Dienstag, 25. Mai 2010

CL-FINALE 22.05.2010 MADRID

Wie ja manche schon mitbekommen haben, sympathisiere ich schon seit geraumer Zeit mit dem FC Bayern. Deswegen war es natürlich fast schon eine Art Pflicht, eine Reise zum diesjährigen CL-Finale der Bayern gegen Inter Mailand zu organisieren.
Gott sei dank habe ich einige sehr gute Ansprechpartner, wenn es um Karten für solch delikate Spiele geht. Und die Beste meiner "Bavarian Connections" brachte es tatsächlich fertig, mir 4 (!) Karten für dieses Finale zu besorgen. Mitfahrer waren schnell gefunden und so machten sich ein Quartett unerschrockener Mannen (allesamt 99er) per Mietwagen auf die weite Reise. Wir mußten die fast schon wahnwitzig klingende Anzahl von 3.400 Kilometern zurücklegen, waren aber aufgrund der Ereignisse, die da kommen sollten, mehr als nur froher Dinge.
Viele Fans (oder solche, die sich so nennen) würden so eine Tortour nicht auf sich nehmen und lieber auf einen Flieger umsteigen. Aber ich kann nur sagen, daß ich jeden einzelnen Meter dieser Fahrt genossen habe. Es ging durch malerische französische Dörfer, durch unendlich größe Waldgebiete, durch die spanische Pampa, durch Gebirgszüge, die (tatsächlich) von Gänse-Geiern überflogen wurden (ganz zu schweigen von den Unmengen an Falken, Bussarden und Milanen - HERRLICH). Für mich gehört so eine Fahrt zu einem großen Spiel dazu, wie der Schmerz zum tätowieren. Man weiß die jeweilige Sache aufgrund der Entbehrungen einfach noch viel mehr zu schätzen.

Hier ein paar Eindrücke, der Fahrt und der Ankunft im königlichen Madrid









Schon früh wurde uns klar, daß Madrid an diesem Tag relativ fest in italienischer Hand sein würde, denn man sah Unmengen mehr von diesen schwarz-blauen Tifosi-Clowns als deren rot-weisser Gegendarsteller.
Also schnell die Karre in ein Parkhaus Nähe Stadion abgestellt, kurz den anfliegenden Schweiss-Geruch mit massig Deo in die Flucht geschlagen und auf ins Getümmel.
Es war natürlich allerorts die Hölle los. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, ich HASSE Inter. Nicht erst seit jetzt, nein, seit ich anfing, mich in den 90ern für italienischen Fussball zu interessieren, war Milan immer mein Favorit und damit verbunden die logische Aversion gegen die rechten Interisti. Nicht zuletzt die gut sieben oder acht Mailänder Derbys, die ich sah, bestärkten diesen Eindruck eindrucksvoll, den Milan war Inter über die Jahre in allen Belangen klar überlegen, sei es auf dem Platz, auf den Rängen oder auf der Strasse!
Also war ich an diesem Tag sozusagen zweifach polarisiert: Sympathie für Bayern und Hass gegen Inter.
