Mittwoch, 9. August 2017

BRYAN FERRY
(24.05.2017, FESTSPIELHAUS BADEN-BADEN)

Es gibt mittlerweile einige Leute, die sich meine Blogs regelmäßig reinziehen, erstens: danke dafür! Zweitens: tut mir leid, dass ich mich in letzter Zeit virtuell so rar gemacht habe, da kann ich hundert Mal Besserung geloben, es ist zeitlich und kopflich einfach nicht mehr so leicht. Ich habe sozusagen meine literarische Leichtigkeit des Seins verloren.... ODER ... ich bin einfach nur eine faule Socke, die den Arsch nicht hoch bekommt !!! Die Amis sagen in so einem Fall: You figure it out!
(Konzert-)Material hab ich jedenfalls tonnenweise, das werde ich auf jeden Fall alles aufarbeiten, wenn auch nicht in der richtigen Reihenfolge, aber das sollte euch ja komplett schnuppe sein.
Dieser ganze Prolog bringt mich zum eigentlichen und oben genannten Thema. BRYAN FERRY !!!
Leute, die sich fanmäßig wirklich der Musik widmen, die sozusagen richtig dafür leben, die sind ja alle, auf die ein oder andere Art auch Sammler. Wahrscheinlich jeder dieser Nerds (zu denen ich mich selbstverständlich auch zähle) hortet doch zu Hause irgendwelche Sachen, die mit Musik zu tun haben. Ob Eintrittskarten, Tourposter, Set-Listen, gefangene Drumsticks oder Plektren, Platten, CDs oder Videos, jeder hat da so seine Vorliebe, seinen Lieblings-Bands zu huldigen (im Müll gefundene "Star-Unterhosen" selbst aufzutragen gehört aber definitiv nicht dazu, das kommt meistens uncool!).
Natürlich gilt das auch für Konzerte und Künstler selbst, auch diese kann man sammeln. Ich beispielsweise hab es mir zum Ziel gemacht, möglichst viele große Musiker oder Bands, die für mich eine Art Legenden-Status haben (oder diesen zumindest mal hatten), live zu erleben. Und da kommt BRYAN FERRY ins Spiel. Auch wenn das mit dem Legenden-Status bei ihm vielleicht auf Anhieb nicht jeder nachvollziehen kann, so dürfte das bei seiner ohne jeden Zweifel überlegendären Band ROXY MUSIC aber nicht der Fall sein. Diese Band schrieb Musik-Geschichte!! Und somit ist (zumindest meiner Meinung nach) BRYAN FERRY ebenso eine lebende Legende.
Und mein Mädel wäre nicht mein Mädel, wenn sie nicht wüsste, dass sie mir mit Konzertkarten von diesem Herren eine Riesenfreude macht. Also lagen die Dinger unter Weihnachtsbaum. GIERIG!
Einziger Makel: die Location! Einerseits geil, weil fast vor der Haustür, andererseits ein elitärer Schnösel-Schuppen, in dem sich die High Snobiety normalerweise maßlos überteuerte Erdbeeren in den Schlund stopft, Champagner säuft und die sündhaft teure Abendgarderobe Gassi führt. Nicht meine Welt, aber bei BRYAN FERRY sollte es einigermaßen erträglich bleiben. Klar kamen auch an diesem Abend einige Clowns im Smoking oder mit geradezu lächerlich aufgeplusterten Ballkleidern, aber das waren nur wenige. Das Gros waren normal gekleidete und vor allem normal situierte Menschen, die Bock auf gute Musik hatten. Unsere Plätze waren in schwindeleregender Höhe, erste Reihe Empore, seitlich, wir hatten einen perfekten Blick auf die Bühne, ich war aufgeregt wie ein kleines Kind. Als Support hatte FERRY ne Madame namens EARL dabei, auf den ersten Blick rattenscharf, High-Heels, hautenges Kleid, indianisches Aussehen: typsich für den Schwerenöter FERRY, der ja bekannt dafür ist, dem weiblichen Geschlecht eine überdurchschnittliche Aufmerksamkeit zukommen zulassen. Man munkelt ja, dass er eine nicht unerhebliche Anzahl davon auch besprungen haben soll, also ist er durchaus auch in dieser Disziplin legendär. Wenngleich er das öffentlich anders darstellt: er hat definitiv das Mojo!
Doch zurück zu EARL, wie gesagt, ne wirklich Hübsche und obendrein eine klasse Sängerin und Musikerin. Mit einigen Songs konnte ich was anfangen, mit anderen nicht. Dennoch ne tolle Künstlerin.
Dann kam endlich BRYAN FERRY !
Es war grandios, nicht nur, dass dieser Mensch plötzlich vor mir (oder aufgrund der Empore besser "unter mir") stand, sondern auch das ganze Paket war atemberaubend. Licht, Sound, Band und Ferry waren eine Einheit. Der set bestand hauptsächlich aus ROXY MUSIC-Songs, was natürlich die Herzen vieler Fans höher schlugen ließ. Seine eigenen Songs waren eher nachdenklich, manchmal etwas destruktiv und insgesamt weniger Mainstream. Und genau DAS war auch die richtige Mischung des Abends. Besonders zu Beginn der Show traf FERRY nicht jeden Ton so wie früher, allerdings versuchte er das aber auch nicht zu vertuschen. Er ist wie er ist und er singt, wie er singt! Nach einiger Zeit wurden seine Stimmbänder auch wärmer und man merkte von den anfänglichen Problemchen nichts mehr. Störend war es ohnehin zu keinem Zeitpunkt, dafür war die charismatische Aura, die FERRY um sich herum aufbaut, einfach zu mächtig.
Was für ein Konzert, ein ums andere Mal konnte man sich in den melancholichen Welten der Lieder verlieren, "Slave to love", "Avalon", "More than this" oder das John Lennon Cover "Jealous Guy", aber auch andere Covers wie "Like a hurricane" von Neil Young oder Bob Dylans "Simple Twist of Fate" passten zu dem Abend, einem Abend, in dem klar wurde, warum ROXY MUSIC und BRYAN FERRY einen solch immensen Einfluss auf die Entwicklung vieler Bands ja ganzer Musikrichtungen hatte.
Die Leute klatschten sich die Finger wund und holten Ferry zweimal auf die Bühne zurück. Das Image des immer gutgekleideten und vielleicht ab und an auch etwas mit Allüren behafteten Gentlemans erfülllte er dabei nur bedingt, denn er zeigte sich als dankbarer und bodenständiger Typ, der glaube ich weiß, was er den Fans zu verdanken hat und sich selbst nicht als gottgegebenes Geschenk an die Menschheit sieht.
Ich war jedenfalls begeistert und konnte am Ende des Tages ein weiteres Teil in mein Helden-Puzzle einfügen. Ein Puzzle, in dem zwar leider einige Teile für offen bleiben werden, aber an dem man noch einiges zusammensetzen kann.

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