Sonntag, 6. September 2015

EVERLAST
(06.08.2015 SUBSTAGE KARLSRUHE)

Ich mochte EVERLAST schon immer, natürlich in der Hauptsache zu seinen HOUSE OF PAIN Zeiten, in denen er der HipHop-Combo den nötigen Hate-Faktor verlieh, aber auch seine Allstar-Rappers LA COKA NOSTRA zählen zu meinen Favoriten.
Bei diesem musikalischen Hintergrund ist es eher verwunderlich, welchem Genre sich EVERLAST aka Eric Schrody seit einiger Zeit verschrieben hat. Er ist ein meiner Meinung nach genialer Blues-Folk Musiker mit melancholischen Songs und rauchiger Stimme, die erstaunlicherweise sogar singen kann!!
Also war mein Besuch bei dieser Show sozusagen in Stein gemeißelt! Der Vorverkauf schien regelrecht zu explodieren und so waren an diesem Abend sage und schreibe 900 Leute im Laden. Das war schonmal erfreulich. Leider erfuhr ich auch, dass der feine Herr EVERLAST bei den letzten Shows etwas rumgezickt hatte, weil sich die Leute im Saal zu laut unterhalten hätten. Aber das will ich ihm nichtmal negativ anrechnen. Mich nervt es auch, wenn bei einem Konzert der ruhigeren Töne die Anwesenden sich komplett respektlos und uninteressiert verhalten, laut labern und mit Gläsern klirren. Das kann man auch vor der Halle machen. Na ja, ich hoffte, dieser Abend würde ohne negative Höhepunkte auskommen.
Vorsänger war ein Herr namens Tom Mess, ein Singer/Songwriter aus Karlsruhe, der meiner Meinung nach vor diesen vielen Leuten komplett unterging. Nicht zuletzt aus eben genannten Gründen, denn der Geräuschpegel verschlang beinahe alle Versuche des Burschen, der aber irgendwie auch nicht viel zu bieten hatte. Kann aber auch sein, dass ich ihm Unrecht tue, weil bei mir einfach zu wenig ankam.
Dann kam EVERLAST auf die Bühne, mit Sonnebrille und ziemlich grimmiger Aura. Mit dabei war lediglich ein Musiker am Keyboard. Ohne großes Rumgeeier ging es dann auch in die Vollen, der Sound war bombastisch, EVERLAST war voll dabei und schmetterte einen Eingänger am anderen durch den Äther. Ich jauchzte innerlich vor Glück. Auch der Rest des Publikums war hingerissen und diese positive Stimmung übertrug sich auch auf den Mann auf der Bühne denn teilweise zerbrach sogar ein Lächeln seine zuvor versteinerte Miene. Er taute regelrecht auf nd hatte zusehens Spass an der Show. Es schien so, dass er selbst etwas Negatives erwartet hätte, was dann aber glücklicherweise nicht eintrat ...bis jetzt !!!!
Dann geschah es, ein Vorfall, der als "Lemongate" in die Geschichtsbücher eingehen wird. Denn irgendein wahrscheinlich besoffener Vollidiot hatte nichts besseres zu tun, als die Zitronenscheibe aus seinem Becher durch die halbe Halle zu werfen, straight in EVERLAST's Face! Er brach das Konzert sofort ab, vergewisserte sich erst, was ihn da grad am Kopf getroffen hatte, um dann wieder an den Bühnenrand zu treten und den Werfer aufs übelste zu beschimpfen. Er verfluchte nicht nur ihn, sondern auch seine komplette Verwandt- und Ahnenschaft und ging dabei mindestens 100 Jahre zurück. Allen und vor allem dem Täter wünschte er Pest und Cholera an den Hals, er steigerte sich regelrecht in einen Shitstorm hinein. Er forderte ebenso die Leute drum herum auf, diesen Typen umzuboxen, so sie ihn denn bei der Tat gesehen hatten.
Ihr merkt, die Stimmung war leicht gekippt.
Einerseits kann ich EVERLAST verstehen, mich würde so ein Depp auch anstressen und es ist richtig, seinen Unmut zu äussern, gerade wenn man wie Schrody irisches Blut in seinen Adern hat.
Doch leider übertrieb er es masslos, er hörte gar nicht mehr auf. Glücklicherweise entschuldigte er sich beim Rest des Publikums für sein Tun, aber er könne einfach nicht anders, als auszuflippen, wenn so was passiert.
Nach sicher 7-8 Minuten derbster Flüche und Beleidigungen führte er das Konzert fort, aber liess gleichzeitig die Drohung raus, dass bei einem erneuten Zwischenfall das Konzert vorbei wäre.
Ein Glück passierte nichts mehr, aber die Stimmung war natürlich im Arsch. Er zog zwar seine Songs durch und es war auch wieder richtig gut, aber die Chemie entstand nie mehr so wie vor der Zitronen-Affäre. Auch in den weiteren Songpausen ließ er es sich nicht nehmen, dem Delinquenten immer neue Dinger an den Kopf zu werfen, irgedwann nervte es dann wirklich, er bot demjenigen sogar an, nach der Show an den Hinterausgang zu kommen, er würde sich dann gern mit ihm unterhalten. Na ja, er ist halt schon ne kleine Diva, deren Ausbruch ich wie gesagt bedingt verstehen kann, aber was er daraus machte, war eindeutig zuviel.
Das Konzert an sich war aber trotz allem genial, es ist einfach klasse Musik die einem ein gutes Gefühl vermittelt, egal ob live, auf CD oder mit einer Zitrone in der Fresse!

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