Donnerstag, 29. Dezember 2011

SETLIST.FM

Mal ganz kurz und nebenbei und natürlich nur für die Leute, die es noch nicht kennen und die das überhaupt interessiert: hier die Vorstellung einer kleiner aber sehr feinen Internet-Seite. Hier handelt es sich um ein Portal, welches das Wikipedia-Prinzip benutzt, um die Setlisten der verschiedensten Konzerte zu dokumentieren. Es ist wirklich verblüffend, in welchem Umfang und vor allem wie schnell die Songlisten von Konzerten aller Genres den Weg hierher finden. Man könnte fast meinen, da sei eine ganze Armee geheimer Krümelschlümpfe am Werk, die nur die eine Bestimmung haben: Konzerte in aller Welt zu besuchen und deren Setlisten ins Internet zu posten!
Doch mal Spass ohne, checkt das mal bei Konzerten, die ihr besucht. Auch ihr werdet erstaunt sein. Und wenn man mal auf einer Show war und (wie ich) mal was drüber schreiben will oder einfach nur wissen will, welches denn der "eine geile Song" war, den man noch nicht kannte, dann einfach die Band suchen und wenn ihr Glück habt (hatte ich bisher fast immer), hat irgendein verpickelter Fan oder auch ein Bandmitglied eben diese Infos für die Nachwelt ins Netz gehackt.
Und wenn nicht, dann schreibt grad selbst eine rein !!
PS: das Bild unten einfach anklicken, dann kommt ihr auf die Seite, ich mach mir ja die Arbeit mit dem HTML-Rotz nicht umsonst !!

;)

Mittwoch, 28. Dezember 2011

BUCHTIP: "ULTRA"



Von Jonas Gabler (auch bekannt aus der kürzlich auf ZDFneo gezeigten und sehr guten Reportage "Wild Germany" über Ultras in Deutschland)
Es gibt sicherlich schon diverse Schriftstücke, die das Phänomen "ULTRÀ" mehr oder weniger passend erklären. Auch ich habe schon das ein oder andere Buch zum Thema gelesen. Natürlich erfindet Gabler mit seinem Buch das Rad nicht neu und einige Infos und Ereignisse sind natürlich bereits bekannt, sofern sich jemand etwas mit der Materie auskennt. Doch Jonas Gablers Buch hat zu anderen 2 gravierende Unterschiede:

1.) Er hat einige Zeit in Italien gelebt wo er als Praktikant fürs "Progetto Ultra" gearbeitet hat, einer Einrichtung die mit einem übergreifenden Fanprojekt zu vergleichen ist. In dieser Zeit hat Gabler offensichtlich sehr viel über die italienischen Ultras und deren Geschichte gelernt hat. Das kommt diesem Buch definitv zu Gute, denn selbst Italien-Kenner werden hier noch neue und überaus bemerkenswerte Fakten über die italienischen Ultras finden.

2.) Und das hat mich besonders verblüfft: im letzten Teil des Buches zieht Gabler ein Fazit und stellt dabei sehr interessante Fragen und Thesen in den Raum. Dies führt unausweichlich zu einer Selbstreflexion des Lesers, sofern er sich Teil einer Ultra-Szene nennt. Auch bei mir lösten einige Thesen und Argumente Gedankengänge aus, die ich so nicht erwartet hätte. Beispielsweise erwähnt Gabler die omnipräsente Ablehnung des moderenen Fussballs. Kaum eine Szene hat sich diesen Grundsatz sprichwörtlich nicht auf ihre Fahne geschrieben. Natürlich auch einige Szenen, die sich offen zu einer linken und antifaschistischen Politik bekennen.
Gabler spannt aber hier den Bogen zu dem eigentlichen Urheber dieses Grundsatzes, denn kein geringerer als der nationalsozialistische Massenmörder Adolf Hitler propagierte zuerst die Ablehnung des modernen Fussballs, natürlich aus anderen Gesichtspunkten wie es sich heute darstellt. Hitler war gegen eine Professionalisierung der Ligen, weil er dadurch eine Unterwanderung der Juden vermeiden wollte. Für mich wirft das schon ein anderes Bild auf diesen Grundsatz, was die HEUTIGEN Motive natürlich in keinster Weise abwertet.
Genauso prangert er richtigerweise an, daß viele Szenen gegen den Staat und dessen Sicherheitsapparat sind, also fast schon anarchistische Tendenzen haben. Die gleichen Szenen fordern aber immer wieder die Einhaltung ihrer Grundrechte, die besonders bei Polizei-Einsätzen in vielen Stadien mit Füssen getreten werden.
Auch dies ist ein Ansatz, über den man sich wahrlich Gedanken machen kann.
Denn wenn ich die Grundrechte eines Staates akzeptiere, kann ich kaum ein wirklicher Anarchist sein.
Das sind nur zwei Beispiele von aufgestellten Thesen, im Buch finden sich noch einge mehr.

