Sonntag, 24. Juli 2016

KEEP IT TRUE FESTIVAL 2016:
FATES WARNING / HEIR APPARENT / PRAYING MANTIS ...
(30.04.2016 LAUDA KÖNIGSHOFEN)

Was in der Anfangszeit aufgrund der meist abgehalfterten und oftmals eigentlich schon ausrangierten Bands von der Metalwelt eher belächelt wurde, hat sich mittlerweile zu einem absoluten Kult-Festival gemausert:
das KEEP IT TRUE Festival!
Die Örtlichkeit, eine recht uncharismathische Mehrzweckhalle mit Glasdecke, ist von Beginn an der Austragungsort, und obwohl das Festival an einer anderen Location längst hätte wachsen können, bleiben die Veranstalter dem Konzept (Gott sei dank) treu und verzichten darauf, das Ganze wackenmäßig auszuschlachten. In die Halle passen schätzungsweise 3.000-4.000 Leute. Das wiederum ist der Grund, warum das nächstjährige Konzert immer schon während der aktuellen Ausgabe ausverkauft ist, denn jeder Besucher sichert sich natürlich gleich eine der hochbegehrten Karten fürs nächste Mal.
Ich selbst war bis dato noch nie auf diesem Konzert, doch als 2015 bekannt wurde, dass sich die Prog-Götter FATES WARNING in der Episode 2016 (exklusiv nur fürs KIT) zu einer Reunion des Original-Lineups die Ehre geben würden, musste ich mal wieder das Karten-Lasso schwingen. Meinem Kumpel Gerhard, dessen Bekannter 2015 dort sein sollte, gab ich frühzeitig die Order, zwei Tickets einzufangen. Gesagt, getan und 2016 konnte kommen!
Der Rest des Lineups ließ sich aber auch nicht lumpen, aber leider konnte ich aus terminlichen Gründen nur am Samstag zum Konzert fahren, demzufolge gibt es von meiner Seite nix über den Freitag zu hören.
Samstag war auch der absolute Porno-Tag, on Top: FATES WARNING, natürlich als Hauptact!
Plattenpapst Armin und DJ ThunderStruck waren mit von der Partie, wir wollten zeitig los, doch gerade als ich voller Elan mit einem Lied auf den Lippen durch die Oststadt Karlsruhes düste, rammte mich urplötzlich son dreckiger Spießer-Opel. Alles schien im Arsch, aus dem anderen Wrack schälte sich ein polnisches Ehepaar, total verstrahlt, wollten mir gleich unterschwellig die Schuld geben, immer so kleine Spitzen, wie schnell ich war und hier ist doch nur Tempo 30. Doch sogar die nach ner guten Stunde kommenden Bullen ergriffen meine Partei. Einer der beiden föhnte die alte Frau, die immer wieder stichelte wie schnell ich war, komplett an die Hauswand, dass sie ihn jetzt nimmer volllabern solle und das die Schuldfrage so eindeutig wie noch nie sei. Naja, meine Karre wurde abgeschleppt, war klinisch tot. Danach hattte sich so ein "Unfallbetreuer" einer Mietwagenfirma meiner angenommen, ein aalglatter Hund mit Cowboy-Stiefeln und Sonnenbrille in den Haaren, doch für mich lief alles blendend. Komisch, ist man mal nicht schuld an einem Cräsh will einem jeder gleich den Schritt schamponieren!!
Dabei ging natürlich massig Zeit flöten und letztenendes kamen wir statt um elf dann um drei los. Und natürlich fuhr uns der Strucker blindlings in einen Riesenstau! Doch letztenendes kamen wir am Ende der Welt an, wo sich sonst nur Fuchs und Hase gute Nacht sagen, doch nicht an diesem Wochenende.
Die erste Band, die wir dann sahen, waren ARTCH aus Norwegen. Ne mehr als ordentliche Band die einige eingängige Songs in den Äther bliesen. Zwar auch schon recht betagte Burschen, aber ne gute Band, der man künftig noch das ein oder andere Auge widmen sollte. Nächster Act war KENN NARDI, der Ex-Sänger der Prog-Metaller ANACRUSIS, den wollten Prog-Strucker und Armin unbedingt sehen. Ne klasse Stimme und auch die Musik war geil, auch wenn dazwischen doch immer wieder ziemlich frickelig und anstrengend wurde. Ich war, bin und werde halt nie ein 100%iger Prog-Jünger werden, dazu reicht vielleicht mein musikalischer Horizont nicht aus. War aber auf jeden Fall ne gute Nummer, und viele Leute zappelten sich gehörig einen ab!
