Montag, 23. März 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 8:
VON BILBAO NACH LA ROCHELLE

Endlich, die vorletzte Episode, ich bin auch schon mächtig mit Konzertberichten im Rückstand.
Ich hatte also Spanien gerade wieder verlassen, es war ca. 14 Uhr und ich schipperte gemütlich die Atlantikküste entlang, es war mal wieder ein wunderschöner Tag, wie bisher eigentlich immer, sieht man mal von dem Morgen in NIMES ab, als ich durch die Arena geschwommen bin. Da las ich auf einem Landstrassen-Schild von der Stadt BIARRITZ. Ich hatte von dem mondänen Schickimicki-Badeort schon oft gehört, konnte mir aber eigentlich überhaupt kein Bild davon machen. Das wollte ich ändern! Der Ortseingang sah erstmal stinknormal aus, aber je weiter man Richtung Meer kam, desto schöner und edler wurde es, und als ich dann auf eine enge Küstenstrasse kam, die entlang des Strandes führte, wusste ich sofort: DAS war der Jackpot der gesamten Reise. Schon die ersten Eindrücke waren unglaublich. Im aufgewühlten Meer gab es überall Klippen, von denen einige durch steinerne Brücken und Stege verbunden waren. Die Strandpromenade bestand hauptsächlich aus alten aber perfekt erhaltenen Häusern und Hotels und grenzte direkt an einen traumhaften Strand. Dazu stand die Sonne recht tief und durch die Gischt war überall etwas Nebel in der Luft, was eine sensationelle Stimmung erzeugte. Ich kam aus dem Knipsen gar nicht mehr raus. Einziger Wermutstropfen: dieses sonntägliche Ziel hatten ebenfalls hunderte, vielleicht sogar tausende von Touris. Aber das verminderte die Schönheit von BIARRITZ in keinster Weise. Durch die Klippen und Küstenlandschaft führen unzählige kleine, und giga-romantische Wege mit kleinen Bäumen, die abends wohl noch beleuchtet werden. Also wenn das kein Hosenöffner für verliebte Pärchen ist, dann ist der Zug der Liebe aber sowas von endgültig abgefahren.Irgendwie erinnerte mich das alles etwas an das märchenhafte Bruchtal aus den Herr der Ringe-Filmen.
Als letzte Episode werde ich übrigens noch einige Fotos des ganzen Trips hochladen, natürlich auch welche von diesem malerischen Ort. Jedenfalls verbrachte ich fast den ganzen Tag dort, ich schaute mir auch noch das Stadtzentrum an, das war zwar ebenfalls sehr schön, aber da kam dann auch der High-Society Faktor rüber, denn überall gab es die teuersten Boutiquen, aber in kleinen verträumten Gässchen gab es auch Bars und Restaurants, eben alles, was verliebte so brauchen, sofern sie über genügend Schotter verfügen oder zumindest bereit dazu sind, ein zwei Hypotheken auf den Kopf zu hauen!
Als es dämmrig wurde, schaute ich mir zunächst im Auto an, bis wohin ich heute noch kommen würde. Bis LA ROCHELLE wollte ich nicht mehr fahren, weil es noch ein ganz schönes Stück war und ich es wie immer vorzog,die Strecke bei Tag sehen. Also suchte ich mir auf der Karte das kleines Hafenstädtchen ARCACHON aus, welches an einer riesigen Bucht liegt, welche sozusagen ein natürlicher, und vom Atlantik geschützer Hafen ist. Dort gab es leider kein IBIS Budget (ja tatsächlich), sondern nur ein normales IBIS, welches fast das doppelte kostete. Aber nach diesem perfekten Tag war es mir das wert.
Irgendwie sollte das ein schlechtes Vorzeichen für den nächsten Tag sein.
