Donnerstag, 19. März 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 6:
VON SAINTES-MARIES-DE-LA-MER NACH BILBAO

So... und weiter ging die wilde Fahrt. Wirtschaftlich und ökologisch gesehen war mein Reiseablauf eher suboptimal, weil ich einige Strecken doppelt und dreifach fuhr, aber selbst dabei fand ich noch Sehenswertes. Wie schon erwähnt verbrachte ich noch ein paar Stunden in NIMES, was wirklich ein schöne Stadt ist, falls mal jemand in der Gegend ist.
Danach hieß die Parole: BASKENLAND, genauer BILBAO!
Die Strecke führte vorbei an TOULOUSE und endete an diesem Tag in der Nähe des Ortes PAU, von dem ich noch nie gehört hatte und sicher auch nie mehr hören werde. Ich hätte noch weiter fahren können, aber ich wollte die Strecke durch die Pyrenäen natürlich lieber tagsüber fahren und weil es schon dunkel war, checkte ich schon relativ früh in einem IBIS ein, ja, selbst dort gab es eines dieser Dinger. Im Hotel wollte ich dann die Route für den nächsten Tag planen, aber was ich auch als Ziel eingab, Klaus-Dieter wollte mich einfach nicht DIREKT durch die Berge führen, sondern irgendwie immer drum herum.Ich fand dann doch eine fahrbare Route, welche aber fast dreimal solange gedauert hätte, wie die Strecke, welche das Gebirge mehr oder weniger umfährt. Und da ich ja Samstags noch was von BILBAO sehen wollte, entschied ich mich dann doch für den leichteren Weg. Wie sich am nächsten Morgen herausstellen sollte war auch dieser Weg atemberaubend!
Entlang der schneebedeckten Berge fuhr ich bis zur Atlantik-Küste und setzte dann den Blinker links Richtung Spanien. Hier bekam ich dann immernoch eine gehörige Portion Pyrenäen, eine unglaublich tolle Landschaft, kaum besiedelt und das alles bei schönstem Wetter. Als ich wieder langsam in flachere Gefilde kam, stand ich auch schon vor den Toren BILBAOS. Und diese Stadt hat es mir dann erstmal richtig besorgt. Ich war von Anfang an total überwältigt. Alles ziemlich chaotisch, von Stadt-Planung mal überhaupt keine Spur und jeder macht irgendwie, was er will. Hier war dann auch Klaus-Dieter das erste Mal regelrecht überfordert. Er kam tüchtig ins schwitzen und wollte mich andauernd in Straßen leiten, die eigentlich Fußgängerzonen waren und durch Eisenpfosten blockiert waren. Parkplätze gab es irgendwie auch nirgends, also bog ich in ein Straße ab, die mir in ein Wohngebiet zu führen schien. DAS war ein Fehler, denn plötzlich stand ich in einer mörder-engen Gasse, die gerademal nen Meter breiter war, als mein Auto. Ich war mir nicht mal sicher, ob die zum Befahren gedacht war, aber dafür liefen haufenweise Leute durch, sozusagen auch nur ne Fußgängerzone. Es war Samstag mittag, folglich war da ne Menge los und ich konnte nicht anders wie weiter fahren, denn rückwarts raus konnte ich auch nicht mehr, weil einfach viel zu wenig Platz war. Also kroch ich da durch, den meisten Leuten war es wurscht, aber dennoch bekam ich Schweißausbrüche. Ein paar erboste Senioren ließen es sich dann aber doch nicht nehmen ihren Unmut zu äussern indem sie mit ihren Baskenmützen oder Einkaufstüten mein Auto abwatschen. Es hat zwar keinen Schäden angerichtet, aber selbst wenn, ich hätte in diesem engen Schlauch eh kaum aussteigen können. Und so quälte ich mich Meter für Meter durch diesen Korridor und fühlte mich dabei wie der eklige Grund einer üblen Darmverstopfung.
Doch auch dieses Schlamassel war irgendwann überstanden und ich konnte wieder auf normalen Strassen fahren.