Nun soviel zu meiner privaten Vorgeschichte dieses Tages. Es waren rund ums Stadion natürlich von beiden Teams MASSEN von absolut lächerlichen Voll-Idioten unterwegs, einer dämlicher verkleidet als der andere. In beiden Lagern mußten man die richtigen Fans und Ultras schon suchen. Von München sah man vereinzelte Schickeria Leute, von Inter einige Wenige Irriducibili, Viking und Boys San, wobei letztere nichtmal wirkliche Mitglieder gewesen sein müssen, da die Vögel ihre Gruppenware ja fast schon in Supermärkten verkaufen.
Das altehrwürdige Bernabeu Stadion erstrahlte in neuem Glanz. Überall waren Plakate und Verzierungen über das Finale angebracht.
Nachdem wir einmal rund ums Stadion getigert waren und es ja noch eine Menge Zeit bis zum Spiel war, entschieden wir, in die City zu fahren, in der Hoffnung, daß dort nicht ganz so viele Mongos umher stolperten, wie rund ums Stadion. Zudem war bei einem Irish Pub im Zentrum Madrids der Treffpunkt der Münchner Erlebnis-Fraktion. Diesen Pub fanden wir zwar nicht, aber in der Stadt war es dennoch gut. Man bekam etwas vom wirklichen Flair der Stadt mit, spätestens, als wir in einem KFC Laden einige hundert Hühnerbeine inhalierten.
Zurück am Stadion hatte sich die Lage speziell hinter der Bayern-Kurve mit Nichten verbessert, eher im Gegenteil. Die Masse an Lederhosen, Seppelhüten und rot-weissen Perücken war furchtbar, aber zu erwarten. Was ich nicht erwartet hatte, waren die zahlreichen Familien, die teilweise mit 6-7 jährihen Kindern angereist waren. Wenn ich mir überlege, daß son Typ seine genervte Frau und seine zwei nervenden Gören ins Stadion schleppt, nur damit er selbst dabei sein kann, dreht sich mir der Magen rum. Im Speziellen, weil solche Leute den wahren Fans die Karten wegnehmen. Nein, für mich wird Fussball nie ein Familien-Sport sein!
Anyway, als wir zwischen den ganzen Bayern-Clowns (und den wenigen guten Leuten) herum lungerten, kamen auf einmal einige Limousinen daher gefahren, mitten durch die rot-weisse Seppel-Meute. Im ersten Auto saß Wurst-Ulli und wurde zurecht fast schon kaiserlich gefeiert.
Im zweiten Auto saß die schwarze Socke Horst Seehofer, und was dann kam, war an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Einge dieser Volldeppen stimmten tatsächlich "C-S-U ... C-S-U..." an. DAS war sogar den meisten umherstehenden Bayern-Fans zuviel und diese bajovarischen Missgeburten wurden mit verachtenden Blicken und Kopf-Schütteln bestraft.
Als irgendwann klar wurde, daß vor dem Stadion nichts bahnbrechendes mehr passieren würde, gingen wir ins Stadion. Es sollte auf beiden Seiten eine Choreo geben.
Schon vor dem Spiel sangen sich die Roten eindrucksvoll ein. Das machte Lust auf mehr.
Als die Mannschaften dann einliefen, konnte ich logischerweise nur die klasse Inter-Choreo sehen, weil ich ja in der Bayern Kurve stand.