Am nächsten Morgen nahm mir nämlich der Blick aus dem Fenster erstmal die gute Laune. Es regnete wie aus Kübeln. Na ja, am Meer ändert sich ja sowas schnell, also nix wie in die Stadt. War das ein graues Kaff, auch der Yachthafen war vollkommen unromantisch und fernab jeglichen nautischen Flairs. Einfach nur ne Aneinander-Reihung tausender Boote und Yachten. Aber ich liess mich nicht entmutigen und nahm Kurs auf LA ROCHELLE. Doch der Regen liess nicht wirklich nach. An meinem letzten (geplanten) Ziel angekommen, kurvte ich erstmal ne Weile durch die durchaus schöne und ziemlich große Stadt, bis ich endlich das Hafengebiet fand, in dem der große U-Boot Bunker lag. Doch die nächste Ernüchterung liess nicht lange auf sich warten: das gesamte Areal des Hafens war hermetisch abgeriegelt und wurde von bewaffneten Soldaten bewacht. Ich versuchte es geschlagene drei Stunden lang, an diese Bunker heran zukommen, die man leider nur von weitem und durch die Zäune hindurch sehen konnte. Auch Klaus-Dieter hatte einige gerissene Ideen, die sich aber alle als nicht durchführbar erweisen, denn anscheinend wurden selbst die abenteuerlichsten Zufahrtswege erst kürzlich allesamt versperrt. Wer mich kennt, der weiß, dass ich es mit allen Mitteln versuchte, legal und kriminell. Doch nichts klappte. Ich wollte sogar einen LKW-Fahrer bestechen, mich in seiner Karre mit in den Hafen zu nehmen, doch der lehnte natürlich ab. Direkt an den Zäunen war eine Art Kulturzentrum, dessen eine Hälfte auf dem Hafengebiet stand. Die "Grenze" verlief sozusagen durch das Haus hindurch In dieses kam ich sogar ungesehen rein, irgendwie war niemand zu Haus. Also schlich ich da drinnen rum, durch Büros, Lagerräume und Klos, alle Fenster zur Hafenseite waren vergittert, nur eines wäre offen gewesen, aber darin wäre ich stecken geblieben, denn es war viel zu klein. Na ja, ich bin ehrlich: ich BIN drin stecken geblieben! Ich bekam mich Gott sei dank wieder rausgeschält und konnte das Gebäude unbemerkt wieder verlassen. Draussen fand ich dann ein Stück alten Zaun, der zwar noch intakt war, aber ich hätte ihn einreissen können, zumindest soweit, dass ich durchgekommen wäre. Aber in dem Moment, als ich mit dem Gedanken spielte, fuhr ein Militärfahrzeug vorbei. Die Tarn-Jungs sahen mich zwar nicht, aber ich denke, es kann jeder verstehen, dass ich meine Versuche hiermit abbrach, denn ich wäre höllisch genervt gewesen, wegen eines alten U-Boot Bunkers erschossen zu werden.
Jetzt war ich angepisst und damit meinte ich nicht meine regen-nassen Klamotten. Ich schmollte, weil an dem Tag so gar nichts klappen wollte. Und was macht man, wenn man schmollt? Richtig, man fährt nach Hause zu Mama!
Und genau das tat ich dann auch. Ich kaufte noch etwas Proviant, tankte die Karre voll und trat die 1.200 Kilometer lange Heimreise an. Ich war zu diesem Zeitpunkt 8 Tage unterwegs, hatte tolle Sachen erlebt, falls ich mich gesucht hatte, konnte ich mit Sicherheit verkünden, mich auch wirklich gefunden zu haben. Ich war rundum erfüllt.
Bei Fahrtbeginn war es ca. 16 Uhr, also schon dabei, dunkel zu werden. Ich wusste nicht, ob ich die ganze Strecke durchfahren konnte, zur Not wäre ich nochmals in ein Hotel gegangen, aber die Strecke und mein Auto hatten regelrechten Sex miteinander, es ging fast alles von alleine. Natürlich hörte ich tolle Musik und auch ein paar äusserst informative Podcasts, und wenn es mir dann doch mal etwas langweilig wurde, rupfte ich mir ein paar Nasenhaare raus, die ich danach stolz zählte, während mir vor Schmerzen die Tränen herunter liefen. Ich hatte auch noch die Idee, mit einem Selfie-Rülps-Video eine neuen Facebook-Challenge ins Leben zurufen, aber wie es so ist, wenn man auf ein Bäuerchen aus den Tiefen seines Rachens wartet, dann kommt er irgendwie nie. Sobald ich das Handy dann aber weglegte, röhrte ich wie ein brünftiger Elch gegen die Scheibe.
Weil es so perfekt lief, fuhr ich die ganze Strecke in einem Rutsch und war um 3.52 morgens wieder zu Hause.
Ich bin mir sicher, dass ich sowas nicht zum letzten Mal getan habe, dafür war es einfach zu toll.
Hier noch ein paar Daten der Reise:
4.200 Kilometer
5 Tankfüllungen (bin so stolz auf mein Baby)
180 Euro Maut
105 Greifvögel gezählt
2 Nutten gezählt (das fand ich dann doch etwas enttäuschend; was ist nur aus Frankreichs Landstrassen geworden!)

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