Als ich vor ein paar Monaten von dem COCK ROBIN Konzert gelesen hatte, erhob sich mein Herz wie ein Adler in die Lüfte, so sehr freute ich mich darüber. Diese Band einmal live zu sehen, eine Band die ich seit den 80ern verehre, war eine Gelegenheit, die ich mir keinesfalls entgehen lassen konnte, auch wenn sie mittlerweile natürlich in die Jahre gekommen ist. COCK ROBIN, eine Band deren Name heute wie damals wahrscheinlich auch, den meisten Nicht-Fans unbekannt sein dürfte, deren Hits aber fast jeder kennt. Trotz ihres kommerziellen Erfolges hatte das Duo Peter Kingsbery und Anna LaCazio nie den wirklichen Durchbruch geschafft, was der Band bis heute eine Art Indie-Status verleiht. Und deshalb musste ich hin, denn auf diese Weise kann man so ein Konzert auch heutzutage noch geniessen, weil sie (wie in meinem Fall in der Strasbourger Laiterie) hauptsächlich in kleineren Läden spielen, ohne überflüssig großen Pomp und mit einer der Stimmung absolut zuträglichen Publikumsnähe. Die Kalifornier, die ja zu Beginn ihres Schaffens voll auf der New Wave-Welle surften, sind eine der Bands, für die ich auch weiter gefahren wäre. In diesem Genre würde ich das ebenfalls für Bands wie Talk Talk, die Talking Heads oder Crowded House (um nur einige zu nennen) machen, wenn es denn nochmals die Gelegenheit gäbe, diese live zu erleben.
Also waren mir auch 35 Mäuse Eintritt nicht zu viel (und im Nachhinein auch jede einzelne Maus wert!). Natürlich wollte niemand mit, also, wie so oft mal wieder war ich allein auf Tour. War mir aber schnuppe, im Gegenteil, so hatte ich meine Ruhe und konnte diesem Kult-Juwel der Musikgeschichte all meine Aufmerksamkeit widmen.
Die Laiterie war gut voll, wenn nicht sogar ausverkauft. Ca.800-1000 Leute (schwer zu schätzen) füllten die Halle. Es war aber überwiegend ein eher semi-intellektuelles Lehrer-Publikum mit Jack Wolfskin Outfits und Rollkragen-Pullis . Ab und an dachte ich mir, so ähnlich könnte es auch auf einem Pur-Konzert ausehen. Das ist natürlich nur eine Mutmassung, denn, wie ihr euch sicher denken könnt, würde ich lieber Scherben essen, als auf ein Pur-Konzert zu gehen.
Vielleicht hat es mit dem fortgeschrittenen Alter des Publikums (oder auch dem der Band selbst) zu tun, daß das Konzert pünktlich um acht Uhr anfing und auch auf auf eine Vorband verzichtete wurde. War mir auch recht. So ist man zu den Spätnachrichten wieder zu Haus. (Gott wie spiessig!)
Dann fing es an.
Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß von Beginn an eine gewisse Magie im Raum lag. Es war grandios. Kingsbery hat mit seinen fast 60 Lenzen nichts von seinem Stimmvolumen eingebüsst, au Contraire! Den Übergang von seinen nasalen Gesangs-Parts zur überschlagenden Kopfstimme, dem geheimen Markenzeichen Cock Robins, beherrscht Kingsbery wohl besser denn je und Anna LaCazio, das stimmlich perfekt passende weibliche Pendant (die irgendwie wie eine etwas weniger quietschige Cyndi Lauper klingt) hat sowieso seit jeher eine wunderschöne Stimme und sieht darüber hinaus noch fast so hübsch aus wie früher. Gut, die etwas gefüllteren Problemzonen im kausalen Zusammenhang mit der Altersschwerkraft haben auch vor ihr keinen Halt gemacht, aber dennoch kann man leicht erahnen, welche wunderschöne Frau sie einmal war (und nicht zuletzt aufgrund ihrer lasziven Ausstrahlung auch immernoch ist).
Cock Robin spielten weniger bekannte Hits, bekannte Hits und Welthits, ihr merkt, die Betonung liegt auf HITS. Denn mit jedem Song, den die Band vom Stapel liess, hauten sie einen Nagel nach dem anderen ins Brett. Und wer bisher nur die eher softeren Hits von Cock Robin kannte, wird spätestens gestern abend festgestellt haben, wie groß die Bandbreite von Cock Robin ist. Von wavigen, fast schon avantgardistischen Songs über gut gerifften Pop bis eben zu den vier fünf Welthits, die wahrscheinlich jeder schonmal im Radio gehört hat, sich aber leider nie gefragt hat, von wem zum Geier denn dieser klasse Song gerade war.
Die Band um Kingsbery und LaCazio (die im übrigen ein Paar sind, was man jede Sekunde des Konzerts förmlich spüren konnte) besteht aus drei absoluten Klasse-Musikern, die sicherlich von Tour zu Tour ausgetauscht werden. Ich denke nicht, daß das ein festes Lineup war, aber aufgrund der immensen Qualität dieser Musiker war die Band zu jeder Zeit eine Einheit, die Kingsbery am Keyboard meisterhaft lenkte, wie man es eben von einem wirklichen Mastermind erwarten kann. Dabei wirkte er aber nicht im geringsten arrogant oder extrovertiert, sondern eher bescheiden, teilweise fast schüchtern.
Von Vorteil war es natürlich auch, daß Cock Robin speziell in Frankreich viel erfolgreicher waren, als beispielsweise in Deutschland. Hätte das Konzert gestern in Karlsruhe stattgefunden, ich hätte meine Hand nicht dafür ins Feuer gelegt, ob mehr als 150 Leute gekommen wären.
Vielleicht spricht auch deshalb Kingsbery fliessend französisch, was seinem ohnehin schon omnipräsenten Charisma gerade hier bei den Froschvertilgern noch zusätzlichen Schub gab.
Und so genossen Publikum wie Band zeitlos schöne Lieder wie "WHEN YOUR HEART IS WEAK", "JUST AROUND THE CORNER" oder "THOUGHT YOU WERE ON MY SIDE" und natürlich der Evergreen "THE PROMISE YOU MADE".
Mit der Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, ging ich vollkommen glücklich aus dem Laden raus, ich bin mir sicher, daß auch sonst niemand enttäuscht nach Hause ging. Es war wie schon eben erwähnt, ein Abend voller Nostalgie, Magie und einfach zeitlos guter Musik.
Zum Schluss noch einige Videos, die vielleicht einige Funken eingefangen haben, welche COCK ROBIN an diesem Abend versprühten.
hier zuerst a Capella JUST AROUND THE CORNER
und noch das wunderschöne WHEN YOUR HEART WEAK
vor 4 Monaten
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