... and the legendary E-Street Band! Keine geringeren spielten damals im Münchner Olympia-Stadion auf und ich war dabei!
Auch wieder eines dieser bahnbrechenden Konzerte, die ich garantiert niemals vergessen werde.
Seit ich im zarten Alter von 13 (oder 14) Lenzen eines Sonntags mit meiner Familie meine Oma besuchte, darf ich mich mit Fug und Recht als Fan des "Bosses" bezeichnen.
Im Fernsehen (keinen blassen Schimmer mehr, was genau da lief) kam Springsteens Version von War. Natürlich war mir damals völlig schnurz, daß dieser geniale Power-Song gar nicht von Olle Bruce war. Ich war vom seinem Charisma und der alles vereinnahmenden Ausstrahlung von der ersten Sekunde an wie paralysiert. Er rotzte diesen Evergreen dermaßen ins Micro hinein, daß ihm fast die Schläuche im Hals platzten. DAS war Rock'n'Roll!
Als ich dann über die Jahre meinen Musikgeschmack ausdehnte, und ich mich hauptsächlich den härteren Gefilden der Musikwelt zuwandte, blieben vorerst einige meiner Lieblings-Bands der frühen Jugend auf der Strecke. Doch nicht mein Freund aus New Jersey! Über all die Jahre war er in meiner Musikwelt stets präsent und meine Sammlung seiner Platten wuchs mit jedem Jahr ein kleines Stück weiter.
Leider war es dann erst im Jahre 2003 soweit, daß ich diesen Ausnahmemusiker erleben durfte.
Glücklicherweise hatte er sich kurz zuvor wieder mit seiner E-Street Band vereinigt.
Für die heutzutage inflationären Ticket-Preise waren die Karten für die damalige "The Rising-Tour" noch durchaus erschwinglich und ich berappte stolze aber absolut angebrachte 55 Euro.
Ein Preis, der heute leider vollkommen utopisch klingt, wo doch ähnliche große Choriphäen wie die Stones oder Simon&Furunkel für den Eintritt teilweise mehr als 150 Steine verlangen, aber das steht auf einem anderen Blatt und soll jetzt nicht das Thema sein.
Nun denn, Springsteen - München - Olympia-Stadion!
Das Stadion (Haupttribüne und Innenraum) war mit ca. 40.000 Leuten richtig voll. Die Bühne war zwar riesig, aber dennoch schlicht gehalten. Als einziges Extra gab es eine große Leinwand, für die man später noch sehr dankbar sein sollte.
Die Band betrat die Bühne und ER betrat die Bühne. Die Leute flippten aus, ohne daß nur eine Note gespielt worden war.
Gänsehaut !!!
Springsteen hat ES einfach und JEDER bekam ne gehörige Portion davon ab!
Die Show begann mit Born in the USA, aber nicht der handelsüblichen Radio-Version, sondern eine orientalisch angehauchte Akkustik-Variante, die man auf Anhieb gar nicht unbedingt erkennen konnte.Was in den nachfolgenden 3 (!) Stunden geschah ist wahrscheinlich mit einem Wort am Besten zu beschreiben: DOPE!
Dieser Typ macht süchtig und wie ein Drogendealer verabreichte er seinen "Junkies" einen Schuss nach dem anderen.
Aber irrwitzigerweise tat er das, ohne die ganz großen Hits zu spielen. Wer auf von Radio-Stationen ausgelutsche Hits wie "Streets of Philadelphia", "Hungry Hearts", "I'm on fire" oder "The River" hoffte, der tat dies vergebens. Nicht daß mich jemand falsch versteht: das sind allesamt klasse Songs, die unter die Haut gehen, aber dennoch ist die Auswahl, die die Hörmuscheln in den Radios so vorgesetzt bekommen, doch sehr limitiert. Denn Springsteen verfügt über ein schier unglaubliches Repertoire an wunderbaren,melancholischen und hart rockenden Songs. Wem das spätestens an diesem Abend nicht klar geworden sein sollte, dem steckt der Kopf im Arsch!
Natürlich kann nicht mal der Boss 3 Stunden lang spielen, ohne nicht doch einige Hits vom Stapel zu lassen. ich kann mich unter anderem an "Born to run", "Badlands", "Dancing in the dark" und "Bobby Jean" erinnern, aber der Großteil des abends blieben doch eher unbekannter Nummern, die aber keines einzigen Falles von minderer Qualiät waren, im Gegenteil. Die Playlist hätte man nicht besser auswählen können und jede Geschichte, die in den Liedern erzählt wurde, ging unter die Haut.
Springsteen hatte schon nach sehr kurzer Zeit die Leute dermaßen im Griff, wie ich es eigentlich bis heute nie mehr erleben durfte. Er und seine Band bildeten eine perfekte eingespielte Einheit und man verlor sich mehr als einmal in einem nahezu endlosen Saxophon -oder Gitarren-Solo.
Man kann sich sicherlich denken, daß in so einem großen Stadion auf einer derart riesigen Bühne die Ausstrahlung eines Künstlers auf der Strecke bleiben könnte. Doch hier kam die Video-Leinwand ins Spiel, die Springsteen fast schon verspielt einsetzte.
In vielen Liedern gab es beispielsweise Breaks oder extra eingebaute Pausen, in denen auf der Bühne die Zeit kurz stehen blieb. Auch das Publikum war gespannt, was jetzt wohl geschehen würde. Dann wurde plötzlich das Gesicht des Bosses in Großformat gezeigt.
Und es war wirklich phänomenal, Springsteen macht nur eine Grimasse, lächelte oder riss die Augen auf, und 40.000 Leute drehten komplett am Rad, ohne das nur ein Tönchen die Boxen verlies. Dieses Spielchen wiederholten sich mehrmals, doch es war jedesmal ein absoluter Brüller und wurde so gar nicht langweilig. Natürlich wurde der jeweilige Wieder-Einstieg in den eigentlichen Song ähnlich frenetisch gefeiert, was einen niemals so richtig zur Ruhe kommen ließ, aber wer will das schon auf einem Rock Konzert.
Und oh Freunde des blutenden Ohrs, das war es wirklich: ein Rock-Konzert, welches der liebe Gott persönlich nicht besser hätte inszinieren können.
Es war jeden einzelnen Cent wert, ja dieser Ausnahmekünstler, der so normal geblieben zu sein scheint (ich bin fest davon überzeigt, daß es auch so ist), hätte auch das Doppelte verlangen können, und es wäre jeder Ethik-Kommission stand gehalten.
Auf der Rückfahrt war ich noch regelrecht high und konnte lange Zeit kaum fassen, welch sensationelles Konzert und welch außergewöhnlichen Künstler ich hier sehen durfte.
Im Internet fand ich ein Zitat ein Journalisten, welches er nach einem Springsteen-Konzert zum Besten gab:
"Ich habe die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Rock'n'Roll gesehen!"
Gut, das mit der Zukunft ist vielleicht heute, da wir das jahr 2010 schreiben, vielleicht nicht mehr ganz so aktuell, aber dennoch schliesse ich mich dieser Aussage zu 100% an. Bruce Springsteen in Verbindung mit der E-Street Band (aber sicher auch Solo) ist so ziemlich das Beste, was man seinen Gehörgängen live antun kann.
Ich bin und bleibe ein Fan des "Boss of Rock'n'Roll", und wer weiß, vielleicht steht ja in meinem Buch des Schicksals geschrieben, diesen großartigen Kerl nochmals zu erleben.
Ich wär sofort dabei ...
vor 4 Monaten
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