Donnerstag, 11. Januar 2018

LITTLE STEVEN & THE DICIPLES OF SOUL
(04.10.2017, THE PARAMOUNT
LONG ISLAND NYC)

Endlich mal wieder New York, endlich mal wieder in die Stadt aller Städte, im Oktober 2017 war es mal wieder soweit, bereits zum fünften Mal! Versteht sich von selbst, dass ich schon Monate vorher sämtliche Tourpläne und Foren durchvögelte, um die ein oder andere NY-Show einzutüten. Doch das gestaltete sich wider Erwarten etwas schwierig, denn in unserem Urlaub sollte erstmal nicht viel geboten sein. Wochenlang suchte ich mir nen Wolf und fand außer so ne Schlaftabletten wie Paramore nicht wirklich viel. Paul Weller wäre auch in der Stadt gewesen, aber der "ewige Mod" benötigt für seinen Fuhrpark von Motor-Rollern offenbar ne Menge Unterhalt, was die ganz schön gesalzenen Preise erklären würde. Und da mir dessen Neues Zeugs eh nicht so rein läuft, musste ich auch diese Option sausen lassen. Doch dann, wie aus dem nichts streifte mich plötzlich ein greller Blitz, oder besser gesagt, es streifte mich der wahrscheinlich grellste Blitz, der einen nur treffen kann, wie ein Komet schlug es bei mir ein:
BRUCE SPRINGSTEEN ON BROADWAY !!!
Mir lief es eiskalt den Rücken runter und zugleich bekam ich Schweissausbrüche, konnte das wahr sein? Da MUSSTE ich hin. Doch von vorn herein hatte ich wenig Hoffnung, obwohl der BOSS beinahe täglich auftreten sollte und das von Oktober bis mindestens Februar(!), fasste der Laden nur schlappe 1000 Leute, also würde der Andrang riesig sein.
Ich wollte dennoch alles daran setzen, also registrierte ich mich bei Ticketmaster, dem exklusiven Karten-Dealer für dieses Event. Doch die Registrierung berechtige nicht zum Ticketkauf, sondern war dafür, dass du eventuell an der Verlosung teilnehmen durftest. Das heisst, nur wenn du Glück hattest, bekommst du einen Code, mit diesem Code konnte man dann versuchen, sich für ein Ticket zu bewerben. Meine Hoffnung schwand minutlich. Ich bekam eine Email, dass ich in den nächsten 6 Wochen immer auf Abruf sein sollte, denn in dieser Zeit konnte dir ein Promotion-Code per SMS zugeschickt werden, diesen musste man dann sofort in einem speziellen Portal eingeben, um an der Verlosung teilzunehmen. Falls das nicht gleich geschehen würde, wäre alles für die Katz gewesen.
In den ersten Tagen war ich noch heiß wie Frittenfett, doch nach zwei drei Wochen rechnete ich nicht mehr mit einer positiven Nachricht. Umso überraschter war ich, als nach ca. 8 Wochen die langersehente SMS mit einem Code kam, doch leider war diese für die zweite Verkaufswelle, ich hätte mich also für Tickets im Januar oder Februar bewerben können.
Wäre ja auch zu schön gewesen, doch wenn auch der Springsteen-Glücks-Komet an mir vorbei düste, so schlug dennoch sein kleiner, aber nicht minder geiler Kometenbruder direkt in meinem Vorgarten ein. Nämlich just in dem Moment, als mir bewusst wurde, dass das mit dem Boss nicht klappt, fand ich ne andere Show und zwar von keinem geringeren als LITTLE STEVEN mit seinen Kumpanen, den DICIPLES OF SOUL. Und DAFÜR konnte ich mir leicht zwei Tickets ziehen, die mit 45 Dollar sogar mehr als günstig waren. Einziger Haken, den ich gerade biegen musste: das Konzert war mitten in Long Island.
Ich sah darin aber kein wirkliches Problem, da kommt man ganz gut mnit dem Zug hin. Also am besagten Tag mein Mädel geschnappt und in den Zug gesprungen. Doch irgendiwe verzögerte sich an dem Tag alles und die Zugfahrt an sich war auch fast 90 Minuten lang. Und zu alledem musste man vom dortigen Bahnhof zum Club noch ein Taxi nehmen, weil der nochmal 3-4 Kilometer entfernt war.