Also egal ob Szene-Kenner, Ultra, Fan oder einfach nur für Interessierter:
Kaufen und lesen !!! Es lohnt sich!

Sonntag, 11. Dezember 2011

SAXON, BLIND GUARDIAN ( 10.12.2011 KARLSRUHE)

Das Knock-Out Festival hat sich mittlerweile zu einer echten Institution gemausert und dennoch war ich in diesem Jahr zum ersten Mal dort.
Entweder hatten mich die bisherigen Lineups nicht überzeugt oder ich hatte einfach keine Zeit.
Nicht so dieses Jahr: ich hatte Zeit und eine DER Bands meiner Jugend, die mächtigen SAXON, sollte in diesem Jahr am Start sein.
Dazu noch eine Reihe von Bands, die mich alleine nicht auf das Konzert gezogen hätten, aber die ich mir, wenn ich schon mal dort bin, auch gern angelotzt hätte.
Da das Ganze aber schon um halb sechs anfing, und ich schon aus Prinzip zu diesem Zeitpunkt einfach auf kein Konzert gehen kann, verpasste ich die Bands Voodoo Circle, Grave Digger und Stratovarious. Ich bin mir aber relativ sicher, daß ich diese Tatsache unbeschadet überleben werde.
Also schleppte ich meinen Luxus-Körper so auf neun Uhr nach Karlsruhe (vorher bekam ich ohnehin den Arsch nicht hoch), so daß ich noch einen Teil von Dragonforce sehen konnte. Ein Ticket hatte ich nicht, ich dachte auch, daß es 49 Mäuse kosten würde, ich staunte nicht schlecht, als ich sah, was es wirklich kostete. Satte 59 Euronen, das ließ mich dann doch kurz zweifeln, ob es mir das wert wäre. Aber just in dem Moment streckte ein Metalhead seinen fettigen Kopf ins Kassenhäuschen und fragte das Mädel darin, ob er denn jetzt noch den vollen Preis zahlen müsse. Sie zierte sich erst etwas, lenkte dann aber ein und sagte, daß man um Punkt neun nur noch 40 Euro zahlen müsse. Nun, das war in 7 Minuten (!!?), also hing ich mich grad an den Typen dran und bekamm mein Ticket ebenso 19 Eus billiger. Da hatte sich das "Arsch nicht hocbekommen" endlich mal ausgezahlt.
Also rinn in die Hütte und erstmal gestaunt, wie gut gefüllt die Halle war. Wie ich später erfuhr, waren ca. 5.000 Leute da, für Karlsruhe ne echt stabile Zahl !!
Dragonforce spielten gerade und sofort fielen mir drei Kritikpunkte auf.
1.) Dragonforce bieten trotz ihrer teilweise sehr schnellen Songs nichts weiter als eine totale Weichspül-Version von den Italienern Rhapsody
2.) einer der Gitarristen sah aus wie eine Thai-Transe und hatte auch noch ein körperbetontes weisses Hemd an, und das bei einem Metal Konzert!!
3.) und schlimmstens: die hatten einen Keyboarder am Start, das allein ist ja schon Panne, aber der Vogel hing sich dazu ab und an sone Bontempi-Orgel a la Dieter Bohlen um und fegte damit über die Bühne,so jemand gehört auf den Heavy-Metal-Scheiterhaufen!
Fazit: Setzen ... SECHS !!
Dann war das auch erledigt und ich nutzte die Umbau-Pause um nen Kumpel zu suchen, der wiederum mit 2 Kumpels in der Halle war, gesagt getan und fortan mit 4 uralten Metalheads die Show genossen, denn ein Genuss sollte es werden.
Wir standen in der achten oder neunten Reihe und man konnte dort noch gut stehen, ohne daß einem irgend ein Läusepeter die Matte um die Ohren wirbelte.
Dann, endlich kamen SAXON, und wiiieee !!!
Wenn man bedenkt, daß ich meine erste Saxon-Platte vor fast 25 Jahren gekauft hatte (es war "Denim and leather" meine zweite Platte nach "Killers" von Maiden, witzigerweise hatte ich auch bei meiner zweiten Platte noch KEINEN Plattenspieler, hatte aber wenigstens die alte Kompakt-Anlage meines Onkels in Aussicht) und die Jungs damals schon alt aussahen, kann man sich vorstellen, daß SAXON trotz diverser Wechsel in der Band wahrhafte Urgesteine der Metal-Geschichte sind.
Aber was haben die alten Recken noch Kugeln in der Muskete!!
Die rockten dermaßen ab, daß sich davon JEDE Band des Abends (ohne sie alle gesehen zu haben) noch ne gehörige Scheibe Metal-Wurst abschneiden konnten.
Fick die Fotz, haben die einen abgekesselt, da waren Riffs dabei, die drückten dir den Ohrenschmalz durchs Trommelfell !!!
Als Opener kein geringerer Hit als "HEAVY METAL THUNDER", und ihr könnt euch denken, da war der Name Programm. Ich war hin und weg, ich hatte die Engländer zwar schonmal gesehen, aber damals war es nicht ganz so geil und mitreissend wie an diesem Abend (obwohl ich damals schon begeistert war). Im laufe der Show brachten SAXON eine klasse Mischung aus alten Hymnen und neuen Songs, die aber ebenfalls allesamt großes Hit-Niveau hatten.
Es wurden mit "NEVER SURRENDER", "SOLID BALL OF ROCK", "PRINCESS OF THE NIGHT" (da bin ich gekommen!!),"WHEELS OF STEEL" und natürlich "DENIM AND LEATHER" eine Rakete nach der anderen gezündet. Es war herrlich und jeden Euro meines ermässigten Eintritts wert. Es war schön zu sehen, daß die älteste Band des Abends am meisten abräumte und auch viele junge Metal-Fans begeisterte, obwohl die zu der Hoch-Zeit von SAXON noch das Rückenmark ihrer Väter hoch und runter schwammen!!
Danach war der Abend für mich gelaufen, SAXON war abgehakt und ich konnte mich entspannt BLIND GUARDIAN widmen, allerdings war mir von Beginn an klar, daß die Krefelder kaum so gut sein konnten, um mich dazu zu bewegen, mir das Spektakel bis zum Ende anzusehen.
Die Guardiens hatten einen super Sound (wie SAXON natürlich auch), hatten ein geiles Bühnenbild, hatten gute und schnelle Songs, aber dennoch wollte der Funke bei mir nicht überspringen. Zu ähnlich sind sich die Songs und zu wenig Linie findet sich in den vor allem neueren Liedern, die mehr auf die Fantasy-Welten als auf musikalische Durchschlagskraft und Eingängigkeit zielen. Und so verlor man sich schnell in endlos scheinenden Riffgewittern und Double-Bass-Attacken, ohne zu wissen, in welchem Song man gerade war.
Ich hatte dann nach ner Stunde von Guardien genug und subtrahierte mich elegant, mit der Gewissheit im Schritt, heute abend wenigstens eine geniale und unzerstörbare Band gesehen zu haben.
SAXON - since 1976 !!!!

