Wenn man einen Großteil seiner Lebenszeit, seiner Energien und Ressourcen der Musik widmet, also ich meine so richtig für und mit der Musik lebt, dann kommt man über kurz oder lang um gewisse Bands bzw. Künstler einfach nicht herum. Das habe ich nun schon mehr als einmal demütig erfahren müssen. Beispielsweise Pink Floyd. Die konnte ich früher absolut nicht ab, weil die nur von sone degenerierten Möchtegern-Intellektuellen gehört wurden. Aber mit der Zeit kommt man einfach nicht drum herum, man kommt nicht drum herum, die Genialität, die Progressivität und die Einzigartigkeit dieser Band zu akzeptieren, die mit so genial sphärischen Alben wie dem Klassiker "Dark side of the moon" wirkliche Musikgeschichte geschrieben haben. Nun, ich sehe mich auch heute noch nicht als ein Fan von Floyd, aber höre das Zeugs mittlerweile sehr gern.
Ähnlich ging es mir mit Bob Dylan. Früher dachte ich, daß sei ein arroganter und abgewichster Liedermacher, der sich für den Nabel der Welt hielt.
Doch auch ich mache Fehler. Mit den Jahren erkannte ich 2 Dinge. Erstens wie schon oben erwähnt, Bob Dylan ist definitiv einer der Künstler, um die man einfach nicht herum kommt, egal wie sie sich nach aussen hin geben. Zweitens erkannte ich, wenn auch erst spät (besser als nie), welch lyrisches und in allen Belangen revolutionäres Vermächtnis dieser kleine, charismatische Mann doch bisher hinterlassen hat.
Bob Dylan ist groß, vielleicht der Größte, der noch unter uns weilt. Für mich hat es Dylan sogar geschafft, schon vor seinem Ableben, welches hoffentlich noch lange auf sich warten lässt, in die Hall of Fame zu gelangen, in die sonst auschliesslich verstorbene Größen aus Film und Musik einfahren. Klingt zwar makaber, ist aber zumindest für mich so.
Umso mehr freute ich mich, daß mir mein Mädel zu Weihnachten Karten für das Dylan-Konzert in Mannheim schenkte, bei dem kein geringerer als der Mastermind der Dire Straits, Mark Knopfler, den Support geben sollte. Was für eine Mischung, da kommt einem ja schon beim Schreiben das Glückströpfchen hoch !!
Die verfickte SAP-Kommerzarena (was macht man nicht alles für Knopfler und Dylan) war proppevoll, aber leider bestuhlt. Da kam mir schon zum ersten Mal der Wurstbrei hoch.
Das Konzert begann todespünktlich und Mark Knopfler schlenderte mit seiner Band auf die Bühne. Im Schlepptau sein Opener, der geniale Song "What it is". Was ein Hit! Schnell konnte man bei weiteren Liedern in wundervoll melancholische Tiefen abtauchen, traurig schöne Rocksongs, teilweise sehr vom irischen Folk geprägt. Nicht umsonst hat Knopfler Dudelsack, Blockflöte und Geige im Schlepptau. Das wurde manchmal dermaßen keltisch, daß man Angst haben musste, daß gleich Michael Flatley über die Bühne steppen würde.
Ein grandioses Konzert bei dem einem in jedem Song auf wunderbare Weise bewusst wurde, was für ein überaus genialer Gitarrist Knopfler doch ist und was für einen unverwechselbaren Klang er seiner Klampfe immer wieder entlockt.
Dann geschah etwas, was mir auf einem Konzert tatsächlich noch nie passierte. Als Knopfler den monumentalen, epischen und endlos schönen Dire Straits-Song "Brothers in Arms" spielte, brachen bei mir alle Dämme und mehr als nur eine Träne kullerten meine Backen entlang. Jeder, der schon gute Freunde verloren hat, die einem fast Brüder waren, wird mich vielleicht verstehen können.
Knopfler beendete seine Show mit einem weiteren Dire Straits Song, dem Hit "So far away".
Allein diese Stunde wäre schon jeden Cent des Eintritts wert gewesen, doch der Hauptact sollte ja noch kommen.
Die Bühne wurde umgebaut und da war er: the almighty, the one and only BOB DYLAN.
Und ganz anders als erwartet.
Wie sicher 75% der Halle erwartete auch ich einen eher ruhigen Gig, bei dem ein charismathischer Liedermacher seine bedeutenden Folk-Hymnen darbieten würde.
Doch sowas von weit gefehlt. Dylan spielte keinen einzigen Folk-Song, vielmehr stand er meistens hinter seinem Keyboard und kläffte mit seiner kratzigen Stimme einen Rock'n'Roll Hammer am anderen raus. Die ersten paar Songs hatte er dazu noch einen prominenten Zuwachs in seiner Band, den olle Mark Knopfler zupfte für die ersten 5-6 Songs die Saiten der Dylan-Songs. Neben den Rock-Songs gab es auch immer wieder gehörige Portionen von Blues und Country-Musik dazu, aber auf die melancholischen Polit-Balladen musste man vergebens warten.