Dementsprechend kamen wir etwas zu spät und ine Vorband gab es auch keine, also gingen uns 2-3 Songs flöten. Aber was solls, ich war im Herzen von Long Island, genauer gesagt in Huntington.Der Club, das PARAMOUNT, war ein Klassiker, da gehen sicher 2.000 Leute rein, mit roten Samtsitzen auf der Empore und unten vor der Bühne ein großer Steh-Bereich. LITTLE STEVEN, seines Zeichens ja auch Klampfer der E-Street-Band (für alle nicht Brucianer, das ist Springsteens semi-autarke Begleit-Band) war schon voll im Gange, ist halt ne Rampensau (was er auch als Hauptdarsteller in der Serie "Lillyhammer" beeindruckend unter Beweis stellt>Anm.d.Verf.)!
Natürlich immer mit dabei sein Markenzeichen: das Kopftuch. Dieses sieht aber von Jahr zu Jahr kleiner aus, mag aber auch daran liegen, dass Stevens Backen immer mehr denen eines übergewichtigen Hamsters gleichen. Der Sound war klasse, die Stimmung euphorisch, die Fans gingen gut mit und im ersten Teil der Show fand man sich musikalisch auf fast der gleichen Wellenlänge wie Springsteens Sound. Ich war glücklich! Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich eine kleine Idee s irgendwann tatsächlich verwirklicht und einem dann auch noch die Ewartungen erfüllt oder gar übertroffen werden. Meiner Freundin gefiel es nicht so sehr, das lag aber nicht nur an der Musik sondern hauptsächlich daran, dass es in dem Laden arschkalt war. Obwohl draußen ganz angenehme Temperaturen herrschten, stand drinnen die Klima-Anlage anscheinend auf "Blitzkrieg" (war wohl noch eine original Kaiser aus dem 2.Weltkrieg).
Mir gefiel es trotzdem, lediglich im zweiten Teil der Show waren einige Songs dann etwas Funk-lastig, was nicht so sehr mein Ding war, aber das Konzert an sich war allererste Sahne.
Im Repertoire von LS gibt es einige Cover-Versionen und so kredenzte er an diesem Abend als Beilage zum Hauptgericht auch Songs von Southside Johnny, Tom Petty (der tragischerweise gerade zwei Tage vorher verstorben war) und sogar was von James Brown. Auf seinen kommerziell größten Hit "Sun City" (war damals so ein großer Protestsong der von einem Zusammenschluss vieler Künstler gesungen wurde >United Artists Against Apartheid) mussten die Fans aber vergeblich warten.
Aufgrund der logistischen Situation sind wir dann etwas früher gegangen, denn wir mussten den Zug bekommen. Doch auch das erwies sich als schwerer wie gedacht. Es war nirgendwo ein Taxi zu bekommen. Also liefen wir etwas durch Huntington, einem Ort der irgendwie wie eine kleine amerikanische Provinz-Stadt aussah, so mit einer klassischen Hauptstrasse, auf der sich das gesamte soziale Stadtleben abspielt, die hieß bezeichnender Weise auch noch ELM STREET. Doch zu einem Alptraum sollte es dann doch nicht werden, denn ein Taxi hielt auf mein Handzeichen hin an. Dieses war zwar von einem besoffenen Alki bestellt worden, aber der Taxifahrer war da relativ schmerzfrei und packte uns mit rein. Der Besoffene, der vorne neben dem Fahrer saß, war auch wirklich hackedicht und hatte sich wohl ne gehörige Portion Frust weg gesoffen. Er wollte uns alle zum weiterballern einladen, schliesslich gab es für ihn was zu feiern, denn er hatte an dem Tag erfahren, dass seine Frau in der Gegend rumvögelt(kein Witz).
Am Bahnhof angekommen hatten wir natürlich trotz Taxi unseren Zug verpasst und mussten fast ne Stunde auf den nächsten warten, und das im nächtlichen und menschenleeren Niemandsland von Long Island.
Irgendwann nach ein Uhr nachts waren wir dann wieder in der Stadt. Wir mussten abermals feststellen, dass es um diese Zeit in New York gar nicht mehr so gemütlich ist, klar Times Square und Co. sind beinahe rund um die Uhr touristentauglich, aber bewegt man sich etwas abseits der Hauptorte, begegnet man wohl oder übel den teilweise erschreckenden Kreaturen der Nacht - Crack sei dank!
Unterm Strich ein geiler und denkwürdiger Abend, cool mal raus nach Long Island zu kommen, aber hätte ich vorher um den Aufwand gewusst, würde ich das so wahrscheinlich so nicht mehr machen.