Iron Maiden war schon seit jeher meine Lieblings-Band und wird es auch todessicher für immer sein. Ich gehe sogar soweit zu sagen, daß diese Metal-Giganten zumindest für mich die mit Abstand beste Band der Welt sind. Aber ich lasse es natürlich gelten, wenn man mir mit dieser Aussage eine gewisse Subjektivität unterstellt.
Immerhin war das legendäre "Killers"-Album die erste LP, die ich mir im zarten Alter von 13 Jahren von meinem hart erbettelten Taschengeld kaufte. Und die Liebe, die die ersten Klänge des Openers "The Ides of march" damals in mir entfachte, blüht bis zum heutigen Tag, satte 26 Jahre später, immernoch in voller Pracht.
Deshalb ist es natürlich mehr als verständlich, daß ich auch den neuesten Output meiner Helden seit Wochen siedend heiß erwartet hatte.
Und vor zwei Wochen war es dann soweit, ich hielt das Kleinod endlich in Händen.
Natürlich mußte ich mir die Scheibe sofort reinziehen, denn meine Erwartunshaltung war (wie immer) riesengroß.
Dummerweise machte ich aber einen kleinen Fehler. Ich hatte die Nacht zuvor wenig gepennt und als ich die CD reinschob, legte ich mich (weil müde wie ein Hund) auf die Couch um den neuen Klängen von dort aus zu lauschen.
Ich schlief zwar nicht ein, aber im Nachhinein weiß ich jetzt, daß man in so einem Zustand, nahe der geistigen Umnachtung, absolut nicht im Stande ist, sich so einer Musik wirklich zu widmen, besonders wenn es sich um ein so epochales Werk wie einer Maiden-Platte dreht.
Ich hörte die Platte dreimal komplett durch und mein erstes Fazit danach war verheerend. Die Platte wollte mir so gar nicht gefallen, ich hatte jede Menge zu kritisieren, seien es Dickinsons Gesang, das Songwriting oder der Sound, der mir einfach nicht gefiel.
Doch ich wäre nicht schon so lange Musik-Fan, wenn ich die Flinte schon nach ein paar erbärmlichen Versuchen ins Korn schmeissen würde.
Ich liess die Sache bewußt eine Woche lang ruhen und nahm die CD zu einer anstehenden Autofahrt mit, denn meiner Meinung nach ist DAS der Ort, an dem man sich Musik einfach am Besten geben kann. Eine sechzehn-stündige Fahrt nach Pisa kam mir hier überaus gelegen.
Also rein das Teil (auch wenn es meine drei Mitfahrer nicht sonderlich erfreute) und nochmals auf Herz und Nieren geprüft. Und siehe da, ich fand tatsächlich und urplötzlich Zugang zu den Songs, insbesondere zu den Liedern, denen man eine gewisse Progressivität nicht absprechen kann.
Der Opener "The final frontier", der ja vorab schon veröffentlicht wurde, beginnt mit einem im Song integrierten Intro, welches zwar keineswegs maiden-typisch ist, aber doch durch aus den Zweck eines Intros erfüllt, denn der mechanisch stampfende Sound baut tatsächlich eine gewisse Spannung auf. Im fliessenden Übergang beginnt dann der eigentliche Song, der wirklichen Maiden-Charakter besitzt. Ist vielleicht nicht der allerbeste und einfallsreichste Titel der Band, aber er gefällt und bleibt ihm Ohr.
Der zweite Song heißt "El Dorado" und beginnt mit sonem urtypisch gallopierenden Riff, wofür die Londoner über die Jahre hinweg bekannt wurden. Und spätestens bei diesem Lied wird klar, daß in vielen der Songs ne dicke progressive Portion enthalten ist, so daß man den Zugang dazu erst beim vierten oder fünften Mal bekommt, manche werden ihn vielleicht nie finden.
Das gleiche gilt auch bei der dritten Nummer "Mother of mercy".
Dahingegen ist Nummer vier ("Coming home") ein absoluter Hit mit schon fast baladeskem aber eindeutig vertretbarem Charakter.
Doch bevor ich jetzt jeden Song durchkaue schreibe ich hier lieber eine komplette Kritik der ganzen Platte.
Ich habe das Teil jetzt sicher schon 10 Mal komplett durchgezogen und bei jeder Runde wurde die Scheibe ein Stück besser. Und ein Ende ist hierbei nichtmal in Sicht.
Doch diese erste Hürde (ob sie jetzt an dem oben beschriebenen Zustand oder an den komplexen Liedern lag) muss man eben erst überqueren bevor man in den Genuss kommt, dieses Machwerk lieben zu lernen.
Mag sein, daß viele Kritiker, die "The final frontier" in ihren Rezensionen zerreißen, gar nicht erst den Versuch gestartet hatten, diese Hürde anzugreifen.
Die neue Maiden ist vielleicht (sogar mit Sicherheit) nicht die beste Platte, die die Jungs je gemacht haben, aber sie ist klasse und hat alles, was ein Fan erwarten darf, sofern er gewillt ist, nicht alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, sondern der (so blöd das auch klingen mag) auch bereit ist, etwas Zeit in so ein Werk zu investieren.
(Übrigens genau wie bei "Dance of death" und "A matter of life an death", beides spitzen Platten, die noch heute um die Anerkennung kämpfen, die sie eigentlich verdienen)
Und jeder, der sich speziell im Metal-Bereich auskennt, weiß daß Platten, die bei jedem Hören
an Qualität gewinnen, oftmals irgendwann als Genie-Streiche gehandelt werden.
***UP THE IRONS***
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