Donnerstag, 8. Dezember 2011

R.I.P. SÓCRATES ( † 04.12.2011)


Und wieder wurde die Welt, in dem Fall nicht nur die Fussball-Welt, eines ihrer großen Originale beraubt. Der brasilianische Fussballer Sócrates (für seinen richtigen Namen war hier definitv kein Platz) verstarb am Sonntag, den 04.12.2011 an einer Blutvergiftung. Der Fussballer, der auch in seiner aktiven Zeit Kettenraucher war und auch auf dem besten Weg Alkoholiker zu werden (was er später auch wurde), war Zeit seines Lebens ein absoluter Quertreiber und Freiheitskämpfer. So genial er auf dem Platz spielte, so kämpferisch und revoluzzerisch verhielt er sich neben seinem Fussballer-Dasein. So war er immer ein offen bekennender Gegner der Militär-Diktatur Brasiliens. Sein Drang nach Demokratie ging sogar soweit, daß er bei seinem Verein (Corinthians) sogar eine Spieler-Demokratie erzwang, in der sich die Spieler selbst führten und alle Entscheidungen, wann und wie beispielsweise trainiert wurde, demokratisch selbst entschieden !
Wie man oben auf dem Foto sehen kann, hatte er aber auch den Fussball benutzt, um auf politische Missstände aufmerksam zu machen. Bei diesem Spiel trug er ein Stirnband mit der Aufschrift "People need justice". Was für ein geiler Typ !!
Heute bekommt man schon ne gelbe Karte, wenn man die Namen seiner Gören auf ein Shirt kritzelt und es bei einem Tor zeigt.
Doch war Sócrates auch ein ein studierter Mediziner, weswegen er auch "Dr.Sócrates" genannt wurde. Nach seiner Laufbahn arbeitete er lange Jahre als engagierter Kinderarzt, was ihn natürlich nicht weniger sympathisch machte.
Ich kann mich noch gut an die WM 1982 erinnern, als ich wie gebannt vor dem Fernseher saß und mir die Spiele ansah. Die Tricks und Zaubereien von Zico, Falcao oder eben Sócrates waren teilweise gar nicht zu verstehen, aber trotzdem oder gerade deswegen so unglaublich schön anzusehen.
Übrigens dachte ich mir damals, daß alle Leute in Brasillien nur einen Vornamen hätten und konnte mir absolut nicht erklären, wie man denn so jemandem einen Brief zustellen konnte!
Leider geht mit ihm wieder ein Kind der Fussballgeschichte viel früh, auch wenn es ein "schreckliches Kind" war, ein "Enfant terrible"!!

