Natürlich war ich auch ein beigeisterter Leser des allmächtigen Metal-Hammers.
Und genau in dieser papiernen Institution (zumindest war es das damals für mich)
las ich eines Tages von einem gewissen Typen namens Matthias Herr und dessen erster Ausgabe seines Heavy Metal Lexikons. Offengestanden weiß ich heute, nach über 20 Jahren, leider nicht mehr, wie ich letztenendes zu diesem Kleinod kam, aber irgendwie hatte ich mir das Teil beschafft und dermaßen in mich reingesaugt, daß ich es mir fortan zum Ziel gemacht hatte, möglichst viele dieser Platten in die Hände zu bekommen. Von vielen der im Lexikon vorgestellten Bands hatte ich zuvor noch nie gehört, aber gerade die wurden von dem Autor dermaßen gefeiert, daß ich mir einfach sicher war, sie alle haben zu müssen.
Just zu dieser Zeit, vielleicht 2-3 Wochen nachdem ich das Lexikon erstmals in Händen hielt, ging ich Samstags mit meinen Eltern Vorzeige-Sohn-mäßig einkaufen und zwar in einen dieser großen Supermärkte, die auch über eine Musikabteilung verfügen.
Daß wir uns richtig verstehen, wir bewegen uns gerade im Jahre 1989 und obwohl die seelenlosen und sterilen CDs leider schon die Oberhand übernommen hatten, gab es in den Musikgeschäften auch noch massig gutes, altes und ehrwürdiges Vinyl.
An dem besagten Samstag, als meine Mutter gerade mal wieder mit meinem Vater um neue Bettwäsche stritt, schlenderte ich locker in die Musikabteilung und was meine Augen da erblickten, war reinstes Ambrosia. Da stand doch tatsächlich sone Gitter-Tisch-Box mit Tonnen von Schallplatten und darüber thronte das magische Preisschild: "SONDERAKTION! Jede Schallplatte für 3,99 DM " Sofort wurden die Stapel fingerfertig abgearbeitet. Die Auswahl war grandios. Es waren in der Hauptsache Hardrock- Metal- und Thrash-Platten. Aber der noch viel größere Hammer war, daß es hier auch viele DER Platten gab, welche im Lexikon beschrieben wurden. Was für ein Glücksfall! Und das in einem Supermarkt!!! Was immer den Marktleiter dazu getrieben hatte, sich diesen Posten von Juwelen in den Laden zu stellen, er soll dafür auf ewig gepriesen werden. Auf Anhieb hatte ich sicher 20 Platten , die ich liebend gerne erstanden hätte, doch leider war ich grad auf dem schmalen Taler unterwegs und meinen Vater, der mittlerweile wutschnaubend die bereits 3. Kollektion Bettwäsche in diesem Monat kaufen mußte, brauchte ich folglich auch nicht anpumpen, schon gar nicht für solche "aufgeplatzten Sofaecken" (so nannte er immer Leute mit langen verrückten Frisuren).
Zu Hause hatte ich noch etwas Kohle, also schwang ich mich am selben mittag auf mein BMX Rad und strampelte die ca. 10 km mit nur einem Gang in den Supermarkt. Damals machten die Läden nämlich samstags noch um 15 Uhr zu, als musste ich mich richtig sputen. Die Zeit reichte gerade so und ich kaufte mir schweissnass die ersten drei Platten von diesem Tisch, und es sollten nicht die Letzten sein. In den nächsten Tagen und Wochen kratzte ich alles an Kohle zusammen, was nur irgendwie ging und fuhr sicher noch dreimal per Bicicletta in den Supermarkt und immer mit nervig baumelnder Tüte am Lenker wieder zurück.
In dieser Phase meines noch jungen Lebens fanden Meisterwerke von Bands wie Bulldozer, Sacrifice, Hallows Eve, Carnivore oder Acrophet den glorreichen Weg in meinem Plattenschrank, wo sie auch bis heute ihren Ehrenplatz haben.
Doch leider hat diese fast schon märchenhafte Geschichte auch einen bitteren Haken. Ich hatte die beiden ersten Ausgaben (insgesamt gibt es fünf) dieser Lexikon-Reihe. Und der Herr ist mein Zeuge, ich habe leider keinen blassen Schimmer mehr, wo ich die Dinger hin habe.
Und als ich neulich mal wieder bei Ebay herumstöberte, fand ich eines der Bücher, welches für mehr als 40 Euro den Besitzer wechselte. Und ich dämliche Wurst finde meine beiden nicht mehr.
Vielleicht fragen sich jetzt einige, warum ich euch diese Anekdote aus meinem Leben erzähle.
Wer besonders alten und klassischen Metal und Thrash mag, der findet in diesen Büchern einen gut geschriebenen und kompetenten Führer durch die Welt der kreischenden Gitarren. Und sicher ist hier auch die ein oder andere Band beschrieben, deren Platten oder CDs man lohnenderweise auch heute noch anchecken könnte.
Und falls eines dieser Bücher zufällig bei irgend jemandem zu Hause rumgammelt oder man die Möglichkeit hat, eines in die Finger zu bekommen, dann findet derjenige einen überaus dankbaren Abnehmer, nämlich mich!
VIVA LA VINYL !!!
METAL UP YOUR ASS !!!
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