Dienstag, 13. März 2018

ALISON MOYET
(15.12.2017, SUBSTAGE KARLSRUHE)

Ins altehrwürdige Substage kommen ja viele Bands und Künstler, die einen mehr, die anderen weniger bekannt. Aber so richtige Stars,
die am weltlichen Hitgeschehen einen nicht unerheblichen Anteil hatten, sind dann in diesem Club doch eher Mangelware.
Ist auch eigentlich nicht schlimm, denn für solche größeren Karäter gibts ja nebenan die nächst höhere Club-Etage mit dem Tollhaus,
die aus ihrer Schatulle auch weitaus lukrativere Gagen bezahlen können.
Umso efreuter und positiv überraschter war ich, dass tatsächlich ALISON MOYET ins Substage kommen sollte. In meinen Augen ein Star, der speziell
in den 80ern diverse Welthits hatte. Zum einen als Teil des Duos YAZOO (größte Hits "Don't go" und "Only you"zusammen mit Vince Clark) und zum anderen solo.
Vor allem in ihrer Solo-Karriere hatte Moyet mit ihrer unverwechselbar samtig rauchigen Blues-Stimme große Erfolge wie "All cried out", "Is this love" oder "Invinsible".
Ich bin zwar jetzt nicht der Riesen-Fan, aber Alison Moyet ist für mich eine Synthie-Pop-Ikone der 80er Jahre und allein deswegen musste ich auf dieses Konzert!
Das Substage war gerammelt voll und wie erwartet war der Altersdurchschnitt dermaßen hoch, dass man am Merch besser Stützstrümpfe statt Shirts hätte verkaufen sollen.
Aber ich finde es auch geil, wenn Leute jenseits der 50 noch ihren (mittlerweile runzligen) Arsch hoch bekommen und noch auf solche Konzerte gehen,
und damit meine ich natürlich nicht solche Anti-Konzerte wie von André Rieu oder der Läusematte David Garret. Nein, ich meine wirkliche Konzerte, bei denen man steht,
mit Freunden ein paar Biere kippt, die Musik erlebt und sich kindisch darüber freut, mal wieder einen Stempel auf die Hand bekommen zu haben,
den man am nächsten Tag dann gewollt zufällig und voller Stolz den Kollegen oder Freunden präsentiert und damit mitteilt, dass man sich im Gegensatz zu all den
Couch-Kartoffeln mal wieder ne rauschende Club-Nacht um die Ohren gehauen hat.
Wer an diesem Abend allerdings ne bunte 80er-Jahre-Party erwartet hatte, war komplett falsch gewickelt.
MOYET betrat die vernebelte Bühne im unheimlichen und sehr atmosphärischem Gegenlicht.
Da ihr Gesicht noch nicht zu erkennen war, sondern nur ihre Silhouette aus den Nebelschwaden stach,
war man förmlich gezwungen, das Augenmerk auf MOYETs mittlerweile überaus weibliche Formen zu richten, die durch ein hautenges schwarzes Wollkleid noch unterstrichen wurden.
Ich wills mal gewählt ausdrücken: Rubens hätte vor Glück in die Leinwand gebissen!
Ich bin mir sicher, dass es während der ersten 2-3 Songs einigen Anwesenden etwas komisch wurde, denn was sie da sahen bzw. hörten war düsterer und avantgardistischer Elektro-Pop,
sicher nicht jedermanns Sache, aber ich fand es gerade in Verbindung mit Lightshow sehr fesselnd.
Der einzige Wermutstropfen war zu diesem Zeitpunkt, dass MOYET überhaupt keine Ansagen machte und eher abgehoben und unnahbar wirkte. Sie machte keinerlei Anstalten,>br> auch nur den geringsten Kontakt zum Publikum aufzubauen. Doch das war nur ein der anfänglichen Atmosphäre geschuldter Trugschluss,
der sich nach kurzer Zeit in Wohlgefallen auflöste. Die Engländerin erwies sich als sympathisch und dankbar, dass heute noch so viele Menschen zu ihren Shows kommen.
Sie erzählte im Laufe des Konzertes sogar einige witzige Anekdoten und fühlte sich auf der Bühne sichtlich wohl. Natürlich hing das auch damit zusammen,
dass sich die "schwere" Atmosphäre des Anfangs durch den ein oder anderen Hit maßgeblich erleichterte und so enstand ein wirklich tolles und abwechslungsreiches Konzert,
welches auch ein Spiegelbild des musikalischen Lebenswerkes MOYETS war. Die Leuten gingen super mit, auch wenn die neueren, etwas progressiveren Songs sicher nicht bei jedem
im Saal auf Anhieb Verzückung auslösten. ALISON MOYET untermauerte an diesem Abend, dass sie eine charismatische und vielseitige SPop-Ikone ist,
die sich aber nicht wie andere Künstler aus den 80er Jahren nur auf ihre Hits reduzieren lässt, sondern musikalisch (eher weg vom Mainstream) weiterentwickelt hat und die es aber schafft, dass alles unter einen glaubhaften Hut zu bringen. Sie zählt sicher nicht zu den ganz großen Stars unserer Zeit,
aber gerade deswegen ist sie auch ein völlig normaler Familienmensch geblieben, zumindest hat sie bei mir diesen Eindruck hinterlassen. Tolle Frau, tolle Sängerin, geiles Konzert und wahrscheinlich die größte Stimme, die die Substage-Bühne betreten hat!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen