Dienstag, 11. Januar 2011

WÜHLTISCH-WUNDER

Und wiedermal hat mein Instinkt mich an einen Wühltisch getrieben, wiedermal war ich mir nicht zu schade, die ganze Kacke durchzusuchen, in der Hoffnung, daß ein oder andere Juwel zu finden.
Das mache ich immer und überall so, ich kann einfach an keiner dieser einladenden Gitterboxen vorbei schlendern. Wenn mich dann noch solch schier unfassbar günstige Preise anzwinkern und mir leise ins Ohr flüstern, wie toll das Angebot doch ist,dann ist es meist um mich geschen und im nächsten Moment grabe ich mich durch die Niederungen der Schlager, der Volksmusik oder durch die zahllosen Interpreten, die es niemals geschafft haben, auch nur ansatzweise einen Bekanntheitsgrad zu erreichen.
Auf meiner Schatzsuche gibt es 2 Kategorien. Zum einen bin ich auf der Suche nach Bands, die ich zwar kenne, aber aufgrund ihres Underground-Status keines der Halbhirne interessieren konnte, die sonst solche Märkte besuchen. Folglich landen diese oftmals im Gitter-Grab!
Die zweite Kategorie stellen Glücksgriffe dar, die ich einfach nur nach gut Glück heraussuche, weil mich Cover, das Aussehen der Band oder die Credits davon überzeugen, daß es sich hier um was Gutes handeln könnte. Das kann natürlich auch mal in die Hose gehen, aber damit kann ich leben.
Und vor zwei Wochen ist mal wieder ein Fall der Kategorie zwei aufgetreten.
Für sage und schreibe 3 Euro konnte ich diese CD erwerben:

Die Band heißt SYMPHONY X und das Werk ist schlicht mit "V" betitelt. Für alle Nicht-Römer: das bedeutet fünf! Sinnigerweise ist dies auch das fünfte Studio-Album dieser Progressiv-Metaller. In dem Fall hatte mich das prog-lastige (aber nicht übermässig geniale) Cover zum Kauf der CD bewegt. Mag sein, daß einige Metal-Freaks diese Band schon lange zu ihren Favs zählen, ich tat das bisher nicht. Die Betonung liegt auf "bisher". Denn was mir das Quintett aus New Jersey da beim ersten Hörgang um die Ohren pustete, ist aller Ehren wert!
Die Band kann keinesfalls leugnen, daß Dream Theater zu ihren großen Einflüssen zählen, denn (sehr) viele Stellen dieses Albums erinnern auf geradezu unglaubliche Weise und den genialen und unerreichten Erstling der Prog-Giganten (When dream an day unite).
Natürlich schaffen es Symphony X nicht an die Virtuosität von Dream Theater heran zu kommen (wer vermag das schon von sich zu behaupten) aber dennoch ist diese Platte wirklich und wahrhaftig grandios und äusserst vielfältig. Wenn man bedenkt, daß ich für diesen (Roh)Diamanten nur 3 Steine hinlegen musste, kommt man (zumindest ich tue das) zum Schluss, daß es sich manchmal (immer) lohnt, sich den hämischen Blicken der normalen Marktbesucher auszusetzen, wenn man gerade mal wieder mit dem Bauch auf der Kante einer Gitterbox balanciert, um auch wirklich an die untersten Dinger heran zu kommen.

TANKARD (07.01.2011 SUBSTAGE)

Endlich war es soweit, die altehrwürdigen TANKARD waren mal wieder zu Gast und ich konnte im Vorfeld so gar nicht einschätzen, was mich an diesem Abend erwarten sollte.
Im übrigen gab es auch noch ein Höllen-Kontrast-Programm, denn DEEZ NUTS spielten just an diesem Abend zeitglich in der Stadtmitte. Doch meine Wahl (wie auch die einiger Kumpels)
fiel auf den Gig der Hessen, und KEINER von uns sollte das bereuen.
Vorband war eine gewisse Band namens PESTILATOR, die nun wirklich jedes Thrash-Klischee, welches seit den 80ern so geschaffen wurden, erfüllten. Röhrenjeans, abgefuckte Reebok-Schuhe (übrigens sogar Modelle aus den 80/90er !!!), ärmellose Shirts und herrliche Metal-Matten auf dem Schädel. Auch Lied- und Textgut war irgendwie alles schonmal da gewesen, gefiel aber trotzdem (oder gerade deswegen) recht gut, denn es war für viele Anwesende eine Reise in die Vergangenheit. By the way, die Jungs von Pestilator sind allesamt nicht älter als 20 was deren Auftreten umso erfreulicher machte, denn die Burschen transportieren damit ein schönes Stücke Geschichte direkt in die Gegenwart. Einzig mit dem Sound und ihrer Performance hatten sie zu kämpfen. Ersterer war ziemlich mies und ihre Bühnenshow glich eher der einer Schülerband. Aber egal, ich fand sie super.
Dann endlich die Frankfurter Suff-Thrasher TANKARD.
Über den Gig selbst gibt es soviel gar nicht zu schreiben. Wer sie schonaml gesehen hat, weiß was ich meine. Das Quartett hatt die perfekte Mischung zwischem harten Thrash-Metal und sufforientierter Bollock-Mucke gefunden und genau die daraus entstandenen Hymnen wurden dann auch von ca. 600 Leuten euphorisch zelebriert. Es wurde gemosht, gepogt, gebangt und gedivt. Wobei das Metal-Diven wenig mit dem Pendant bei HC-Konzerten zu hat. Während letztere meist ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit sprichwörtlich in die Menge "abtauchen" tun dies die meisten Metal-Fans eher etwas gemäßtigter. Zunächst wird vom "Diver" die Meute erstmal 20 Sekunden lang aufgefordert, seinen demnächst durch die Luft fliegenden Körper auch wirklich aufzufangen und letztenendes wird sich dann einfach auf die johlende und von Nieten nur so gespiekte Masse drauf gelegt. Sieht meistens ziemlich unspektakulär aus und hat weniger was mit "diven" und eher was mit Schwimmunterricht zu tun! Auf jeden Fall ging die Meute sehr gut ab und speziell die alten Nummern (ach ne, ganz was Neues) wurden frenetisch gefeiert. Und was waren das Hit-Giganten dabei: "Alien", "Space Beer","Empty Tankard" (Monster-Zugabe!) oder "Stop the chemical Invasion" um nur Einige zu nennen.
Die Entscheidung hatte sich also gelohnt und der Abend war ein voller Erfolg. Machte Lust auf mehr Thrash-Metal, auch wenn wir schon das Jahr 2011 schreiben.

Hier noch n schönet Video!!

Samstag, 1. Januar 2011

SOILWORK / ALL THAT REMAINS / NEAERA / CALIBAN (17.12.2010 SUBSTAGE)

Normalerweise wäre ich nicht zu diesem Konzert gepilgert, da erstens zu erwarten war, daß es schon frühzeitig ausverkauft sein würde, zweitens die Bands nicht 100% meine Musik spielen und drittens JEDE MENGE Metal-Nerds anwesend sein würden.
Doch da mich ein Kumpel für umme reinbringen konnte, wollte ich die von mir errichteten Hürden nehmen und mich in dieses Konzert stürzen. Und das war gut so!
Wir kamen zu NEAERA an, die hatte ich schonmal im alten Substage gesehen, die sind echt gut für dieses Musikrichtung. Das proppevolle Substage (ca. 1000 Leute, davon waren mir ca. 700 unangenehm) ging gut mit und der Metalnachwuchs rockte die Show, daß man teilweise vermuten mochte, der vermeintliche Höhepunkt des Abends sei schon frühzeitig erreicht.
Leider waren wieder mal sone scheiss Barrieren zwischen Bühne und Meute aufgestellt, was einfach ein kompletter Stimmungstöter ist. Keine Diver, kein Crowd-Singing, kein "Kundenkontakt" ! Und das nur, weil son paar überflüssige Tussies bei einem der letzten Konzerte einige Diver auf die Birne bekommen hatten. Sind doch selber schuld!
Anyway, nächste Band war SOILWORK und auf diese hatte ich mich doch etwas gefreut und meine Freude sollte auch während des ganzen Gigs am Leben bleiben. Ne klasse Metal-Show mit geilen Singalong-Hymnen und fettem Sound!
Nächste Band waren ALL THAT REMAINS mit Klampfen-Held Oli Herbert, der einen absolut überdurchschnittlichen Musiker in diesem Genre darstellt. Nun, auch ATR hauten viele Metal-Hymnen raus, aber deren Gig war mir schon zu lange und zu einseitig, was auch das Publikum mit etwas weniger Aktivität quittierte, aber größtenteils tobte immernoch ein guter Bär!
Letzte Band des abends waren CALIBAN, und die mag ich nun wirklich nicht, verkörpern doch gerade die fast alles negative, was der Metal-Core oder der Nu-Metal (oder wie auch immer man das Ganze nennen mag) ausmacht. Nie endende Breakgewitter, die man wahllos gegeneinander austauschen kann, mit Kajal geschminkte Musiker (und davon angesteckte Teenie-Fans) und die eigentliche Vergewaltigung des alten und ehrwürdigen Heavy Metals.
Doch die Ruhrpottler haben sich (etwas zum positiven) verändert. Die Schminke und die Tokio-Hotel-Outfits sind weitgehend verschwunden und die Musik wirkt mittlerweile etwas reifer und scheint tatsächlich eine Identität zu entwickeln. Und der Sound, oh mein Gott, was hatten die Typen denn für einen Sound?? Die vorherigen Bands hatten schon einen echt guten Sound, aber das, was bei CALIBAN aus den Boxen rotzte, war pure und unbändige Power! Man hatte pausenlos das Gefühl, daß einem etwas aus den Hosen heraus pressen wollte. Echt Mörder!
Nun, da die Band aber trotzallem nie zu meinen Favs zählen wird, machte ich auch nach etwas mehr als einer Stunde den Schuh und liess dass immernoch gut kochende und moshende Substage hinter mir.
Nicht unbedingt ein schlechtes Konzert an dem abend und noch mal eine digges Dankeschön an meinen Kumpel AF, der mir Sparstrumpf dieses Konzert überhaupt erst ermöglicht hatte!
Auf der Heimfahrt dachte ich mal wieder über die Frage nach, was ich denn von der abendlichen Crowd halten solle. Wie schon so oft wägte ich Argumente und Gegenargumente gegeneinander auf.
Mein Schluss lautet wie die letzten Male eigentlich auch. Wir schreiben das Jahr 2010 und in unserer Provinzstadt Karlsruhe kommen 1000 Metal-Kids zu einem fetten Konzert. Und das ist einfach nur gut! Über Qualität, Persönlichkeit und Beständigkeit dieser Szene kann man wahrscheinlich erst in einigen Jahren etwas sagen. Und man muss die Bands und die Fans ja sicherlich auch nicht mögen, aber Fakt ist, hätten an dem Abend Metal-Götter wie Overkill, Testament, Sacred Reich oder Nuclear Assault im Substage aufgespielt, es wären wahrscheinlich tragischerweise nicht mal die Hälfte an Leuten da gewesen.
Insofern sehe ich das auch mit einem erfreutem Auge, weil Metal (zumindest auf diese Weise) in vollem Saft steht, aber das andere Auge weint still und leise um den Heavy Metal meiner Jugend.