Montag, 31. Mai 2010

A-HA (14.11.2009 TUI-ARENA HANNOVER)


Als ich im Internet davon las, daß sich die großen A-HA auflösen würden, war mir tatsächlich etwas mulmig zumute. Kaum eine Band der 80er Jahre hat mein Leben mit ihrer Musik so begleitet, wie es die drei Norweger taten. Obwohl ich keiner der Hardcore-Fans von A-Ha bin und nicht zwingend jeden Output des Trios in meinem Schrank stehen hab, war A-HA zu jeder Phase meines Lebens mit ihren derzeitigen Alben präsent. Zuletzt mit ihren Platte "Foot of the mountain", für mich ein Meisterwerk der Popgeschichte (wie eigentlich alle Alben zuvor).
Ich las ebenso, daß A-HA nochmals auf eine letzte Tour kommen wollten. Daß dies aber gar nicht die 2009er Tour sein sollte (2010 wird die wirklich letzte Tour stattfinden), blickte ich irgendwie nicht so ganz. Ich wollte die letzte Gelegenheit beim Schopf packen und orderte schnurstracks 2 Tickets für die Show in Hannover, die einzige Show, für die es noch Karten gab.
Glücklicherweise hatte ich im November seit bereits 2 Monaten mein neues Auto und somit hatten meine Freundin und ich eine komfortable und angemessene Anfahrt in Niedersachsens vermeintlich graue Hauptstadt.
Was die Beschreibung Hannovers betrifft, so muss ich zugestehen, daß das eine absolute Fehleinschätzung meinerseits war, die sicherlich vom grauen Image des hiesigen Fussballclubs herrührte.
Denn die Stadt an der Leine erwies sich beim vor-konzertlichen Besuch als weihnachtlich geschmückte Schönheit und hatte, man glaubt es kaum, eine Menge Flair inpetto.
Nach diesen unerwartet schönen Stunden ging es rechtzeitig Richtung TUI-Arena, der Location des abendlichen Hauptereignisses. Diese Beton-Schüssel ist ebenso wie alle anderen Arenen (ob offen oder geschlossen) lediglich eine weitere seelenlose und vollkommen austauschbare Angelegenheit, die wie überall sonst auch nur aus Zwecken der Nützlichkeit angelegt wurde. Alles andere blieb auch dort auf der Strecke.
Drinnen bot sich dann ein durchaus positives Bild, denn im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen dieser Größe konnte man sich in der Halle frei bewegen und obwohl es Sitz-und Stehplatzkarten gab, kontrollierte dies keine Aggro-Security. Das war schonmal ein unerwarteter Plus-Punkt, denn so konnten wir zu weitaus besseren Plätzen wechseln, und unsere "Billig-Plätze" (von 60 Euro pro Karte) unbearscht zurücklassen.
Vorband waren gewisse Jungs namens STANFOUR. Ehrlich gesagt hatte ich von denen bis zu dem Zeitpunkt noch nix gehört. Umso überraschter war ich dann, was die für ne Show auftischten. Ich denke vielen der ca. 6.000 Leute ging es da ähnlich. Spätestens bei ihrem letzten Lied (Wishing you well), zu welchem jeder Dämlak im Radio schon unbewußt mitgesummt hatte, war die Halle gewonnen und die Band räumte mächtig ab.
Dann aber war Schluss mit lustig denn A-HA, die Altmeister des Pop, machten sich bereit, einige Knaller zu zünden.
Die Bühne wurde umgebaut und hinter einem großen Vorhang kam eine riesige LED-Wand zum Vorschein.
Das Licht ging aus und ein Intro begann. Die Spannung in der Halle war gnadenlos. Sollte es tatsächlich geschehen, sollten da wirklich gleich die Helden vieler Jugenden (und deren unerfüllter Träume) auf der Bühne stehen? Die Antwort war schlicht und ergreifend:
JA !!!
Da standen sie in gleisendem Licht und feuerten den genialen Opener "The sun always shines..." heraus.
Kuck hier

Und obwohl ich eher ein biederes Publikum erwartet hatte, flippten die Leute richtig gut aus. Besser hätte man ein Konzert nicht beginnen können. Die Lightshow war perfekt abgestimmt und der Sound war kristallklar und ging durch Mark und Bein.
Und auch wenn olle Morten Harket anfangs etwas zugesnifft und "out of space" wirkte, waren die Zuschauer voll dabei, jeder stand, keinen hielt es mehr auf den Backen und nicht nur mich überkam ein wonniger Schauer nach dem anderen.
Die Norweger legten nach und spielten Hit an Hit. Teilweise war ich etwas hin und hergerissen: sollte man sich voll auf das konzentrieren, was gerade geschah, oder sollte man in längst vergangenen Erinnerungen schwelgen, die viele der Lieder unwiderruflich auslösten.
Aber da man sowas eh nicht steuern kann, ließ ich mich einfach fallen und genoss jeden einzelnen Umstand, denn dieser Abend in mir hervor rief.
A-HA zeigten wirklich alles auf, was sie zu bieten haben, und das ist nach all den Jahren ja bekanntlich so Einiges. Welterfolge wie "Hunting High", "Living Daylights", "Cry Wolf", "Velvet",
mein Fav "Stay on these roads", "Crying in the rain" oder natürlich "Take on me" wurden weitaus frenetischer gefeiert, wie ich mir das in den künsten träumen erhoffen durfte. Und auch die neuen/neueren Lieder
wie "Summer moved on" , "Shadow side" oder "Foot of the mountain" taten der Stimmung nicht den geringsten Abruch, wie es bei anderen Bands schon der Fall war.
Übrigens hatte sich Robert Enke gerade vier Tage zuvor umgebracht, und am nächsten Tag sollte die masslos übertriebene Ausschlachtung seiner Trauerfeier in der AWD-Arena stattfinden.
Dieser Zustand ging auch an A-HA nicht spurlos vorbüber und so kam es während des Konzerts noch zu einem emotionalen Höhepunkt: der Keyborder Magne hatte so einen Stift, mit dem man auf die LED-Leinwand etwas schreiben konnte. Und in einer Pause schrieb er "R.I.P. Robert" an die Wand. Das wurde natürlich laut- und gefühlsstark bejubelt. Und auch wenn selbst mich dieser Moment berührte, hätte ich ihn während des Konzertes nicht gebraucht. Zu groß war meine Abscheu vor der medialen Vergewaltigung an Enkes Tod, zu groß der Ekel, wie man um den Verlust eines Menschen einen dermaßenen kommerziellen Hype starten konnte, voll von falscher und aufgesetzter Trauer.
Nun denn, auf jeden Fall war es eine gute Sache, wie A-HA damit umgingen und Gott sei dank war die Stimmung danach auch keineswegs geknickt oder betrübt. Im Gegenteil, die Leute schienen teilweise noch mehr aus sich raus zu gehen, was aber auch mit der Qualität der Zugaben zu tun gehabt haben könnte.
Alles in allem war es ein unvergessliches Konzert einer unvergesslichen Band, für die es jeder Kilometer, jeder Cent und jeder Punkt in Flensburg (ja ja, gleich mit der neuen Karre erwischt worden, die Schweine!) wert war.
Auch wenn der Eindruck, den ich von dem Trio habe, unmöglich noch besser werden kann, überlege ich, mir vielleicht doch noch ein Konzert der Norweger reinzuziehen, diesmal dann aber wirklich von ihrer letzten Tour.

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