Montag, 5. August 2013

DAS FEST 2013 - EINE KURZE NACHBETRACHTUNG

Ich mag ja eigentlich keine großen Festivals mehr. Früher war ich öfter auf solchen Massenveranstaltungen wie dem DYNAMO OPEN AIR in Eindhoven oder dem WITH FULL FORCE in Leipzig. Aber die zunehmende "Verkarnevalisierung" dieser Konzerte ist für mich eigentlich nicht mehr ertäglich. Von 50.000 Leuten sind mindestens die Hälfte Vollidioten, deren einziger Anspruch zu sein scheint, das "lustigste" Kostüm oder den "verrücktesten" Hut zu tragen.Alle wollen nur "Party" machen und vergessen dabei, daß es ja hier eigentlich um die Musik und deren Fans geht. Doch die meisten Leute sind Alles-Verwerter, solche,die die Frage nach ihrem Musikgeschmack mit "ich hör eigentlich alles" beantworten (wie zum Geier soll das gehen???), die sich bei jeder Band möglichst weit vorne hinstellen müssen, um Konzert-übergreifende iPhone-Videos zu machen oder um überflüssigerweise zu twittern, in welcher Reihe sie grad bei welcher Band stehen. Für die wirklichen Fans besteht dadurch und durch haufenweise Sinnlos-Sperren und abgetrennte Zuschaer-Bereiche kaum noch die Möglichkeit, sich zu finden und gemeinsam eine würdige Konzert-Crowd zu bilden. Doch ich schweife ab, denn eigentlich verdient ja DAS FEST eigentlich nicht den Namen "Festival". Es ist das, was es ist: ein großes Fest, auf dem Bands spielen, nicht mehr und nicht weniger. Glücklicherweise ist die Trotteldichte bei so einem Event auch etwas geringer bzw. besteht das Publikum ohnehin aus 80% Leuten, die normalerweise gar nicht auf Konzerte gehen. Bei denen ist also das Verlangen, sich unweigerlich zu Obst machen zu müssen, scheinbar noch nicht so ausgeprägt. Gott sei dank! Aber dennoch will ich DAS FEST hier gar nicht zu madig verkaufen. Es ist mal grundsätzlich ne gute Sache, bei der man für wenig Geld relativ viel bekommt. Leider sind die Veranstalter aber etwas feige bzw.etwas einfältig, denn immer wieder gehen sie auf Nummer sicher und buchen Bands, die schon 2 oder sogar schon 3 Mal auf dem Fest gespielt haben. Das finde ich furchtbar ätzend. Es gäbe mit Sicherheit noch massig guter Bands aus dem In und Ausland, die erschwinglich wären und aufs Fest passen würden. Jedenfalls hatte für jeden Tag Karten und war auch am jedem Tag auf dem Gelände.
Zu einigen Bands (ohne bestimmte Reihenfolge), die ich mir reingezogen habe, hier ein kurzes Statement
KETTCAR: ein furchtbares Schlafmittel und für ein Open-Air Konzert gänzlich ungeeignet.Die Hamburger bestachen einmal mehr mit ihren wenig sinnmachenden "Grönemeyer" Texten. Man munkelt, dass der Pharma-Gigant Bayer KETTCAR-Schlaftabletten auf den Markt bringen will, einmal geschluckt will man nie mehr wach werden!
BOSSE: noch langweiliger als KETTCAR, kaum zu glauben, dieser jaulende Pimmel lässt sich allen Ernstes mit Bruce Springsteen vergleichen, was ihm eine todsichere Watsch einhandelt, sofern mir diese Made mal übern Weg laufen sollte.
SEEED: Die Berliner waren wie immer eine Reise wert und hatten das komplette Publikum im festen Griff. Die alten Hits bollerten, die neuen Songs waren aber nur ok. Und über diese Harlem-Shake-Scheisse kann man sagen was man will, aber am Mount Klotz sah es saugeil aus.
GENTLEMAN: war ja kurzfristig für den schwäbischen Weichspüler Max Herre eingesprungen. Ich muss sagen, dass ich absoluter Fan des Osnabrückers bin und mir schon einige Konzis von ihm angeschaut habe. Auch dieses Konzert hat mir sehr gefallen, auch wenn er alte und eigentlich perfekte Songs für mich unnötig neu inszinierte und somit etwas entfremdete. Aber insgesamt ein toller Auftritt eines Typen, dem man seine Bodenständigkeit und Unaffektiertheit komplett abnimmt. Spätestens dann, als er mit Funkmikro von der Bühne stieg und durch den kompletten Zuschauer-Bereich spazierte. Sowas beeindruckt !
KARAMELO SANTO: ne gute Ska-Punk Band die auf alle Fälle Laune machte und die Leute in ihren Bann zog. Hat Spass gemacht, den Argentiniern zuzuschauen, auch wenn sie sich nicht wirklich von anderen Bands aus dieser Richtung unterschieden, will heissen: irgendwie klingen die alle gleich - aber gut!
SÖHNE MANNHEIMS: Eigentlich ja das GESTÖHNE MANNHEIMS, doch ich muss mich entschuldigen. Ich hatte vorab kaum ein gutes Wort an den "Barracklern" gelassen, aber ich muss sagen, es hat mir erschreckend gut gefallen und war echt ne gute Show mit Liedern, die auf der Stelle den Weg ins Gehör fanden. Das Ganze war auch nicht so tränendrückend und jaulend, wie ich das befürchtet hatte. Trotz der hässlichen Herkunkft und trotz der Abwesenheit des Oberjaulers Xavier Naidoo war das ein überzeugender Auftritt!!
SPORTFREUNDE STILLER: kann ich eigentlich auch ganz gut leiden, aber der Auftritt war eher arsch- und lustlos. Die spielten irgendwie ihren Set runter und hatten dabei noch einen miesen Sound. Klar, haben ihren Hits auch gewissermaßen eingeschlagen aber auf alle Fälle nicht so wie sonst.