Ich fand das sowas von geil. Nicht umsonst gibt es das ungeschriebene Gesetz: DYLAN IST DYLAN !! Und er macht, was er will! Er polarisiert, er provoziert, er rockt! Kein "Knocking on heavens door", kein " Blowing in the wind", kein " Times are a-changin" und kein "With god on his side". Vielmehr gab es unbekanntere Lieder, die weitaus weniger mainstream waren, aber dafür bis aufs Knochenmark rockten oder groovten. Beispielsweise Songs wie "Mississippi", "Highway 61 revisited", "Thunder of the mountain" oder "Leopard-Skin pillbox hat" hätten die Halle eigentlich komplett ausflippen lassen können. Ja,richtig gelesen, leider nur der Konjunktiv, denn drei Gründe sorgten dafür, daß kaum wirkliche Stimmung aufkommen konnte.
1.) hatten wie fast alle deutschen Publikums auch dieses weitgehend einen Stock im Allerwertesten.
2.) waren massig 0815-Allesverwerter am Start, die wahrscheinlich auch schon auf Pur oder bei Tabaluga waren und einfach das mitnehmen, was sie im Radio hören, ohne wirklich was über den Künstler zu wissen. Diese sind es dann, die enttäuscht das Konzert verlassen, weil sie ja gar keine Lieder kennen und überhaupt hört es sich ja auf CD eh besser an
3.) die Hallen-Stasi tat den Rest, denn selbst den paar tanzbereiten Leuten wurde der Gang vor die Bühne versperrt, weil ja dann die ganzen Vip-Tickets nix mehr gesehen hätten.
Fuck off !!
Nun, ich kenne Dylan natürlich nicht persönlich, aber irgendwie bin ich mir sicher, daß er auf solche Leute scheisst und er natürlich trotzdem, oder gerade deswegen immer sein Ding durchziehen wird. Vielleicht kam ich auch deswegen damals zu dem Trugschluss, dieses verschrobene Genie sei arrogant!
Die bekanntestens Songs, die Dylan brachte waren "Don't think twice, its allright", das durch Hendrix bekannt gewordene "All along the watchtower" und als letztes Stück "Like a rollin stone". Dylans Art, die Songs zu singen, machte es nicht gerade einfach, jeden Song sofort zu erkennen, aber das machte mir (im Gegensatz zu einigen anderen) überhaupt nichts aus. Dylan bellte die Lieder dermassen kratzbürstig, daß sich dagegen Joe Cocker angehört hätte wie der Brillenschlumpf, aber auf diese Weise kam wenigstens richtiges Live-Feeling auf.
Mit ner ausflippenden Meute wäre es der totale Porno-Abend geworden.
Ich war von dem Abend dennoch vollauf begeistert, nicht zuletzt weil ich eines der ungschriebenen Gesetze der Musik erleben durfte, solange das noch in dieser extrovertierten Form geht:
DYLAN IST DYLAN - und daran wird sich hoffentlich nie etwas ändern.
Ähnlich ging es mir mit Bob Dylan. Früher dachte ich, daß sei ein arroganter und abgewichster Liedermacher, der sich für den Nabel der Welt hielt.
Doch auch ich mache Fehler. Mit den Jahren erkannte ich 2 Dinge. Erstens wie schon oben erwähnt, Bob Dylan ist definitiv einer der Künstler, um die man einfach nicht herum kommt, egal wie sie sich nach aussen hin geben. Zweitens erkannte ich, wenn auch erst spät (besser als nie), welch lyrisches und in allen Belangen revolutionäres Vermächtnis dieser kleine, charismatische Mann doch bisher hinterlassen hat.
Bob Dylan ist groß, vielleicht der Größte, der noch unter uns weilt. Für mich hat es Dylan sogar geschafft, schon vor seinem Ableben, welches hoffentlich noch lange auf sich warten lässt, in die Hall of Fame zu gelangen, in die sonst auschliesslich verstorbene Größen aus Film und Musik einfahren. Klingt zwar makaber, ist aber zumindest für mich so.
Umso mehr freute ich mich, daß mir mein Mädel zu Weihnachten Karten für das Dylan-Konzert in Mannheim schenkte, bei dem kein geringerer als der Mastermind der Dire Straits, Mark Knopfler, den Support geben sollte. Was für eine Mischung, da kommt einem ja schon beim Schreiben das Glückströpfchen hoch !!
Die verfickte SAP-Kommerzarena (was macht man nicht alles für Knopfler und Dylan) war proppevoll, aber leider bestuhlt. Da kam mir schon zum ersten Mal der Wurstbrei hoch.
Das Konzert begann todespünktlich und Mark Knopfler schlenderte mit seiner Band auf die Bühne. Im Schlepptau sein Opener, der geniale Song "What it is". Was ein Hit! Schnell konnte man bei weiteren Liedern in wundervoll melancholische Tiefen abtauchen, traurig schöne Rocksongs, teilweise sehr vom irischen Folk geprägt. Nicht umsonst hat Knopfler Dudelsack, Blockflöte und Geige im Schlepptau. Das wurde manchmal dermaßen keltisch, daß man Angst haben musste, daß gleich Michael Flatley über die Bühne steppen würde.