Doch die nächsten drei Bands waren schlichtweg LEBENSVERÄNDERND!
Den Reigen eröffneten PRAYING MANTIS, NWOBHM-Legende, bei der auch schon einige Ex-Maiden-Jungs wie Dennis Stratton, Clive Burr oder Paul Di'Anno mitmischten, die aber den Riesen-Durcbruch leider nie geschafft haben. Seit drei Jahren sind die Engländer mit einem neuen Sänger bestückt der es wahrlich in sich hat. Die knallten ein Feuerwerk raus, was die nachfolgenden Bands erstmal toppen mussten. Eine Metal-Hymne jagte die nächste, die Fans gingen super mit. Einziger Wermutstropfen: draußen war es noch hell und durch das Glasdach kam noch das gesamte Tageslicht in die Halle. Das hinderte leider etwas das visuelle Erlebnis einer guten Metal-Show, doch diesen Zustand machte die Band durch gnadenlose Qualität hundert Mal wett. Kann nur jedem Metal-Head empfehlen, sich mal einige Dinger von PRAYING MANTIS einzuverleiben.
Dann kam, sah und siegte: HEIR APPARENT !!!
Ebenfalls Prog-Power-Metal-Legende mit ihrem Meilenstein-Album "Graceful Inheritance". Die Band aus Seattle ist bis auf den Sänger auch noch im originalen Lineup unterwegs. Der neue Sänger war dann vom Aussehen her ein totaler Flop. Ein kleiner, Hobbit-ähnlicher Glatzkopf mit Hipster-Vollbart. Der passte irgendwie überhaupt nicht zu dieser Band oder gar dieser Art der Musik. Doch meine Vorurteile sollten aufs derbste bestraft werden. Dieser kleine Mops muss ein auf die Erde gefallener Engel sein, denn ich habe noch nie, noch NIEMALS eine derartige Stimme gehört.Der konnte in Höhen singen, bei denen man die Existenz seiner Bällchen ernsthaft anzweifeln musste. Ich bin mir sicher, und das meine ich ernst, dieser Bursche kann definitv Glas zersingen. Die fantastischen Songs der Band gepaart mit dieser Stimme, das war einfach nur ein Erlebnis sonder gleichen. Während ich in die melancholichen Tiefen abtauchte und die Musik mir orgasmische Wonnekrämpfe bereitete, dachte ich ab und an, ob das FATES WARNING wirklich noch toppen konnten.
Eins vorneweg: sie konnten!!!
Das war schon eine grandiose Sache, als die Götter des Prog-Metal dann im originalen Lineup mit John Arch als Sänger auf die Bühne kamen. Das war episch und jeder in der Halle wusste, dass er Teil von was Besonderem war.!
Schon im Vorfeld war bekannt, dass FATES WARNING das gesamte Kult-Album "Awaken the Guardian" spielen würden. Und DAS kannte so gut wie jeder der Fans Note für Note! Moi aussi! Ich dachte eigentlich, dass John Arch nach der lange Bühnenabwesenheit etwas schüchtern oder "fehl-am-Platz" sein könnte. Es stellte sich aber heraus, dass der Rest der Band eher konzentriert (oder gar lustlos?, na ja Matheos ist wohl nie ne Stimmungs-Bombe!) die Songs spielte und John Arch hingegen stets die Nähe zum Publikum suchte und das Rampenlicht eher genoss.
Schnell war die Symbiose aus Musik und Publikum hergestellt und beides wuchs zu einer Einheit zusammen. Arch hat in den Jahren stimmlich absolut nichts verloren, jeder Ton saß traumwandlerisch.Das war der legendäre Abschluss eines unglaublichen Konzertes, was wahrscheinlich auch einzigartig bleiben wird. Dieser Abend war alle Strapazen, Staus und Unfälle wert. Beste Grüsse an Stau-Commander Strucker und Armin, obwohl der mir nur ein winziges Stück Käse abgeben wollte. Hier noch ein paar Videos aus der Tube, normalerweise rege ich mich ja über die vielen Filmer auf, aber aufgrund der Einzigartigkeit des Moments lasse hier mal Gnade vor Recht walten!