Freitag, 15. November 2019

FILMTIPP: JOKER

In Zeiten, in denen die Comic-Universen MARVEL und DC ihre Outputs so ziemlich ausgereizt haben und es aufgrund der Reizüberflutung selbst DieHard-Fans schwer fällt, die verschiedenen Handlungsstränge und Verknüpfungen nachzuvollziehen, in solchen Zeiten müsste ein weiterer Streifen über DEN Comic-Bösewichten schlechthin, den JOKER, auf jeden Fall etwas besonderes sein. Um herauszustechen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen müsste dieser Film entweder von den Effekten und der Handlung her schier unglaubliches bieten, um die Leute in die Kinos zu locken, oder .... oder es müsste einfach ein begnadeter Schauspieler her, der dieser Rolle ein neues, und noch kaputteres Leben einhaucht, als seine bisherigen Vorgänger. Den eines ist sicher: mit Jack Nicholson, Heath Ledger und Jared Leto (letzterer wollte den neuen JOKER angeblich sogar verhindern) haben sich bereits einige Hochkaräter an dieser Rolle versucht.
Jeder auf seine Weise, und jeder, meiner Meinung nach, ziemlich nah an der zeitgenössischen Perfektion. Klar, Nicholson war noch sehr plakativ und comicartig und nah an der Komik der früheren Batman-Comics, aber gerade deshalb eine klasse Vorstellung. Heath Ledger nahm einige Jahre später die Komik der Rolle auf und paarte diese mit dem durchgeknallten Verhalten eine kranken Psychopathen. Ebenfalls eine phantastische Vorstellung.
Und Jared Leto wiederum interpretierte die Rolle des psychopathischen Joker auf eine Art und Weise, bei der sich selbst der Zuschauer wünschte, dass dieser kranke Typ doch endlich in eine Zwangsjacke gesteckt wird. Also Mission ebenfalls vollstens erfüllt. Alle drei bisherigen JOKER-Darbietungen fand ich klasse und der Zeit entsprechend genial umgesetzt.
Und dann kam Joaquon Phoenix !!
Obwohl ich grundsätzlich gar nichts drauf gebe, wie andere einen Film beurteilen und ich immer so unvoreingenommen wie möglich einen Kino-Saal betrete, nahm ich dennoch zwei Dinge mit, die ich von anderen gehört hatte:
1.) der Film ist überaus brutal
2.) Phoenix würde das gut spielen
Und wie so oft konnte man beide Aussagen komplett in die Tonne treten. Ja, es gibt 1-2 brutale Szenen, aber deswegen den Film als "überaus brutal" zu bezeichnen ist kompletter Humbug!!
Gemessen am neuen RAMBO ist das lediglich ein inkontinenter Senioren-Nachmittag!
Und nein, Joaquin Phoenix spielt die Rolle nicht "gut", das wäre die Untertreibung des Jahrzehnts.

Er spielt sie in höchstem Maße brilliant!!!

Selten hat mich eine schauspielerische Leistung dermaßen beeindruckt, vielleicht sogar noch nie zuvor?! Phoenix zieht einen regelrecht in seinen neurotischen Bann. Tatsächlich war ich wie gefesselt.
Selbst den mitwirkenden Altmeister Robert de Niro spielter regelrecht an die Wand. Und das muss man ja auch erstmal schaffen! Phoenix stellt die verschiedenen Stadion des verrückt-werdens so beklemmend und hoffnungslos dar, dass es einen fast erdrückt. Aber nicht nur die Leistung des Hauptdarstellers ist grandios. Auch das Screenplay und die Ausstattung der Szenen ist so unglaublich gut. Viele Bilder sind voll trauriger Schönheit, bunt und dennoch trostlos, krank und dennoch vertraut. Das oben zu sehende Kino-Plakat zeigt dies meiner Meinung nach recht eindrucksvoll. In vielen Kinofilmen schaue ich ab und an auf die Uhr und verliere kurz den Focus, in dem ich mir spontan über irgend etwas anderes Gedanken mache. Doch der JOKER verlangte mir jede Millisekunde meiner Aufmerksamkeit ab, und das sogar über die komplette Dauer des Abspanns, bei dem sich das Gesehene erst einmal ein Platz suchen musste, um sich zu setzen.
Meinungen sind subjektiv, mag sein, dass andere absolut nicht nachvollziehen, was ich hier durch den Äther schiesse, aber meiner Meinung nach ist der 2019er JOKER einer der besten Filme, die ich je gesehen habe. SAFE !!!

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