Ein grandioses Konzert bei dem einem in jedem Song auf wunderbare Weise bewusst wurde, was für ein überaus genialer Gitarrist Knopfler doch ist und was für einen unverwechselbaren Klang er seiner Klampfe immer wieder entlockt.
Dann geschah etwas, was mir auf einem Konzert tatsächlich noch nie passierte. Als Knopfler den monumentalen, epischen und endlos schönen Dire Straits-Song "Brothers in Arms" spielte, brachen bei mir alle Dämme und mehr als nur eine Träne kullerten meine Backen entlang. Jeder, der schon gute Freunde verloren hat, die einem fast Brüder waren, wird mich vielleicht verstehen können.
Knopfler beendete seine Show mit einem weiteren Dire Straits Song, dem Hit "So far away".
Allein diese Stunde wäre schon jeden Cent des Eintritts wert gewesen, doch der Hauptact sollte ja noch kommen.
Die Bühne wurde umgebaut und da war er: the almighty, the one and only BOB DYLAN.
Und ganz anders als erwartet.
Wie sicher 75% der Halle erwartete auch ich einen eher ruhigen Gig, bei dem ein charismathischer Liedermacher seine bedeutenden Folk-Hymnen darbieten würde.
Doch sowas von weit gefehlt. Dylan spielte keinen einzigen Folk-Song, vielmehr stand er meistens hinter seinem Keyboard und kläffte mit seiner kratzigen Stimme einen Rock'n'Roll Hammer am anderen raus. Die ersten paar Songs hatte er dazu noch einen prominenten Zuwachs in seiner Band, den olle Mark Knopfler zupfte für die ersten 5-6 Songs die Saiten der Dylan-Songs. Neben den Rock-Songs gab es auch immer wieder gehörige Portionen von Blues und Country-Musik dazu, aber auf die melancholischen Polit-Balladen musste man vergebens warten.
Ich fand das sowas von geil. Nicht umsonst gibt es das ungeschriebene Gesetz: DYLAN IST DYLAN !! Und er macht, was er will! Er polarisiert, er provoziert, er rockt! Kein "Knocking on heavens door", kein " Blowing in the wind", kein " Times are a-changin" und kein "With god on his side". Vielmehr gab es unbekanntere Lieder, die weitaus weniger mainstream waren, aber dafür bis aufs Knochenmark rockten oder groovten. Beispielsweise Songs wie "Mississippi", "Highway 61 revisited", "Thunder of the mountain" oder "Leopard-Skin pillbox hat" hätten die Halle eigentlich komplett ausflippen lassen können. Ja,richtig gelesen, leider nur der Konjunktiv, denn drei Gründe sorgten dafür, daß kaum wirkliche Stimmung aufkommen konnte.
1.) hatten wie fast alle deutschen Publikums auch dieses weitgehend einen Stock im Allerwertesten.
2.) waren massig 0815-Allesverwerter am Start, die wahrscheinlich auch schon auf Pur oder bei Tabaluga waren und einfach das mitnehmen, was sie im Radio hören, ohne wirklich was über den Künstler zu wissen. Diese sind es dann, die enttäuscht das Konzert verlassen, weil sie ja gar keine Lieder kennen und überhaupt hört es sich ja auf CD eh besser an
3.) die Hallen-Stasi tat den Rest, denn selbst den paar tanzbereiten Leuten wurde der Gang vor die Bühne versperrt, weil ja dann die ganzen Vip-Tickets nix mehr gesehen hätten.
Fuck off !!
Nun, ich kenne Dylan natürlich nicht persönlich, aber irgendwie bin ich mir sicher, daß er auf solche Leute scheisst und er natürlich trotzdem, oder gerade deswegen immer sein Ding durchziehen wird. Vielleicht kam ich auch deswegen damals zu dem Trugschluss, dieses verschrobene Genie sei arrogant!
Die bekanntestens Songs, die Dylan brachte waren "Don't think twice, its allright", das durch Hendrix bekannt gewordene "All along the watchtower" und als letztes Stück "Like a rollin stone". Dylans Art, die Songs zu singen, machte es nicht gerade einfach, jeden Song sofort zu erkennen, aber das machte mir (im Gegensatz zu einigen anderen) überhaupt nichts aus. Dylan bellte die Lieder dermassen kratzbürstig, daß sich dagegen Joe Cocker angehört hätte wie der Brillenschlumpf, aber auf diese Weise kam wenigstens richtiges Live-Feeling auf.
Mit ner ausflippenden Meute wäre es der totale Porno-Abend geworden.
Ich war von dem Abend dennoch vollauf begeistert, nicht zuletzt weil ich eines der ungschriebenen Gesetze der Musik erleben durfte, solange das noch in dieser extrovertierten Form geht:
DYLAN IST DYLAN - und daran wird sich hoffentlich nie etwas ändern.
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