Donnerstag, 19. März 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 7:
TANKARD
(24.01.2015 SALA SANTANA 27)

Wie ja nun der ein oder andere bereits vernommen hat, war ich just zu dieser Zeit auf einer Solo-Tour durch Frankreich und Spanien.Der kulturelle Höhepunkt der Reise war die baskische Metropole BILBAO, und ich hatte den Besuch dergleichen natürlich auf ein Wochenende gelegt, weil da halt einfach mal am meisten Luzies tanzen.
1-2 Tage zuvor durchforstete ich das Internet auf der Suche nach einem geilen Konzert, welches ja in soner Stadt einfach jedes Wochenende stattfinden muss. Ich biss mir zunächst die Zähne aus und schien nichts aufzuspüren, doch dann traf es mich wie ein Blitz: Frankfurts Thrasher-Legende TANKARD sollten ausgerechnet zur gleichen Zeit in Town sein wie ich.
Was für ein Glück!
Natürlich konnte ich die Situation kaum einschätzen. Die Band kommt sicher nicht sehr häufig in die Ecke, ich vermutete aber schon ne stabile Fangemeinde. Ebenso konnte ich nichts zu der Größe des Ladens sagen. Es konnte also sein, dass es mit einer tollwütigen Meute von Metalheads komplett ausverkauft wäre.
Da kam mir der Zünder: ich schrieb über Facebook einfach TANKARD höchstselbst an. Nach dem Motto: wer fragt, gewinnt!
Ich konnte mir schon denken, dass Manager und Eintracht-Urgestein Buffo auf deren FB-Seite die Tasten schwingt.
Meine höfliche Frage, ob denn so aus Gründen des "Zusammenhalts deutscher Metal-Fans" ein Gästeliste-Platz für mich drin wäre, wurde tatsächlich von Buffo beantwortet und er bestätigte mir, dass das klar ginge (Zitat:"... auch wenn ich KSCler bin" ;-) Was für ein Glück! Nachdem ich den Tag in BILBAO verbrachte hatte und zwischenzeitlich für nen Matrazzenhorcher im Hotel vorbei schaute, packte ich mein Bündel und zog Richtung SALA SANTANA 27.
Und was war das für ein Moloch, in dem Laden lag. Ein komplett abgefucktes und wohl größtenteils still gelegtes Industriegebiet, überall Müll und Autowracks, aber auch in jeder Ecke junge Leute, die sich schonmal mächtig einen hinter die Binde kippten. In einigen Hallen waren dann auch sone Elektro-Events, überall her dröhnten dumpfe Bässe, keine Ahnung ob das irgendwie offziell war oder eher Guerilla-Clubbing. Cool war es allemal!
Ein paar Blocks weiter war dann auch die Location des abends, von außen auch nicht im bestem Zustand, aber von innen ein guter Metal-Schuppen mit jeder Menge Flair. Buffo hatte gemeint, ich solle mich bei ihm melden, er wäre die ganze Zeit beim Merch. Logischerweise bedankte ich mich auch gleich bei ihm. Er ist son 80er Jahre Metaller, wie man ihn in einem Bilderbuch malen würde. Lichtes, aber ohrbedeckendes Haar, welches so aussah, als hätte Ratten daran genagt, ne uralte Bomberjacke mit Tankard Patch, am Handgelenk (wenn ich richtig gesehen hab) der obligatorische Indianerschmuck, kurzum: ein geiler und authentischer Typ! Ich unterhielt mich dann eine Weile mit ihm, aber wer (wie ich) dachte, das würde das vermeintlich dumpfe Gelaber über Metal, Fussball oder Titten, dem sei schnell erzählt, dass das keineswegs so war. Es wurden eher spanien-spezifische Themen wie das duale Bildungssystem, die Herkunft der baskischen Sprache sowie das Prokopf-Einkommen und das Schul-Niveau der hiesigen Bevölkerung behandelt ... so kann man sich täuschen... oder besser... so schnell fällt man auf Vorurteile rein.
Natürlich haben wir auch ausgiebig über unser beider Vereine gesprochen, und dabei blieb es sogar freundschaftlich.
Irgendwann fing dann die Vorband an und ich bewegte mich in den Hauptsaal. Es spielten CRISIX, eine spanische Thrash-Metal Band, die durchaus noch auf sich aufmerksam machen wird. Talentierte Jungs die ganz gut kesselten. Der fast volle Laden nahm es höflich an, ein paar Mosher, aber nix wildes.Jedenfalls nicht die Meute, die man bei Lokalmatadoren erwartet.
Dann kamen Tankard. Ein klasse Sound, volles Rohr, Gerre, dicker denn je, gab von der ersten Sekunde alles. Auch die Songauswahl war geil, viel Altes, ein bissl was Neues, alles war wie immer, wenn TANKARD aufspielt: Ne geile Show! Und dennoch, der Mob war nicht annähernd so verrückt, wie ich mir das gewünscht bzw. erwartet hätte. Klar, es wurde gemosht und die spanischen Matten wurden geschüttelt, aber irgendwie war es dann sogar ne Spur harmloser wie in Deutschland.
Kaum zu glauben, oder?
Egal, die Show war klasse und ich genoß jeden Song, weil es doch was besonderes war, ewig weit weg, ne komplett andere Welt, ne geile Tour und als i-Tüpfelchen dieses Konzi, und dann auch noch für lau. Das nenn ich zombig!
Während der Zugabe trat ich den Heimweg an, verabschiedete mich von Buffo und hoffte, daß mein Auto noch stand. Das tat es und es brachte mich sogar sicher durch die baskische Nacht bis zu meinem abgelegenen Hotel.

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