Freitag, 2. Dezember 2011

PAUL DIANNO (SIEGEN 30.11.2011)

OH MEIN GOTT !!! .....
doch dazu später mehr !!
Letzten Mittwoch shipperte ich (mal wieder) alleine gen Siegen, um dort den sagenumwobenen Paul Dianno zu erleben, seines Zeichens Ex-Maiden Shouter der ersten beiden Alben, bekennender Hells Angel und die Reinkarnation DER englischen Bulldogge!
Ein paar Staus auf der Fahrt liessen mich etwas schwitzen, daß es knapp werden könnte,
doch als ich im Vortex in Siegen ankam, war mir schnell klar, daß das einer der Läden war, in dem ein Konzert niemals pünktlich anfängt. Auf dem abgefuckten Bahnhofs/Indusriegelände, wo beispielsweise ein herunter gekommenes Warte-Häuschen zum "Irish Pub" umfunktioniert wurde, lungerten schon diverse Metal-Heads rum und löteten schon kräftig vor.
Der Laden selbst ist super, sehr dunkel und modrig, einer der Läden eben, wo der Boden nie aufhört, zu kleben und wie schon erwähnt auch die Konzerte niemals pünktlich beginnen.
Mir wars recht. Der Laden war mit ca. 150 Leuten gut voll. Da kam schon der vergleichende Gedanke zu Dianno's Ex-Band auf. Er spielt hier in einem versifften Club vor 150 Leuten und Maiden spielten damals in Rio vor fast 300.000 Leuten !!!
Derber können sich Wege wohl nicht trennen.
Vorband des Abends waren die Hollander VANDERBUYST, ne klasse Metalband aus solch langhaarigen "Fahrradspeichen", die scheinbar allesamt aus den 80ern ins Heute katapultiert wurden. Röhrenjeans, abgewichste Turnschuhe und verwaschene Bandshirts! Herrlich ! Die legten gleich volle Kanüle los und waren unglaublich dankbar, ja fast schon überrascht, daß sie bei den Leuten so gut ankamen, denn einige der Anwesenden begannen urplötzlich ihre Läusematten zu schütteln.
Die Trio, welches auf der kleinen Restbühne (hinten dran stand schon das Zeug der Hauptband)
gerade so Platz hatte, feuerte ihren eingängigen und sehr hardrocklastigen Songs perfekt eingespielt heraus. Obwohl die Burschen noch sehr jung sind, sind das schon überaus gute Musiker, was mal wieder wieder beweisst, wie dicht doch die ganzen neuen Bands schon qualitativ an die Großen des Genres heran gekommen sind. Früher waren das eher Schülerbands, heute spielen da schon junge Satrianis oder Malmsteens !!
In der Umbau-Pause das übliche Bild. 2 -3 Roadies bauten das Equipment vollens auf.
War ja wie gesagt kein großer Laden, folgliche keine große PA (dachte ich jedenfalls).
Ich war nicht schlecht erstaunt, als ich sah, daß die Roadies auch gleichzeitig die Musiker waren.
Die Jungs waren sozusagen Diannos deutsche Band, am Schlagzeug ein stabiles Mitglied der Engel, vielleicht kam so die Verbindung zu Dianno zustande.
Und dann kam Dianno auf die Bühne. Besser gesagt: er wurde von 2 ortsansässigen Rotweissen auf die Bühne gebracht. Ich dachte im ersten Moment, meine Fresse, was für ein körperliches Wrack. Dianno konnte kaum laufen und war dazu noch weitaus fetter, als er auf den Bildern wirkt.
Nun, es stellte sich dann Gott sei dank schnell heraus, das Dianno gerade eine Bein-OP hinter sich hatte und deshalb auf der Bühne stand, wie ein Häuflein Elend.
Die Band war also komplett auf der Bühne und das Intro "THE IDES OF MARCH" wurde eingespielt. Doch der Soundmann raffte es nicht so ganz und brach es nach ein paar Sekunden wieder ab. Das brachte den leidenden Dianno das erste Mal auf die Palme ( und weiss Gott nicht das letzte Mal). Also auf ein neues. Take two! Jetzt lief dieses epische Meisterstück von einem Intro komplett durch. Es war etwas merkwürdig, waren DAS doch die ersten Töne, die ich damals vor mehr als 25 Jahren zum ersten Mal hörte und die mich auf der Stelle und für alle Zeiten zum Maiden-Maniac machten
Dann wurde der Mythos aber schlagartig lebendig und der Hammersong WRATHCHILD drönte mit einer unglaublichen Lautstärke aus den Boxen. Es fühlte sich an, als ob jemand mit einer Riesennadel in deinem Ohr rumstochern würde. SO MUSS SICH METAL ANFÜHLEN ! HELL YEAH! Dianno war aber während des Songs gar nicht so begeistert, weil er sich offensichtlich selbst nicht hören konnte. Es war einfach zu laut!!
Dann die erste Pause und Dianno machte eine Ansage. Er war ja sowas von schlecht gelaunt.