Architektonisch ist BILBAO wirklich der Hammer. Es wurde in einen riesigen, krater-ähnlichen Talkessel gebaut und gerade die steilsten Hänge sind am dichtesten zugepflastert, weiter unten im "Tal" wechseln sich dann geballte und teilweise antike Häuserblocks mit weit ausladenden Parkanlagen und hypermodernen Megabauten ab. Der Gipfel dessen stellt das weltbekannte und baulich wirklich abgefahrene Guggenheim-Museum dar, welches auch von einer recht großen Parkanalge umgeben ist.Und ein paar hundert Meter weiter ist es dann wieder so eng, dass du dir beide Ohren kratzen kannst, wenn du durch ne Gasse läufst!
Das Guggenheim wollte ich mir Sonntags anschauen, zuerst wollte ich mir die recht schöne Altstadt mit den vielen Fussgängerzonen und Kneipenvierteln reinziehen. Die Karre stellte ich in ein Parkhaus, welches auch ein ETA-Unterschlupf hätte sein können. Stockdunkel, voller Müll, eigentlich eher eine Bat-Höhle als ein vertrauenswürdiger Ort, dem man sein Auto anvertraut. Doch wenn es hunderte von Spaniern machten (ich dachte mir, dass das kaum alles ETA-Jungs sein würden), dann wird es auch bei mir klappen. Die Altstadt war echte klasse, absolut sehenswert, auch sehr alternativ angehaucht, also genau mein Ding!
Überall standen Leute in den Gassen und tranken zusammen, denn die ganzen Kneipen waren zu eng für die vielen Leute, also ist es da wohl Brauch, sich sein Getränk drinnen zu holen und draussen zu trinken. Allein das verlieh dem Ganzen schon eine wirklich tolle und einladende Atmosphäre.
Der Höhepunkt war dann noch ein genialer Metal-Laden namens ARISE, der tonnenweise Shirts, Hoodies, Musik und vieles andere hatte, was Metaller-Herzen so begehren. Dabei fand ich dann noch dieses Schmuckstück, bei welchem ich einen sofortigen Eintüt-Drang verspürte welchem ich auch bereitwillig nachgab:
Ne Iron Maiden Powerslave-Maske für 40 Mäuse, wenn das mal kein Mitbringsel ist!
Mittlerweile war es schon Samstag nachmittag und es wurde schon dunkel, also nix wie ins Hotel, denn, wie ihr euch ja sicher schon denken könnt, gab es auch in BILBAO ein schmuckes IBIS, und es sollte sogar das Günstigste der ganzen Tour sein.
Abends stand ja auch noch was ganz besonderes auf dem Programm. Wie immer, wenn ich in einer größeren Stadt bin, checkte ich im Vorfeld ab, ob denn ein cooles Konzert stattfinden würde. Und tatsächlich sollten an diesem Abend kurioserweise die deutschen Thrasher von TANKARD in BILBAO vorbei schauen, das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
Doch auch darüber wird es einen Extra-Blog geben.
Sonntag morgen ging es dann relativ früh wieder in die City, da ich mir ja noch das Guggenheim Museum anschauen wollte.
Ich musste bei dem vertrackten Bau erstmal den Eingang finden, staunte dann über die 13 Euro Eintritt nicht schlecht, aber man muss ja auch mal einen auf Kultur machen.Im Endeffekt hätte ich mir das auch sparen können. Im Museum gibt es zahlreiche verschiedene Austellungen. Die erste war im Erdgeschoss. Riesige Labyrinthe aus Metal, einige Meter hoch, ich pirschte wie ein hirnloser Versuchs-Hamster durch die meist spiralförmigen Konstruktionen in der Hoffnung, im Inneren irgendwas erwähneswertes zu finden, doch da war viermal NIX !!! Ich versteh ja nicht viel von Kunst, aber DAS war der erste Reinfall!
Hätte ich diese Ansicht vorher gehabt, wäre mir der Drehwurm erspart geblieben
Im nächsten Raum hunderte Fotos von Menschen, bis unter die Decke, endlos viele 0815-Fressen, keine Ahnung, wo da die Kunst sein soll. Obwohl fotografieren im ganzen Museum strengstens verboten ist und das ganze übelst streng überwacht wird, hab ich natürlich nicht widerstehen können (gerade wegen der ganzen Aufpass-Fuzzies)ein paar Fotos zu schiessen.