So Freunde der Nacht, das war die Pflicht, jetzt zum Schluss noch die Kür. Denn zwei Bands haben mich ziemlich geflasht und beide verdienen es meienr Meinung nach hier besonders erwähnt zu werden. Freitags um 17:30 spielten auf der Hauptbühne bei sengender Hitze die Belgier TRIGGERFINGER, die ja durch ihre Cover-Version von "I FOLLOW RIVERS" extrem bekannt wurden. Man kann darüber diskutieren, ob die drei Jungs aus dem Land der Friteusen sich mit diesem Hit tatsächlich einen Gefallen gemacht haben. Klar, der Rubel rollte gewaltig, aber hört man sich die eigentliche Musik der Band an, checkt man sehr schnell, daß die doch komplett andere Mucke abliefern als so ne Chart-Mucke. Ich habe ihre CD schon seit nem Jahr und höre sie mir gerne an. Denn was das Trio bietet ist eigentlich lupenreiner und musikalisch hochwertiger Rock, ja teilweise sogar richtiger Stoner-Rock!! Und das sollte sich auf der Bühne noch bekräftigen. Ich war echt beeindruckt, was für einen Sound TRIGGERFINGER produzierten und was für ausgezeichnete Musiker das sind. Sie sehen ja (bis auf den Sänger) eher wie ne Lehrer-Band aus. Aber ob ihr es glaubt oder nicht: ich musste mich mehr als einmal schütteln um immer wieder zu erkennen, daß da nicht QUEENS OF THE STONE AGE auf der Bühne standen, sondern drei alte Belgier, nach denen bis vor einem Jahr wahrscheinlich nicht mal die belgischen Hähne krähten. Wirklich ne klasse Band mit einem weltmännischen Sänger, der offensichtlich auch auf großen Bühnen sehr gut klar kommt.Und das, obwohl 80% der Leute Maulaffenfeil hielten, ob der harten Musik, die da aus den Boxen quoll und so gar nicht chartverdächtig war.
Und zuguterletzt möchte ich hier noch eine junge Karlsruher Band erwähnen, die mich auch extrem überrascht haben. Die Burschen heissen DESOLACE und spielen hochgradig technischen Metal. Eigentlich sollten auf der Feldbühne an der Stelle die Schweizer BREAKDOWN OF SANITY spielen, die mussten aber warum auch immer absagen und dafür spielten zwei andere Bands als Ersatz. Eine davon, die gerade erwähnten DESOLACE. Ich muss ehrlichweise sagen, daß die Musik nicht ganz meinen Nerv trifft, oder anders gesagt, mir mit der Zeit sogar auf den Nerv geht, wie man will. Es ist halt ne sehr anspruchsvolle und frickelige Sache, aber mit Musikern, die einen aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen liessen. Natürlich ging mir die Musik nicht wirklich auf den Nerv, das war nur des Wortspiels wegen. Ich zog mir die Show rein und wenn man sich auf die Songs einliess, konnte man auch einen Zugang zu den komplexen Konstrukten finden. Echt der Hammer, daß diese Band aus Karlsruhe kommt. Hut ab!
@Strucker: die sind was für dich!!
So, das nun waren meine Eindrücke vom Fest 2013. Mal sehen, wer nächstes Jahr spielen wird.Ich tippe schwer auf die Seuchenband Culcha Cangarnix !!
Meine (mit Sicherheit nicht gehörten) Alternativen wären zum Beispiel:
THE GASLIGHT ANTHEM
DROPKICK MURPHYS
GREEN DAY
OFFSPRING
MANDO DIAO
COLDPLAY
MUSE
UDO LINDENBERG
SOCIAL DISTORTION
BIFFY CLYRO
... um nur ein paar zu nennen ...

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