apartheid-Konzert vor 200.000 Menschen.
Die Liste war weitaus länger und beeinhaltet noch ne Menge anderer großer Namen und Ereignisse. Eigentlich ist Joan Armatrading ein Weltstar, den hier irgendwie kaum einer kennt. Klar, das Tollhaus war voll, aber eben hauptsächlich mit Insidern (und mir). Aber trotz des imposanten Lebens dieser Frau und den eigentlich guten Songs sprang der Funke bei mir nicht über. Es war kurzweilig aber nicht umhauend.Zuviele Songs fand ich eher mittelmäßig.Auch ihre eher einfachen Gitarren-Soli, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurden, beeindruckten mich nur wenig, sehe ich doch Woche für Woche die virtuosesten Klampf-Künstler der Welt. Mag auch sein, dass ich den ganzen Abend auf dieses eine Lied wartete, weswegen ich hier war. Doch dieser Wunsch sollte unerfüllt bleiben. Der Song "Dark Truth", der mir von Konserve schon durch Mark und Bein geht, wird mir wohl live niemals mehr vergönnt sein. Unterm Strich war ich aber doch froh dort gewesen zu sein, denn diese Frau ist eine "grande Dame" der Musikgeschichte, auch wenn sie den meisten Menschen (nebst mir, zumindest bis vor einem halben Jahr) gänzlich unbekannt ist.

Dienstag, 8. Dezember 2015

TEN YEARS AFTER
(30.10.2015 REITHALLE RASTATT)

Um Gottes Willen, als ich laß, dass TEN YEARS AFTER ausgerechnet nach Rastatt kommen sollten, dachte ich offen gestanden zunächst nichts Gutes. Ne zwar kultige, aber doch etwas abgehalfterte Truppe in der musikalisch nur noch durch Orte wie Dudenhofen oder Reitzenhain getoppten Provinz. Das konnte ja was werden. Aber endlich einmal wurde ich lügen gestraft. Es sollte in allen Belangen der HAMMER werden. Mit dabei wie immer Musikkenner Armin (der ab und an seine Jacke mit hochgestrupften Ärmeln trägt, deshalb werd ich ihn ab und an auch einfach mal Sonny (Crocket) nennen!).
Der erste positive Schock: die Reithalle ist ein ganz cooler Laden.
Der zweite noch viel positivere Schock: Die Halle war mit fast 600 Leute VOLL !!!
Das hätte ich nun wirklich in den kühnsten Träumen nicht erwartet. Vorband sah ich wegen der "langen" Anreise leider nicht ;-). TEN YEARS AFTER sind ja vier Mann, zwei davon (Ric Lee/Drums und Chick Churchill/Keys) waren schon zu Woodstock-Zeiten aktiv!! Unglaublich, dass die heute noch auf der Bühne stehen und dazu noch abartig rocken. Am Bass ist mittlerweile auch ein Großer Name: Colin Hodgkinson der schon für die "Weisseschlange" die Saiten zupfte. Der sieht zwar aus wie der Vollstrecker von Donnerlippchen und kann nur noch gebückt spielen, aber den Groove kann er niemals mehr auf die Bühne gebracht haben als heute.
Abgerundet wird das Lineup von einem Jungspunt namens Marcus Bonfanti, der erst seit 2014 mit dabei ist und Gitarre und Stimmbänder bedient. Und ich übertreibe jetzt nicht, aber was dieser Junge leistet, kann man nur mit einem Wort beschreiben: GENIAL!
Ein über alle Maßen talentierter Frontmann, Gitarrist und Sänger, der die Songs mit so großer Leichtigkeit performte, dass er dabei getrost seinen Kopf schütteln konnte und oft minutenlang nicht auf die Gitarre schauen musste, nicht einmal bei den durchaus hochwertigen Soli. Ich weiß, ich neige oft zu Übertreibungen, aber DAS war wirklich fantastisch. Keiner der Anwesenden konnte zappelfrei stehen bleiben, irgendwas zuckte bei jedem.
Hier eine kleine Kostprobe aus meiner (Handy)Feder, in der Mitte des Videos sieht man übrigens Armin so richtig abhotten! Wenn man übrigens in manchen Songs den Orgelsound von Chick Churchill hört, dann kann man schon erahnen, wo olle Jon Lord damals seine Inspiration her nahm, das Ganze bei den Purples einzusetzen.
Das Konzert war einmalig gut und macht mächtig Lust auf mehr, und wenn man die älteren Herren da rocken sah, kann man auch davon ausgehen, daß die sicher nochmal irgendwo auftauchen werden ... hoffentlich!!
Wenn ja, dann sollte das für ALLE Musikfans nicht EIN sondern DER Pflichttermin sein! Jedenfalls ist von der Legende TEN YEARS AFTER noch ne Menge übrig und der fehlende Rest wurde mehr als adäquat ersetzt!
Beste Grüße an Sonny Crocket (der heute nicht mehr so viel Schaumfestiger braucht als zu den glorreichen Vice-Zeiten!)