Mittwoch, 7. Dezember 2011

DER BOSS KOMMT ...








Mir, als absolutem Springsteen-Fan, stieg natürlich der sprichwörtliche Saft in den Schritt als ich von der kommenden Tournee laß, denn der Großmeister des Rock gibt sich auch dreimal in Deutschland die Ehre. Die Preise sind nicht grad für den schmalen Taler gemacht, aber im Gegensatz zu anderen Rockgrößen wie den Stones oder AC/DC zahlt man für Springsteen noch einen Preis, der unterhalb der Schmerzgrenze liegt. Und überhaupt: Der Boss ist ohnehin jeden, aber auch jeden Cent wert.
Ok, das waren die Fakten. Eigentlich steht einem grandiosen Abend mit 3 Stunden voller Power fast nichts im Weg. Aber eben nur fast... den Fans wissen sehr wohl, daß eine schwarze Wolke
über dieser Tour erscheint, denn die legendäre E-Street Band, Springsteens congeniale Combo bestehend aus absoluten Sahnemusikern wie Nils Lofgren, "Little" Steven van Zandt, Patti Scialfa oder dem klasse Drummer Max Weinberg, verlor in diesem Jahr ihr markantestes Mitglied. Leider und viel zu früh verstarb der Ausnahme-Saxophonist und Bandleader (neben olle Bruce natürlich) Clarence Clemons, den viele Fans unumstösslich als Erstes mit der E-Street Band verbunden hatten.
>>>>HIER<<<< geht es zu meinem damaligen Nachruf für den "Big Man", falls es nochmal jemand nachlesen will!
Es ist natürlich immer schwer, wenn ein langjähriges Mitglied einer Band stirbt, aber beim Tod von Clemons kamen viele Stimmen hoch, daß es ohne ihn auch keine E-Street Band mehr geben würde. Eigentlich war ich mir sicher, daß das auch so sein würde. Umso verwunderter war ich, als ich von der kommenden Tour hörte.
Ich hoffe, daß es hier nicht nur um Profit geht ... was ich mir bei Springsteen und der Band aber eigentlich nicht vorstellen kann. Es mag blauäugig sein, aber ich hoffe, daß es der letzte Wille von Clemons war, daß es weiter gehen wird !!
I want to believe !!!

Freitag, 2. Dezember 2011

PAUL DIANNO (SIEGEN 30.11.2011)

OH MEIN GOTT !!! .....
doch dazu später mehr !!
Letzten Mittwoch shipperte ich (mal wieder) alleine gen Siegen, um dort den sagenumwobenen Paul Dianno zu erleben, seines Zeichens Ex-Maiden Shouter der ersten beiden Alben, bekennender Hells Angel und die Reinkarnation DER englischen Bulldogge!
Ein paar Staus auf der Fahrt liessen mich etwas schwitzen, daß es knapp werden könnte,
doch als ich im Vortex in Siegen ankam, war mir schnell klar, daß das einer der Läden war, in dem ein Konzert niemals pünktlich anfängt. Auf dem abgefuckten Bahnhofs/Indusriegelände, wo beispielsweise ein herunter gekommenes Warte-Häuschen zum "Irish Pub" umfunktioniert wurde, lungerten schon diverse Metal-Heads rum und löteten schon kräftig vor.
Der Laden selbst ist super, sehr dunkel und modrig, einer der Läden eben, wo der Boden nie aufhört, zu kleben und wie schon erwähnt auch die Konzerte niemals pünktlich beginnen.
Mir wars recht. Der Laden war mit ca. 150 Leuten gut voll. Da kam schon der vergleichende Gedanke zu Dianno's Ex-Band auf. Er spielt hier in einem versifften Club vor 150 Leuten und Maiden spielten damals in Rio vor fast 300.000 Leuten !!!
Derber können sich Wege wohl nicht trennen.
Vorband des Abends waren die Hollander VANDERBUYST, ne klasse Metalband aus solch langhaarigen "Fahrradspeichen", die scheinbar allesamt aus den 80ern ins Heute katapultiert wurden. Röhrenjeans, abgewichste Turnschuhe und verwaschene Bandshirts! Herrlich ! Die legten gleich volle Kanüle los und waren unglaublich dankbar, ja fast schon überrascht, daß sie bei den Leuten so gut ankamen, denn einige der Anwesenden begannen urplötzlich ihre Läusematten zu schütteln.
Die Trio, welches auf der kleinen Restbühne (hinten dran stand schon das Zeug der Hauptband)
gerade so Platz hatte, feuerte ihren eingängigen und sehr hardrocklastigen Songs perfekt eingespielt heraus. Obwohl die Burschen noch sehr jung sind, sind das schon überaus gute Musiker, was mal wieder wieder beweisst, wie dicht doch die ganzen neuen Bands schon qualitativ an die Großen des Genres heran gekommen sind. Früher waren das eher Schülerbands, heute spielen da schon junge Satrianis oder Malmsteens !!
In der Umbau-Pause das übliche Bild. 2 -3 Roadies bauten das Equipment vollens auf.
War ja wie gesagt kein großer Laden, folgliche keine große PA (dachte ich jedenfalls).
Ich war nicht schlecht erstaunt, als ich sah, daß die Roadies auch gleichzeitig die Musiker waren.
Die Jungs waren sozusagen Diannos deutsche Band, am Schlagzeug ein stabiles Mitglied der Engel, vielleicht kam so die Verbindung zu Dianno zustande.
Und dann kam Dianno auf die Bühne. Besser gesagt: er wurde von 2 ortsansässigen Rotweissen auf die Bühne gebracht. Ich dachte im ersten Moment, meine Fresse, was für ein körperliches Wrack. Dianno konnte kaum laufen und war dazu noch weitaus fetter, als er auf den Bildern wirkt.
Nun, es stellte sich dann Gott sei dank schnell heraus, das Dianno gerade eine Bein-OP hinter sich hatte und deshalb auf der Bühne stand, wie ein Häuflein Elend.
Die Band war also komplett auf der Bühne und das Intro "THE IDES OF MARCH" wurde eingespielt. Doch der Soundmann raffte es nicht so ganz und brach es nach ein paar Sekunden wieder ab. Das brachte den leidenden Dianno das erste Mal auf die Palme ( und weiss Gott nicht das letzte Mal). Also auf ein neues. Take two! Jetzt lief dieses epische Meisterstück von einem Intro komplett durch. Es war etwas merkwürdig, waren DAS doch die ersten Töne, die ich damals vor mehr als 25 Jahren zum ersten Mal hörte und die mich auf der Stelle und für alle Zeiten zum Maiden-Maniac machten
Dann wurde der Mythos aber schlagartig lebendig und der Hammersong WRATHCHILD drönte mit einer unglaublichen Lautstärke aus den Boxen. Es fühlte sich an, als ob jemand mit einer Riesennadel in deinem Ohr rumstochern würde. SO MUSS SICH METAL ANFÜHLEN ! HELL YEAH! Dianno war aber während des Songs gar nicht so begeistert, weil er sich offensichtlich selbst nicht hören konnte. Es war einfach zu laut!!
Dann die erste Pause und Dianno machte eine Ansage. Er war ja sowas von schlecht gelaunt.