kurz umriss er warum, denn sein Flieger hatte Verspätung, er sei direkt von einem langen Flug auf die Bühne ohne sich wenigstens umziehen zu können. Dann hatte er wohl Höllenschmerzen an seiner rechten Keule und dazu prangerte er noch an, daß er sich nicht hören könne und das Mikro ein Haufen Scheisse wäre. Soweit so gut. Insidern ist Dianno natürlich als extrem launisch und schwierig bekannt, das konnte ja heiter werden!
Dianno war aber Gott sei Dank Profi genug, den Gig durchzuziehen und WIE !! Eine schier traumhafte Setliste (die zufälligerweise direkt vor mir aufgeklebt war und nach dem Konzert natürlich den Weg zu mir nach Haus fand, siehe unten) drückte über die fast schon kriminell lauten Boxen in meine bereits blutenden Gehörgänge.
Welthits wie PROWLER, MURDER IN THE RUE MORGUE, DRIFTER aber auch Dianno-eigene Songs wie THE BEAST oder FAITH HEALER machten den Abend einzigartig. Obwohl olle Paul aus dem letzten Loch pfiff, sang er jedes Lied mit voller Inbrunst und absolut sicher, er war und ist immernoch ein aussergewöhnlicher Sänger, auch wenn ihm der wirkliche Durchbruch als Solo-Künstler leider immer verwehrt geblieben war.
Deswegen gilt er ja auch als die traurige Figur der Metal-Szene. Ich fand absolut nichts trauriges an ihm, für mich war es einfach eine Legende, die auf dem Boden geblieben ist, egal ob das von ihm so gewollt war oder nicht.
Diannos Laune verschlechterte sich zusehens und in jeder Pause wurden die Verantwortlichen des Clubs samt ihrer Nachkommen aufs übelste beleidigt.
Als richtiger Maiden-Fan interessierte es mich natürlich, wie das heutige Verhältnis von Dianno zu Maiden ist. Nun, das brachte er spätestens zum Ausdruck, als er das Lied IRON MAIDEN ankündigte. Er sagte, daß er den Song hasse und Gott sei dank kein Mitglied der Band mehr sei.
Deshalb würde er den Refrain auch nicht singen, um damit zu zeigen, daß er sich von der nur auf Profit ausgelegten Vorgensweise Maidens distanziere.
Mir selbst und der Meute machte das nicht viel aus und der Song wurde gnadenlos gefeiert.
Ach ja, was die Meute angeht, es war nicht die beste Crowd und bis zum Song KILLERS war es auch eher mässig, was abging, doch dieser weitere Klassiker brachte den Club endlich zum kochen und es wurde schön rumgemosht.
Danach (und nach den schon fast üblichen Beleidigungen gegen den Soundmenschen) folgte der Maiden-Song, mit dem viele (auch ich) Dianno unweigerlich mit Maiden verbinden: RUNNING FREE ! Diese Song-Legende widmete er dem laut ihm besten Motoradclub der Welt, eben den Engeln. Als er aber um etwas Applaus für diese Jungs bat, kam halt wie zu erwarten kein besonders enthusiastischer Beifall-Ausbruch. Das wiederum liess Diannos Laune um die letzten übrigen Prozent in den Keller sinken und er brachte den Song kopfschüttelnd zu Ende. Aber ohne auch nur einen Deut an Qualität zu verlieren!!
Auch wenn er nur noch durch kleiner Clubs tingelt ist er für mich ein ganz ganz Großer meiner Musik-Geschichte, denn kaum jemand wird es vermutlich jemals wieder schaffen mich dazu zu bringen, meinen Kopf wie in alten Zeiten zu bangen und in der ersten Reihe teilweise ALLEINE zu moshen!
Für mich war es ein genialer Abend und jeden der insgesamt 600 km wert.
Ich habe eine lebende Legende erleben dürfen die musikalisch und charismatisch nichts eingebüsst hat, und das trotz der eher widrigen Umstände der Show.
Übrigens war ich selbst recht verwundert und freudig überrascht, daß Dianno dermaßen viele Maiden-Songs zum Besten gab, wie man ja auf der Setliste unschwer erkennen kann. Alle Songs auf der Liste hat er aber leider nicht gebracht, weil er, und das glaube ich aufs Wort, gewisse Lieder nicht bringen konnte, ohne sich selbst dabei zu hören.
Aber das Gros auf der Liste durfte ich demütig und voller Ehrfurcht in mich hinein saugen, auch wenn es vielleicht den Verlust meiner Hörkraft bedeutete, denn selbst heute noch, 2 Tage nach dem Konzert, liegt ein Schatten auf meinen Ohren und ganz tief drin piepst es pausenlos.
Dabei muss ich natürlich an den alten und immer wieder bewiesenen Schlachtruf der Metal-Szene denken:
HEAVY METAL - BLED IM SCHÄDDEL !!!
Am Ende noch ein paar Pics des Mannes, der irgendwie aussieht, als hätte er einen Medizinball unter seinem 81er- Shirt versteckt!!






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