Samstag, 11. November 2017

ARRESTED DEVELOPMENT
(26.10.2017, JUNGLE KÖLN)

Die Hochzeit des Ami-Rap waren ja bekanntermaßen die 90er. Da ploppten die Gruppen und Rapper gerade so aus den Ghettos der großen Städte. Ein Großteil der damaligen Acts fuhr dann auch schnell auf der kommerziell erfolgreichsten Schiene: dem Gangster-Rap. Die Jungs überboten sich gegenseitig im Böse kucken und Uzis wedeln. Die vorherrschenden Klamotten war schwarz und Armee-lastig und man ließ kaum einen Zweifel daran, dass man sich dem Ghetto-Leben kampflos ergeben hatte, ja es sogar auf gewisse Art und Weise glorifizierte.
Im Gegensatz dazu gab es aber auch eine andere Entwicklung im Rap. Eine immer größer werdende Gilde, die aus den Stereotypen des Ghettolebens ausbrechen wollten und für die Rechte und Chancengleichheit der Schwarzen kämpfen wollten, und das nicht mit Gewalt, sondern mit Bildung und schwarzem Bewusstsein.
Aus diesem Grund schlossen sich sogar einige Künstler zu der sogenannten "Native Tongue Posse" zusammen. Hier waren Rap-Gruppen wie DE LA SOUL, BRAND NUBIAN oder A TRIBE CALLED QUEST vertreten. All diese Bands kamen überwiegend aus dem Großraum New York. Doch auch unten im Süden, genauer in Georgia, entwickelt sich eine Ensemble mit ähnlichen Zielen.
Die Rede ist von ARRESTED DEVELOPMENT !!!
Schon früh stand deren bunter und positiver Stil dafür, dass die schwarze Bevölkerung nicht im tristen Ghetto-Leben vor sich hin vegetieren solle, sondern für bessere Lebensbedingungen und eine gute Ausbildung kämpfen müsse.
Und während sie diese Message ins ganze Land hinaus trugen, schrieben sie nebenbei noch einige Monster-Hits, die sie auch außerhalb der Staaten bekannt machten.
Na ja, aber selbst die positivsten Menschen brauchen irgendwann auch wieder ewas Schotter. Also gabs mal schnell ne "Greatest Hits Tour", einer der Stops war auch in Deutschland, genauer gesagt in der Essigfabrik in Köln.
Also Mädel geschnappt und nix wie hin, kurz vorher noch DJ Bulldo-G in Düsseldorf aufgegabelt und ab zur Show!
Warum genau weiß nicht, kann sein dass der Vorverkauf nicht so dolle war, jedenfalls wurde das Konzert bald nach Bekanntgabe in den kleineren Club "Jungle" verlegt.
Unterm Strich war das aber eine gute Entscheidung, denn aufgrund des kleineren Ladens war es wenigstens proppevoll und man konnte die Vibes zwischen Band und Publikum förmlich spüren.
Es gab keine Vorband, auch etwas, was mir sehr gut gefiel, und so ging es von 0 auf 100 los. Ich weiß nicht genau, wer von der ursprünglichen Zusammensetzung noch dabei ist, aber der Hauptrapper SPEECH und der Muskelprotz von Background-Sängerin und Tänzerin gehören auf jeden Fall von Beginn an dazu. Es war herrlich, die versprühten mit all ihren Musikern eine derart Gute Laune, dass mich sogar die paar Kiffer nicht wirklich störten, die unbedingt cool sein mussten und in so einem kleinen und ruckzuck auch stickigen Laden einige Wickel qualmen mussten.
Seit einigen Jahren haben ARRESTED noch einen zweiten Rapper dabei der sich ONE LOVE nennt. Das ist ja mal ein talentiertes Bürschchen, den könntest du mit seinen Fähigkeiten und seiner klaren Stimme ohne Umschweife in jede Rap-Gruppe der 90er bis heute stecken. Im übrigen hatte die klare und unverkennbare Stimme auch SPEECH im Gepäck dabei. Der rappte dermaßen exakt und deutlich, dass es sich oftmals zu 100% nach Platte anhörte, aber dabei ging das Live-Feeling zu keiner Zeit verloren.
Was für ein Abend, was für eine Hip-Hop-Legende, was für ein gutes Gefühl, welches da vermittelt wurde, und da ging es mit Sicherheit jedem der ca. 500 Leute so. Im übrigen waren das überwiegend kaum erkennbare Rap-Fans, der Großteil sah eher nach hippen Lehrern und ewigen Studenten aus - eben Everyday People! Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch, im Gegenteil, die Atmosphäre war echt und nicht so gezwungen wie heutzutage, wo bei Konzerten nur noch posiert wird und die beiden einzigen Bewegungen aus Schlitzmob-Selfies und stupidem Arm-Wippen besteht.
An diesem Abend wurde getanzt, gehüpft und mitgesungen, so eben, wie es normalerweise auf einem Hip-Hop Konzert sein sollte. Der Abend in Köln war definitiv eine lohnenswerte Reise in die Vergangenheit und wenn ich SPEECH richtig verstanden habe, arbeiten die sogar an neuem Material.
, Beste Grüße an meine Süße und natürlich an DJ Bulldo-G und auch noch an die Flachpfeife von Dreadlock-Kiffer, der offensichtlich nicht mehr soviel wie früher vertrug und beim zweiten Song ohnmächtig wurde! War das ein Spass, und obendrein ein Qualmer weniger!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen