Mittwoch, 3. Februar 2016

DEEP PURPLE / RIVAL SONS
(01.12.2015 ZENITH STRASBOURG)

Es gibt einige Größen der Musikgeschichte, die ich niemals mehr sehen werde, obwohl ich bei der ein oder anderen sogar mehrmals die Gelegenheit dazu hatte. Und immer und immer wieder kam irgend sone Kacke dazwischen. Dergleichen war es bei den Mannen um DEEP PURPLE: die waren sicher schon 3-4 Mal irgendwo vor meiner Nase, aber als ich im Frühjahr 2015 laß, dass diese Legende der Legenden nach Strasbourg kommen sollte, gab es für mich kein Halten oder Zögern mehr. Mit sicherer Hand führte ich meine Ticket-Harpune und schoss mir frühzeitig eine Karte, die zu keiner Zeit eine Chance hatte, zu entkommen. Später im Jahr gesellten sich noch der Zweier-Bob (muhahaha, ich lach mich welk!) aus Zell sowie Armin und sein Kumpan Markus dazu.
Da ich ja ne Woche zuvor bei den "Scorps" noch unter dem Sicherheitswahn der Bullen und Ordnungskräfte leiden musste und EUROPE leider fast ganz verpasste, schob ich etwas die Pünktlichkeits-Panik und steckte alle anderen damit an. Aber es sollte an diesem Abend ganz anders sein, überhaupt keine Staus, keine Schlangen, kein wirklicher Andrang. In der Halle angekommen traf mich die Ernüchterung wie ein Aufwärtshaken! Die Halle, obwohl sie gegenüber den Scorpions sogar noch verkleinert wurde, war fast leer. Ich war fix und alle! Was war den da los? Sollten DEEP PURPLE wirklich viel weniger Resonanz bekommen? Aber irgendwie relativierte sich alles, die Leute kamen nach und nach rein, die Halle füllte sich und alles war einfach nur relaxter als ne Woche zuvor.
Als die RIVAL SONS auf die Bühne kamen war es dann doch gut voll und die Kalifornier legten mit einem bombastischen Sound und eingängigem und bluesigen Rock schön einen vor. Ne klasse Band die während ihrer Show lediglich zuviele Schmunzetten einstreute. Das drückte irgendwann auf die Stimmung, aber nichtsdestotrotz ne Spitzenband!
Aber die Hardrocker, wegen der alle da waren, ließ nicht lange auf sich warten. DEEP PURPLE kamen völlig bodenständig und unaffektiert auf die Bühne. Gillan, Paice und Glover sind sozusagen der historische Stamm der Band, wenn auch nur Paice ein wirkliches Gründungsmitglied ist. Aber diese drei genannten Helden gehören zu DEN Bausteinen, die aus der Band die Kultband formten.
Gillan hat mittlerweile kurze graue Haare, ne kleine Plauze und stand da in schwarzem Shirt und schwarzen Hosen. Kein Flitter, kein Glitter, keine Bändchen oder Kettchen. Da sollte sich olle Klaus Meine mal ein Beispiel nehmen der auf der Bühne aussah, wie das Kind von Wolle Petry's Handgelenk und einer abgehalfterten Leder-Domina!
Gillan hatte bei den ersten Tönen etwas zu kämpfen, kam aber mit jeder Strophe besser rein und bewies vielen Kritikern, dass er noch der Herr seiner Stimmbänder ist. Jedenfalls hatte er sichtlichen Spaß, kein Wunder: er musste ja nicht wie früher befürchten, dass ihm der Bühnenrüpel Blackmore ne Bierpulle an den Schädel wirft, denn der macht ja seit einiger Zeit lieber sein Solo-Ding und versucht mit seiner Schalmei die Gespenster der europäischen Burgen anzulocken.
Es waren soviele Purple-Hits an dem Abend, der Sound war genial, die Herrschaften hatten nen Mords-Spass der sich auch schnell auf die ca. 5000 Leute übertrug. Der Opener "Highway Star" trieb mir schon die Tränen in die Augen. Ich genoss jede Sekunde von den Hit-Granaten wie "Hard Lovin Man", "Strange Kind of Women", "Lazy", natürlich "Demons Eye", das epische "Perfekt Strangers" oder "Space Truckin". Es war Dauer-Ständer-Zeit! Vor der Zugabe gabs noch "Rauch auf der Pfütze", was ich jetzt net unbedingt gebraucht hätte, aber gehört halt dazu. Die Zugaben waren "Hush" und der Burner "Black Night". A propos "Burner". Einer ihrer besten Songs, nämlich "BURN" blieb leider aus. Ebenso spielten sie kein Lied meiner Lieblins-Scheibe "House of the blue light". Da war ich mal kurz traurig, hielt aber nicht lange an. Und dass sie "Child in time" nicht mehr spielen ist ja hinlänglich bekannt. Für diese hohen Töne braucht man entweder Gillan's Stimmbänder von 1981 oder man hat sich neulich die Nüsse abschnibbeln lassen.
Es war ein unvergessliches Konzert, bei dem ich diese große Band endlich (noch)einmal sehen durfte. Es beamte mich zwar nicht völlig vom Stern (dazu fehlten zu viele Hits und auf der Bühne etwas mehr Feuer), aber das kann man einer Band schonmal verzeihen, die seit fast 50 Jahren die Welt berockt und damals mit ihrem Orgelsound (Gott hab Jon Lord selig) neue Rockdimensionen erschlossen hat und wegbereitend für viele Prog-Bands war, die da noch folgen sollten. DEEP PURPLE IN ROCK !!!
Grüsse gehen an den Zweier-Bob aus Cell on Hammercreek nebst Schwiegervaddi, Armin (der tatsächlich dachte, dass auf der BURN-Platte schon Coverdale singt ..ts ts ts, der Anfänger!) und Kumpan Nr.2 aka Markus.