Montag, 3. August 2015

BANG YOUR HEAD
TAG 1
(16.07.2015 Balingen)

Es hat tatsächlich 20 Jahre gedauert, bis ich es endlich mal geschafft habe, dieses Festival zu besuchen. Haupt-Hinderungsgrund war für mich immer die Reise ins verhasste Schwabenland, aber mal ehrlich, der eigentliche Hass geht ja gegen die Kesselfotzen. So ein paar ländliche Spätzle-Bauern kann man für so ein Konzert ja dann doch schonmal ertragen.
Dazu kommt, dass es sich bei dem BYH-Klientel ja eher um altgediente Metal-Recken handelt und deshalb musste ich wahrscheinlich auch nicht soviele Festival-Clowns ertragen. Eine Hoffnung, die Gott sei dank erfüllt wurde. Nicht der einzige Grund, warum ich da nächstes Jahr wieder hinfahre.
Nun zum Wesentlichen. Unterwegs war ich mit Guru Armin, den ersten Tag wollten wir über Freundenstadt durch den malerischen Schwarzwald fahren, herrliche Strecke bei strahlendem Wetter, nur halt zeitlich um einiges länger, als die hässliche A8 abzupeitschen.
Es war schweineheiss, knapp unter 40 Grad, und auf dem Festival-Gelände (welches aus einem Openair-Bereich und einer großen Halle besteht) gab es kaum einen Platz, wo man mal etwas abkühlen konnte. Ausser auf den Klos, wo tatsächlich Gebirgsbach-kaltes Wasser aus den Hähnen sprudelte. Ich glaube, dass rettete an diesem Wochenende so manches Metaller-Leben.
A propos Metaller. Heavy Metal-Fans zählen ja meistens nicht zu den schönsten Menschen, aber was ich an den beiden Tagen so alles sehen musste, glich einer Armee von Höhlen-Trollen. Aber wenigstens waren diese authentisch und hatten es kaum nötig, aus dem Festival eine wie heutzutage sonst übliche Karnevals-Veranstaltung zu machen.
Jetzt aber zur Musik. Wie beim jedem Festival (vor allem mit zwei Bühnen) sieht man ja nie alle Bands bzw. manche nur kurz und/oder sporadisch. Dazu kam hier noch die Hitze, die es nötig machte, desöfteren die prall gefüllte Kühlbox im Auto oder den Getränkemarkt neben dem Festival-Gelände zu kontaktieren. Ich werde also nur von den Bands schreiben, zu deren Shows ich auch wirklich was sagen kann ... irgendwie ist das ja auch logisch, oder?
ONSLAUGHT wäre die erste Band gewesen, die ich eugentlich unbedingt sehen wollte, aber irgendwie hatten da ca. 4 Traktoren und einige Zweirad-Rentner etwas dagegen, die immer wieder die diversen Landstrassen blockierten, sprich, wir kamen zu spät und sahen als erste Band HARDCORE SUPERSTAR. Das war dann aber auch schonmal ein richtiges Brett. Astreiner Hardrock, Power-Sound und Songs, die auf Anhieb ins Ohr gingen. Bisher hatten ich noch keine Scheibe der Schweden, aber das wird sich ja sowas von ändern!
Die nächste Band war ebenfalls ein Schweden-Import, von denen ich sogar einges kannte. Die Hardrocker von H.E.A.T. versuchten ihr Bestes und es war auch gut, aber keinesfalls so eine Granate wie HARDCORE SUPERSTAR. Aber schlecht war es wie gesagt auf keinen Fall, nur eben kein son Sackaufreisser wie vorher!
Bei brennender Hitze erstrahlte das erste wirkliche Highlight, und ratet mal woher? Richtig, wieder Smörebröds aus Schweden.
Die epischen GRAND MAGUS !!! Das eher statische Trio konnte die große Bühne visuell natürlich mit nichten ausfüllen. Aber diesen Zustand machten sie akkustisch 1000mal wett, leck mich, war das eine Ansage. Deren neuesten Machwerk ist gespickt mit eingängigen Metal-Hymnen, von denen sie auch einige zum Besten gaben. Wirklich eine Hammer-Show.
GRAND MAGUS = GEHEIMTIPP !
Man hätte an dem Tag locker ne Gartenbude bauen können, denn das nächste Brett war schon im Anflug.
Keine geringeren als die mächtigen Bay Area Thrasher DEATH ANGEL adelten das Lineup. War das geil, hab die Jungs schon mal gesehen, die sind eh ne Bank, aber an dem Tag liefen sie regelrecht zur Höchstform auf. Alte Hits und neue Kracher, ne Metal-Show, die wirklich keine Wünsche offen ließ. Mittlerweile war es zwar Nachmittag aber die Sonne brannte immernoch gnadenlos auf die Genicke der Leute, von denen einige bereits dabei waren, sich langsam aber sicher in feuerrote Langusten zu verwandeln. Und wo wir grad bei den Leuten sind, Crowd-Action war bisher eher Fehlanzeige, und das wahrscheinlich nichtmal wegen der Temperaturen, sondern, weil das Publikum dort einfach nicht so gepolt ist, zumindest größtenteils. Was aber nicht heisst, dass keine gute Stimmung war, im Gegenteil, die Leute genossen die Musik der Bands und gingen dementsprechend mit, aber eben weniger moshend und mehr feiernd.
Und genau DAS sollte bei der folgenden Band zum Höhepunkt kommen. Die Metal-Legende W.A.S.P. gab sich die Ehre. Natürlich mit Mastermind Blackie Lawless, etwas aufgeschwemmter und mopsiger als früher, aber kein bißchen leiser.Und natürlich mit den obligatorischen Highheel-Stiefeln, mit denen er Storchen-artig über die Bühne tänzelte. Das war der vorgezogene Höhepunkt des Tages. Ein Singalong-Hymne jagte die nächste, es war unglaublich gut. Evergreens wie das Who-Cover "The real me", "Love machine" oder "Wild child" waren nur einige Granaten, die gezündet wurden. Zwischenzeitlich hatte ich allerdings mal den Eindruck, dass Blackie ab und an stimmliche Unterstützung vom Band bekam, ein Eindruck, der sich wohl zwischenzeitlich inoffiziell bestätigt hat, aber mal ehrlich, anders wie bei den Clowns von Manowar war das nur ab und an und bei weitem nicht so dilentisch; und zudem war die gesamte W.A.S.P Show so obergeil, daß man das einer fast 60 Jahre alten Metal-Legende schon mal verzeihen kann, ich tue das jedenfalls! Natürlich sind die New Yorker Vollprofis und können sich auf Knopfdruck perfekt präsentieren (sofern sie das wollen), aber die Show hatte meiner Meinung nach Herz und Seele und war, wie ich so gerne sage, lebensverändernd !!!
Headliner des Abends (was eigentlich W.A.S.P. hätten sein müssen) war die Kasper-Truppe von SABATON, worüber ich aber in keinsterweise unglücklich war, denn so konnten wir uns recht frühzeitig verpissen, denn zu Hause lockte eine bitternötige Dusche. Um ein Uhr nachts hätt zwar noch liebend gern CRAZY LIXX gesehen, aber FINNTROLL und KORPIKLAANI wollte ich nicht mehr 2 Stunden lang ertragen müssen, ebenso wenig wie SABATON, deshalb konnten wir Tag eins von zweien erfolgreich abhaken (am dritten Tag des Festivals war ich anders verplant).

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