Mittwoch, 20. November 2019

ALCATRAZZ
(10.10.2019, 7ER CLUB MANNHEIM)

Es ist wie es ist: eine Band, im speziellen eine Metal-Band, steht und fällt mit zwei Komponenten:
1. dem Sänger und
2. dem Gitarristen.
Und zwar genau in der Reihenfolge!
Deshalb passe ich auch oft bei Konzerten von Gruppen, deren aktuelles Lineup, wenn überhaupt, nur noch aus dem Bassisten oder dem Drummer der Ursprungs-Formation besteht.
Der Sound wird einfach maßgeblich durch Gesang und Gitarrenspiel geprägt,das macht nunmal den Großteil der Identität aus.
Im Falle der Metal-Legende ALCATRAZZ allerdings genügte mir schon die Tatsache, der Original-Sänger GRAHAM BONNET mit von der Partie war.
Eine DER Stimmen der Metal- und Hardrock-Geschichte, ebenfalls bekannt durch sein Engagement bei IMPELLITTERI,
der MICHAEL SCHENKER GROUP, der japanischen Metal-Legende ANTHEM und natürlich allen voran bei RAINBOW, deren Hit "Since you've been gone" unter anderem durch Bonnets perfekt passende Stimme
zu einem Welthit wurde.
Wäre der Original-Gitarrist noch mit dabei gewesen, hätte das, gelinde gesagt den Rahmen des 7er-Club gesprengt: denn dieser war ja kein geringerer als der Saiten-Magier YNGWIE MALMSTEEN!!!
Und selbst dessen zwischenzeitlicher Nachfolger hätte die Massen angezogen wie kaum ein anderer, den für knapp ein Jahr spielte auch ein weiterer Gitarren-Gott bei ALCATRAZZ: STEVE VAI !!!
Diese beiden ersetzt in der aktuellen Besetzung aber auch kein Leichtgewicht: Joe Stump! Zwar nie in einer wirklich großen Band aktiv, aber dennoch ein unglaublich guter, wenn auch pott-hässlicher Gitarrist, der seinen Stil tatsächlich auch dem großen MALMSTEEN gewidmet hat!
ALCATRAZZ lockte circa 100 Leute in den 7er Club, eigentlich lächerlich wenig bei so einer Stimme, aber der Laden ist ja nicht groß
und sogar mit diesen 100 Gästen kam eine gut gefüllte Atmosphäre zustande.
Bonnet machte zunächst einen ungluablich alten und senilen Eindruck, er konnte nur schlecht laufen und hatten auf den ersten Blick wohl seine Zähne vergessen. Schlagartig schoss einem der Gedanke durch den Kopf, wie der denn dann noch die Töne treffenn will???
Doch alles löste sich blitzartig auf, der schlechte Gang kam von einer Hüft-OP, und bei ersten überschwenglichen lachen sah man
auch sämtliche Tasten des Beiss-Klaviers, einige, vielleicht sogar alle, generalüberholt, aber dennoch vollumfänglich vorhanden.
Und was dieser Mann gesanglich noch drauf hat, das geht im wahrsten Sinne auf kein Zwerchfell!!
Der hat höhen Töne dermaßen laut und klar gesungen, dass es mir tatsächlich in den Ohren weh tat.
Und das mit fast 72 Lenzen auf dem Buckel!!!. Absolut grandiose Leistung!
Der Abend war geprägt durch alte ALCATRAZZ-Hits wie "Hiroshima mon Amour", "Island in the Sun" oder "too young to die, too drunk to live" und ebenso eine Ansammlung von Hits, bei denen Bonnet im Laufe seiner Jahre bei anderen Bands mitgewirkt hatte. Dabei natürlich die RAINBOW-Knaller "All night long", "Lost in Hollywood" oder "Since you've been gone", dazu noch ein paar Esslöffel IMPELLITTERI und zum Abschluss wurde das Ganze garniert mit einer Handvoll BONNET und MSG Songs. Das war sozusagen eine Reise durch die Hardrock-Geschichte.
Ein Konzert, das seines gleichen sucht: ein geiler Sänger, der an diesem Abend trotz aller Handicaps in Hochform war und ein irrer Gitarrist, dessen Spiel dem Wahnsinn nahe kam und der agierte, wie ein tollwütiger Gorilla (und irgendwie auch so aussah).
Wer nicht dabei war, hat definitv was verpasst!