Bei diesem "Kunsterguss" hatte ich dann so ne spanische Aufseher-Emanze am Hals, deshalb ist es relativ unscharf, aber dennoch kann man denke ich sehr gut erkennen, was für eine Bröselkacke einem da als "Meisterwerk" verkauft werden soll.
Das sieht aus wie mundgemalt!
Und es wurde nicht wirklich besser. Einzig eine Austellung des Deutschen Anselm Kiefer beeindruckte mich. Das war zumindest von meinem zugegeben beschränkten Horizont wirkliche Kunst.
Wenigstens ein Lichtblick. Das und der fantastische Bau des Museums überzeugten mich dann doch noch davon, das Ganze nicht als kompletten Stuhlgang zu bewerten und ich ließ es sein, aus Rache in die zweitweise unbewachte Garderobe zu pinkeln. Ich zog es kurzzeitig ernsthaft in Erwägung!
Das war meine Letzte Erfahrung in Bilbao, ich schwang mich in mein Bat-Mobil und visierte wieder das Frankenland an, genauer gesagt, die Atlantikküste.>br> Doch zunächst musste ich nochmals die schier endlos lange Bergstrasse zurückdüsen, was aber wiederum absolut sehenswert war. Jetzt sah ich die Landschaft quasi von der anderen Seite. Doch auch die grünen Berge des spanischen Baskenlandes nahmen irgendwann ein Ende und die Grenze war in Sicht. Hier hatte ich dann das erste Mal mit der Staatsmacht bzw. mit der Grenzpolizei zu tun.Spontan fiel mir ein kesser ETA-Spruch ein, der die Zöllner etwas verarschen sollte. Ich bin mir sicher, Klaus-Dieter wäre vor Lachen von der Windschutzscheibe geploppt, aber als ich die Herrschaften in Uniform dann sah, verkniff ich mir jeglichen Schabernack. Ganze 6 Beamten umringten mein Auto, zwei davon mit Maschinen-Pistolen!!
Ein weiterer hatte einen ca. 2m langen Stahlträger in der Hand, der im Querschnitt dreikantig war. Zunächst konnte ich mir keinen Reim darauf machen, wofür der hätte sein können, aber dann wurde mir klar, dass das Teil vor einem fliehendes Auto geworfen wird. Kurz gesagt, jeglicher Anflug von Witzeleien war hier fehl am Platz denn diese humorlosen Burschen verstanden sicher weniger Spass als die ETA selbst. Einer der Grenzer schob seinen riesigen Kopf durch mein Fenster. Als er das Chaos und den ganzen Müll sah, der sich bei so einer Tour nunmal ansammelt, durfte ich auch gleich mal aussteigen. Ein Glück sprach der Leiter dieser "Operation" ganz gut Englisch, also konnte ich die Unmengen von Fragen ganz gut verstehen.
Wo kommen sie her?
Wie lange waren sie in Bilbao?
Kennen sie dort jemanden?
Hat sie dort irgend jemand angesprochen?
Wo wollen sie hin?
Wollen sie nochmal nach Bilbao kommen?
Warum reisen sie alleine?
Was arbeiten sie?
Das sind nur einige Fragen, die aber tatsächlich alle gestellt wurden. Nun, erstens hatte ich ja nix zu verbergen und zweitens lass ich mich von sowas schon lange nicht mehr einschüchtern und da ich anscheinend alle Fragen zu deren Zufriedenheit beantworten konnte, durfte ich dann nach guten zwanzig Minuten auch weiter fahren, denn auch eine sporadische Untersuchung des Autos liess keinen weiteren Terror-Verdacht aufkommen. Im Endeffekt halb so wild, aber man sieht, dass die ETA doch noch einige Schatten auf dieses Land wirft.
So, das wars erstmal wieder von dieser Episode, die nächste wird nicht so lange auf sich warten lassen wie diese!

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