Montag, 13. August 2012

FESTIVAL LÉZ'ARTS SCÉNIQUES (SÉLESTAT 27.07.2012)

Bereits 2008 war ich auf diesem Kleinod von Festival zu Gast. Das malerische Sélestat (dt. Schlettstadt) läd seit mehr als 10 Jahren schon zu diesem Festival ein, bei dem man drei Tage lang die unterschiedlichsten Bands sehen kann. Und oftmals sind die Zusammensetzungen recht abenteuerlich. Beispielsweise konnten wir 2008 an einem Tag die Psychobilly-Legende REVEREND HORTON HEAT sowie die TOY DOLLS und die REAL MCKENZIES sehen, aber ebenso spielten die finnischen Cello-Metaller APOCALYPTICA oder die französische Dub-Band EZ3KIEL, die einen, wenn man es wollte, in komplett andere Sphären führten. Damals fand das Festival in einer großen Halle statt, in der ca. 2-3000 Leute Platz hatten. Also recht überschaubar und deshalb überaus angenehm. Jetzt, vier Jahre später, sollte alles anders sein. Mal davon abgesehen, daß man die Lineups der verschiedenen Tag auch mehr oder weniger einer Stilrichtung zuordnete (Freitags METAL, Samstags PUNK und Sonntags REGGAE), war es mittlerweile ein riesiges Open-Air Festival mit zwei großen parllelen Bühnen und allem, was es eben auf jedem anderen 0815-Open-Air auch gibt: Fressmeile, Metal-Market und MASSEN VON TROLLOS !!! Wenn ich das alles vorher gewusst hätte, wäre ich mit meiner Entscheidung, dieses Festival zu besuchen, nochmal um den Block spaziert. Aber egal, ich hatte Tickets für Freitag, den Metal-Tag. Samstags spielten zwar die mächtigen RANCID, aber da musste ich aus terminlichen Gründen passen. Also die Sektion Bühlertal mit 3 Maniacs in Vimbuch eingesammelt, und mal kurz ins Elsass gepeitscht. Der erste Tiefschlag liess aber nicht lange auf sich warten, den meine Favs MUNICIPAL WASTE verpassten wir leider. Die spielten aber auch schon mittags um halb zwei oder so. Na ja, die erste Band die wir sahen bzw. sehen mussten waren BLACK BOMB A. Gott wie überflüssig! Eine dieser unzähligen französischen Metal-Bands, die sich Zeit ihres Bestehens nie auf einen wirklichen Stil einigen können und somit ein Mischmasch aus Metal-Core und Crossover produzieren und das ganze mit einer unnötigen Portion Stacato-Rap-Gesang garnieren. Diese Band in Verbindung mit der kurz zuvor gewonnenen Gewissheit, mich unerwarteterweise auf einem staubigen Openair wieder zufinden, verdarb mir dann doch etwas die Laune. Doch es sollte noch schlimmer werden: FINNTROLL. Hier ist der Name Programm! Eigentlich sollten diese Clowns Finntrollos heissen, denn deren Musik waren einfach nur OHREN-KREBS-VERURSACHEND ! Aber auch das bekamen wir rum. Durch die zwei Bühnen wurde auf einer Seite immer schon für den nächsten Act umgebaut während die aktuelle Band auf der anderen Seite gerade spielte. Das spart natürlich ne Menge Zeit, aber auf die Weise konnte sich vor den Bühnen so gar keine "Crowd-Hierarchie" entwickeln und so mussten sich die moshpitwilligen Leute immer wieder neu finden. Also eher suboptimal. Nach den Trollo-Finnen schon wieder so ne Franzosen-Band: LOFOFORA. Eigentliche die gleiche nervige Mucke wie bei BLACK BOMB A, und scheinbar mit ebenso endlos scheinender Setlist. Aber den Franzosen gefiel es und sie feierten die Jungs tüchtig ab. Dann, oh Freunde der Nackenmuskel-Vergewalting, dann endlich ging das Festival erst wirklich los. Denn kein geringerer als Schmier mit seiner deutschen Thrash-Legende DESTRUCTION enterte die Bühne. Der Sound war gut, die Band kesselte gut ab, aber bei mir wollte der Funke nicht so überspringen. Das hatte ich aber auch nicht erwartet. Ich war in meiner Zeit als Thrasher auch hauptsächlich auf SODOM fixiert (natürlich nur was die deutschen Bands betraf). Und eben diese SODOM waren zumindest für mich das erste Highlight und nächste Band, ist es doch über 20 Jahre her, daß ich die Mannen um olle Tom Angelripper zuletzt live erlebte. Von dem ursprünglichen Line-Up ist auch nur noch Onkel Tom übrig, aber das Konzert brachten die Ruhrpottler auf den Punkt. Das weckte sogar in mir wieder einige Lebensgeister und Hits wie OUTBREAK OF EVIL, SODOMY AND LUST oder BOMBENHAGEL wurden nicht nur von mir frenetisch gefeiert. Wenn man Thrash-Bands in Ligen einteilen würde, dann wären aber Sodom und Destruction eher im Mittelfeld der zweiten Liga anzusiedeln in Anbetracht dessen was jetzt kommen sollte. Die dritte deutsche Thrash-Legende an diesem Tag: KREATOR ! und das war Champions-League!!! Mörder-Sound, Mörder Stimmung. Mille und seine "Kröters" drückten eine Welle über das Areal, der nicht allzuviel stand hielt. Absolut deLuxe. Übrigens waren mittlerweile ca. 6-7000 Leute auf dem Acker, ne stolze Zahl, aber ganz sicher weit unter den Erwartungen der Veranstalter. Bei der Größe, auf die das Festival ausgelegt war, würd ich fast drauf wetten, daß die Jungs da ein gewaltiges Minus am Arsch haben. Anyway, nach der Ansage von Kreator sollte nun für mich der absolute Höhepunkt kommen. SUICIDAL TENDENCIES. Um es kurz zu machen, das Konzert war super, aber zu den anderen ST-Shows, die ich bisher sah, eher austauschbar. Das lag aber nicht am Energie-Bündel Mike Muir und auch nicht an seiner Band. Es lag eher an der Meute. Es ging schon gut zur Sache, aber der Moshpit war ST nicht würdig. Es waren definitiv zu viele Metaller vor Ort und für meinen Geschmack viel zu wenig moshende und divende Skate-Thrasher. Aber das bringt so ein Event eben mit sich. Aber alles in allem dennoch eine klasse Show. Jetzt sollten es MINISTRY doch recht schwer haben, denn nach Kreator und ST waren die Leute schon ganz schön ausgelaugt. Und mal ehrlich, das ist aber auch der letzte Rotz. Al Jourgensen war so zugedröhnt, daß er ohne Mikro-Ständer kaum stehen konnte und die Musik erinnerte an das missgebildete Kind eines stinkenen Metal-Heads und einer Netzhemd-Ballonhose-jeder-kann-mich-vögeln-Techno-Schlampe. Nicht mein Ding! Das sah Gott sei dank unsere ganze Autobesatzung so, also subtrahierten wir uns gepflegt vom Gelände und sagten Tschüss oder für mich eher Adieu! Denn da muß schon ein ganz gewaltiges Kaliber kommen, daß ich da nochmal hin fahre. Einfach zu viele Festival-Allesverwerter, zu viele Clowns, zuviel Hitze, zu viel Staub.

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