Freitag, 15. November 2019

FILMTIPP: JOKER

In Zeiten, in denen die Comic-Universen MARVEL und DC ihre Outputs so ziemlich ausgereizt haben und es aufgrund der Reizüberflutung selbst DieHard-Fans schwer fällt, die verschiedenen Handlungsstränge und Verknüpfungen nachzuvollziehen, in solchen Zeiten müsste ein weiterer Streifen über DEN Comic-Bösewichten schlechthin, den JOKER, auf jeden Fall etwas besonderes sein. Um herauszustechen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen müsste dieser Film entweder von den Effekten und der Handlung her schier unglaubliches bieten, um die Leute in die Kinos zu locken, oder .... oder es müsste einfach ein begnadeter Schauspieler her, der dieser Rolle ein neues, und noch kaputteres Leben einhaucht, als seine bisherigen Vorgänger. Den eines ist sicher: mit Jack Nicholson, Heath Ledger und Jared Leto (letzterer wollte den neuen JOKER angeblich sogar verhindern) haben sich bereits einige Hochkaräter an dieser Rolle versucht.
Jeder auf seine Weise, und jeder, meiner Meinung nach, ziemlich nah an der zeitgenössischen Perfektion. Klar, Nicholson war noch sehr plakativ und comicartig und nah an der Komik der früheren Batman-Comics, aber gerade deshalb eine klasse Vorstellung. Heath Ledger nahm einige Jahre später die Komik der Rolle auf und paarte diese mit dem durchgeknallten Verhalten eine kranken Psychopathen. Ebenfalls eine phantastische Vorstellung.
Und Jared Leto wiederum interpretierte die Rolle des psychopathischen Joker auf eine Art und Weise, bei der sich selbst der Zuschauer wünschte, dass dieser kranke Typ doch endlich in eine Zwangsjacke gesteckt wird. Also Mission ebenfalls vollstens erfüllt. Alle drei bisherigen JOKER-Darbietungen fand ich klasse und der Zeit entsprechend genial umgesetzt.
Und dann kam Joaquon Phoenix !!
Obwohl ich grundsätzlich gar nichts drauf gebe, wie andere einen Film beurteilen und ich immer so unvoreingenommen wie möglich einen Kino-Saal betrete, nahm ich dennoch zwei Dinge mit, die ich von anderen gehört hatte:
1.) der Film ist überaus brutal
2.) Phoenix würde das gut spielen
Und wie so oft konnte man beide Aussagen komplett in die Tonne treten. Ja, es gibt 1-2 brutale Szenen, aber deswegen den Film als "überaus brutal" zu bezeichnen ist kompletter Humbug!!
Gemessen am neuen RAMBO ist das lediglich ein inkontinenter Senioren-Nachmittag!
Und nein, Joaquin Phoenix spielt die Rolle nicht "gut", das wäre die Untertreibung des Jahrzehnts.

Er spielt sie in höchstem Maße brilliant!!!

Selten hat mich eine schauspielerische Leistung dermaßen beeindruckt, vielleicht sogar noch nie zuvor?! Phoenix zieht einen regelrecht in seinen neurotischen Bann. Tatsächlich war ich wie gefesselt.
Selbst den mitwirkenden Altmeister Robert de Niro spielter regelrecht an die Wand. Und das muss man ja auch erstmal schaffen! Phoenix stellt die verschiedenen Stadion des verrückt-werdens so beklemmend und hoffnungslos dar, dass es einen fast erdrückt. Aber nicht nur die Leistung des Hauptdarstellers ist grandios. Auch das Screenplay und die Ausstattung der Szenen ist so unglaublich gut. Viele Bilder sind voll trauriger Schönheit, bunt und dennoch trostlos, krank und dennoch vertraut. Das oben zu sehende Kino-Plakat zeigt dies meiner Meinung nach recht eindrucksvoll. In vielen Kinofilmen schaue ich ab und an auf die Uhr und verliere kurz den Focus, in dem ich mir spontan über irgend etwas anderes Gedanken mache. Doch der JOKER verlangte mir jede Millisekunde meiner Aufmerksamkeit ab, und das sogar über die komplette Dauer des Abspanns, bei dem sich das Gesehene erst einmal ein Platz suchen musste, um sich zu setzen.
Meinungen sind subjektiv, mag sein, dass andere absolut nicht nachvollziehen, was ich hier durch den Äther schiesse, aber meiner Meinung nach ist der 2019er JOKER einer der besten Filme, die ich je gesehen habe. SAFE !!!