kurz umriss er warum, denn sein Flieger hatte Verspätung, er sei direkt von einem langen Flug auf die Bühne ohne sich wenigstens umziehen zu können. Dann hatte er wohl Höllenschmerzen an seiner rechten Keule und dazu prangerte er noch an, daß er sich nicht hören könne und das Mikro ein Haufen Scheisse wäre. Soweit so gut. Insidern ist Dianno natürlich als extrem launisch und schwierig bekannt, das konnte ja heiter werden!
Dianno war aber Gott sei Dank Profi genug, den Gig durchzuziehen und WIE !! Eine schier traumhafte Setliste (die zufälligerweise direkt vor mir aufgeklebt war und nach dem Konzert natürlich den Weg zu mir nach Haus fand, siehe unten) drückte über die fast schon kriminell lauten Boxen in meine bereits blutenden Gehörgänge.
Welthits wie PROWLER, MURDER IN THE RUE MORGUE, DRIFTER aber auch Dianno-eigene Songs wie THE BEAST oder FAITH HEALER machten den Abend einzigartig. Obwohl olle Paul aus dem letzten Loch pfiff, sang er jedes Lied mit voller Inbrunst und absolut sicher, er war und ist immernoch ein aussergewöhnlicher Sänger, auch wenn ihm der wirkliche Durchbruch als Solo-Künstler leider immer verwehrt geblieben war.
Deswegen gilt er ja auch als die traurige Figur der Metal-Szene. Ich fand absolut nichts trauriges an ihm, für mich war es einfach eine Legende, die auf dem Boden geblieben ist, egal ob das von ihm so gewollt war oder nicht.
Diannos Laune verschlechterte sich zusehens und in jeder Pause wurden die Verantwortlichen des Clubs samt ihrer Nachkommen aufs übelste beleidigt.
Als richtiger Maiden-Fan interessierte es mich natürlich, wie das heutige Verhältnis von Dianno zu Maiden ist. Nun, das brachte er spätestens zum Ausdruck, als er das Lied IRON MAIDEN ankündigte. Er sagte, daß er den Song hasse und Gott sei dank kein Mitglied der Band mehr sei.
Deshalb würde er den Refrain auch nicht singen, um damit zu zeigen, daß er sich von der nur auf Profit ausgelegten Vorgensweise Maidens distanziere.
Mir selbst und der Meute machte das nicht viel aus und der Song wurde gnadenlos gefeiert.
Ach ja, was die Meute angeht, es war nicht die beste Crowd und bis zum Song KILLERS war es auch eher mässig, was abging, doch dieser weitere Klassiker brachte den Club endlich zum kochen und es wurde schön rumgemosht.
Danach (und nach den schon fast üblichen Beleidigungen gegen den Soundmenschen) folgte der Maiden-Song, mit dem viele (auch ich) Dianno unweigerlich mit Maiden verbinden: RUNNING FREE ! Diese Song-Legende widmete er dem laut ihm besten Motoradclub der Welt, eben den Engeln. Als er aber um etwas Applaus für diese Jungs bat, kam halt wie zu erwarten kein besonders enthusiastischer Beifall-Ausbruch. Das wiederum liess Diannos Laune um die letzten übrigen Prozent in den Keller sinken und er brachte den Song kopfschüttelnd zu Ende. Aber ohne auch nur einen Deut an Qualität zu verlieren!!
Auch wenn er nur noch durch kleiner Clubs tingelt ist er für mich ein ganz ganz Großer meiner Musik-Geschichte, denn kaum jemand wird es vermutlich jemals wieder schaffen mich dazu zu bringen, meinen Kopf wie in alten Zeiten zu bangen und in der ersten Reihe teilweise ALLEINE zu moshen!
Für mich war es ein genialer Abend und jeden der insgesamt 600 km wert.
Ich habe eine lebende Legende erleben dürfen die musikalisch und charismatisch nichts eingebüsst hat, und das trotz der eher widrigen Umstände der Show.
Übrigens war ich selbst recht verwundert und freudig überrascht, daß Dianno dermaßen viele Maiden-Songs zum Besten gab, wie man ja auf der Setliste unschwer erkennen kann. Alle Songs auf der Liste hat er aber leider nicht gebracht, weil er, und das glaube ich aufs Wort, gewisse Lieder nicht bringen konnte, ohne sich selbst dabei zu hören.
Aber das Gros auf der Liste durfte ich demütig und voller Ehrfurcht in mich hinein saugen, auch wenn es vielleicht den Verlust meiner Hörkraft bedeutete, denn selbst heute noch, 2 Tage nach dem Konzert, liegt ein Schatten auf meinen Ohren und ganz tief drin piepst es pausenlos.
Dabei muss ich natürlich an den alten und immer wieder bewiesenen Schlachtruf der Metal-Szene denken:
HEAVY METAL - BLED IM SCHÄDDEL !!!
Am Ende noch ein paar Pics des Mannes, der irgendwie aussieht, als hätte er einen Medizinball unter seinem 81er- Shirt versteckt!!