Kuck hier





und hier die Choreo der Bayern samt DELUXE Pyro-Show zur 2.HZ aus dem Netz



Das Spiel begann und die Stimmung der Bayern-Fans war wirklich grandios. Im Gegensatz zu Inter. Ohne Witz und ohne Anti-Inter-Brille auf: diese Kurve war einfach nur erbärmlich. Obwohl alle führenden Gruppen der Curva Nord am Start waren, meldete sich die Kurve im GANZEN Spiel lediglich 2-3 Mal. Ein wirklicher Scheisshaufen in blau-schwarz!
Zum Spiel, Bayern rannte kopflos und letztenendes auch chancenlos an, Inter stand kompakt und gewann weitgehend glanzlos durch zwei geniale Konter-Tore von Milito.
Das wars aber auch schon zum Spiel. Aber was solls, ich bin ja kein Bayern-Fan, also tangierte mich die Niederlage höchstens periphär.
Und trotzdem habe ich von der der Feierkacke danach dann nichts mehr mitbekommen wollen, nicht weil ich traurig wegen Bayern war, sondern weil ich es den Interisti einfach nicht gönnte. Beschissene Fans und langweiliger Mauerfussball sind eines solchen Spieles nicht würdig.
Eines CL-Finales würdig waren an diesem Tag nur die Bayern Fans, die sogar nach dem 0:2 Rückstand noch Vollgas gaben und die Ränge regierten.
Nach dem Spiel war draußen natürlich alles voll von schleimigen Typen und billigen Tussies, die allesamt den Titel ihrer Mannschaft feierten.
Im Grunde war alles ruhig und friedlich, hätte mein geschultes Auge nicht auf einer Wiese neben dem Stadion ca. 40-50 motivierte Münchner erblickt, zu denen wir uns dann auch gesellten. Da konnte durchaus noch was gehen. Die Jungs machten keinen Lauten und warteten ruhig und geduldig auf ihre Chance, ihren Frust auf möglichst faire Weise heraus zu lassen. Somit liefen eine Unzahl von Inter-Deppen feiernd an diesen stattlichen Haudegen vorbei ohne zu wissen, vor wem sie da grade den Affen machten.
Fast wie son paar dämliche Insekten, die an einer Gottesanbeterin vorbei schlendern, welche sie naiver Weise für nen Ast halten.
Während wir warteten, rannte auf einmal ein Anzugträger an mir vorbei, verfolgt von einem italienischen Fan. In dem Anzug steckte Michael Laudrup, der ja bekanntlich in Spanien als Spieler mit Barcelona UND Real unzählige Titel einheimsen konnte. Doch sein arrogantes und fluchartiges Verhalten gegenüber dem Fan, der nur ein Foto mit ihm wollte, überzeugte mich schnell, das Gleiche Vorhaben erst gar nicht zu probieren. Tatsächlich stolzierte gleich danach noch eine weitere (vermeintliche) Persönlichkeit der Fussballwelt an mir vorbei. Unsere Karlsruher Fussball-Hure und Mittelkreis-Vögler Dino Drpic spazierte mit einige zwielichtigen Kroaten über die Strasse. Was auch immer er bei dem Spiel tat, er war mir egal. Und auf ein Bild mit dieser Kartoffelnase konnte ich logischerweise auch getrost verzichten.
Doch zurück zu unseren Bayern-Hools. Da keine Gruppe von Inter-Ultras vorbei kam, die man hätte verprügeln können, suchte der Mob eben die italienischen Busse nach adäquaten Opfern ab.
Und schnell war ein Gewinner gefunden. In einem der Busse war ein ca. 50-köpfige Ultra-Gruppe von Inter, die den Sieg ihrer Mannschaft lautstark und ahnungslos mit ein paar Fackeln feierte.Sie hatten keinen blassen Schimmer, daß ein paar Meter weg ihr Verderben nur darauf wartete, bis die Fackeln aus waren, denn die Münchner wollten so gar nicht lange "fackeln". Und wie bei fast allen deutsch-italienischen Aufeinandertreffen machten auch hier die Südländer eine kurze aber heftige Reise durch die Watschen-Allee und ehe es die überall zahlreich aufgebotene Staatsmacht bemerkte, war München wie immer schon vom Erdboden verschluckt.
Das Warten hatte sich also gelohnt. Etwas entschädigt für die Strapazen des Tages machten wir uns schnurstracks wieder zum Auto und fuhren auch noch in der Nacht Richtung Heimat los. Wir wollten noch weingstens ein Stück weit von Madrid wegfahren, bis wir (wie auf der Hinfahrt auch schon) auf einem dieser herunter gekommenen Rasthöfe ne Runde pennen würden.
Gesagt getan. Übrigens ein kleiner Tip für solche Aktionen: auf diesen spanischen Abfuck-Rasthöfen sollte man, wenn man dort schon pennt, auch bei jedem merkwurdigen Geräusch oder Geschrei, welches nachts definitiv zu vernehmen ist, einfach die Augen geschlossen halten und die Schlaf-Nummer durchziehen. Ist glaub ich gesünder, denn wer will schon bei einer Waffenübergabe der ETA oder Ähnlichem Zeuge sein. Du lungern dann doch sehr zwielichtige Gestalten herum, von denen sicher nicht jedem der Sinn nach tanken oder nem Snack besteht.
Die Rückfahrt am nächsten Tag war natürlich anstrengend und aufgrund des fehlenden Erfolges der Bayern auch etwas gedrückter, wie die von Vorfreude geprägte Hinfahrt.
Aber dennoch war auch diese ereignisreich und mir der richtigen Mannschaft und der passenden Mucke an Bord vergingen sogar diese 1.700 Kilometer wieder (fast) wie im Flug und Sonntag nachts um halb zwölf konnte meine Mutter wieder ruhig schlafen, denn ihr Lieblingssohn war zu Haus.
Zum Schluss noch meine persönliche Meinung zu Inter, die an diesem Tag neuen Nährboden finden sollte:
INTERISTI PEZZO DI MERDA !!!

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