Freitag, 1. November 2019

DOG EAT DOG
(20.09.2019, SUBSTAGE KARLSRUHE)

Was war das damals für ein unglaublicher Spass als DOG EAT DOG das Licht der Musikwelt erblickten. Die Musik war voll guter Laune, die Mischung zwischen Metal und Rap traf damals genau den Zahn der Zeit. Außergewöhnliches Detail der Mucke, was hinlänglich bekannt sein sollte, war der Einsatz eines Saxophones. Das passte wie die Faust aufs Auge und untermalte die positive Aura der Band. Ihr größter Coup war natürlich das 1994er Album ALL BORO KINGS, auf welchem noch Gitarrist Dan Nastasi, der den Sound der Band maßgeblich geprägt hatte, mit von der Partie war. Das kann man auch leicht an der Ableger-Combo NASTASEE erkennen, welcher der Gitarrist nach seinem Ausstieg gründete. Definitv wert mal reinzuhören. Jedenfalls waren DOG EAT DOG damals auf der (oder einer ihrer) ersten Europa-Tour und erröffneten für keine geringeren als die damaligen Harcore-Monster BIOHAZARD. Ich war damals auf der Tour, mit dabei waren noch DOWNSET (was für ein Line-Up). Und owohl BIOHAZARD mit ihrer Power und ihren Hits damals unmöglich schlechte Konzerte abliefern konnten, liefen ihnen an diesem Abend im damals altehr- und heute verabscheuungswürdigen Longhorn (ja, ich war damals öfter bei den Kesselfotzen)eindeutig den Rang ab. DOG EAT DOG räumten alles von der Platte ab und ließen für den Hauptact nur noch Krümel übrig. Die Meute tat bei dieser Show ihr übriges und rissen den Laden förmlich ein. Sicher 1.500 Leute hüpften wild durch die Gegend, den geisteskranken Stagedivern war kein Boxen-Turm zu hoch, es war einfach nur perfekt. Auch beim 1995er DYNAMO OPEN AIR waren BIOHAZARD und DOG EAT DOG am Start, weshalb einige unserer Clique damals den Weg ins "ferne" Holland antraten.
Wer dachte, dass DOG EAT DOG bei der Club Tour die Leute zum maximalen durchdrehen brachte, der sah sich in Eindhoven eines besseren belehrt. Den hier lag die Psychopathen-Mosh-Quote sicher bei 10.000 !!! Unfassbar, was da los war. Bei dieser Show erfand olle John Connor auch das eigentliche Crowd-Surfen, in dem er ein Surfbrett auf die Menge schmiss und darauf über fast das gesamte Festival getragen wurde.
Übrigens fällt mir gerade ein, dass ich glaube ich schon einmal einen Blog über ein DOG EAT DOG Konzert schrieb und dabei ebenfalls intensiv auf die glorreiche Historie einging. Bin aber grad zu faul, um nachzuschauen. Wenn dem so war, dann gibg es bei diesem Blog um eine Show in Pforzheim (Kupferdächle), die zwar auch sehr ansprechend war, aber mit nur circa 70 Leuten mehr als enttäuschend besucht war. Das ist dann halt meistens die Quittung, wenn von der Original-Besetzung einer Band nur noch ein oder zwei Leute übrig sind und musikalisch auch nicht mehr viel zählbares veröffentlicht werden konnte.
Deshalb, und nun kommen wir endlich zum eigentlichen Zweck dieses Blogs, deshalb war ich skeptisch, wieviele denn ins Substage kommen würden. Doch da kann ich schon mal die einigermaßen positive Meldung vorweg nehmen. An diesem lauen Spätsommer-Abend zog es circa 400 Fans in die Halle, für mich absolut in Ordnung. Grund für die ordentliche Menge war unter anderem die Ankündigung der Band, das gesamte Album ALL BORO KINGS zu spielen und damit sein 25 jähriges Jubiläum zu feiern. Die Stimmung war von Beginn an gut, es war fast wie ein großes Klassentreffen aus der damaligen Zeit. Und mit dem ersten Song ging der Spass auch gleich los. Die Lieder wurden gefeiert, es wurde gehüpft, gemosht und gelacht.
Der Abend hatte nur einen Haken. Das gefeierte Album ist nur gut 35-40 Minuten lang. Aus diesem Grund streute Connor immer wieder einige Rap-Klassiker ein. Das kam auch sehr gut an, denn DOG EAT DOG zog auch schon damals viele Rap-Fans an und Connor ist ein wirklich ausgezeichneter Rapper. Doch irgendwann war die Platte durch und der Großeteil der Rap-Klassiker verheizt. Und obwohl die Band ankündigte, bereits neues Material zu haben, spielten sie lieber noch einige Punkrock-Covers, was mir ehrlich gesagt dann etwas auf den Senkel ging. Doch so wie es aussah, gefiel auch das den meisten Leuten. Also alle glücklich - alles gut! Bin mal gespannt, was die neue Platte bringen wird. Sicher wird sie nicht an damalige Zeiten anknüpfen können (oder doch?), aber ich freu mich dennoch drauf.
Denn "what it is ... what it was ... and what it always will be" !!!! DOG EAT DOG ist ein Stückchen supergeile Musik-Geschichte!