Montag, 13. Februar 2017

ROCKAVARIA FESTIVAL 2016: IRON MAIDEN

Ja, ich weiß ... ich hab schon einige Mal daher geblubbert, dass ich nicht mehr auf solche großen Dinger gehen wollte, aber das war in diesem Jahr die einzige und fnanziell erträglichste Möglichkeit, die beste Band der Welt zu sehen. Das ist übrigens mein voller Ernst, ich halte IRON MAIDEN tatsächlich für die absolute Krönung der Musikgeschichte.
Und deswegen ließ ich diese ganzen negativen Begleiterscheinungen über mich ergehen, die so ein Massenevent mit sich bringen. Wir (zu viert) reisten aber nur Sonntags an, beim Rest des Festivals war nicht wirklich viel für mich dabei, bzw. nix, wofur ich jetzt Geld und Zeit hätte opfern wollen. Das Festival an sich ist ganz ordentlich aufgeteilt, das Olympia-Stadion samt umliegendem Gelände ist ja auch für sowas wie geschaffen. Im Olympia-See schwamm sogar eine kleine Bühne, die treffenderweise dann auch "Seebühne" genannt wurde. Auf dieser kleinen Bühne fingen wir dann auch gechillt in der Sonne liegend mit zwei geilen Bands am. BLACK VULPINE - female fronted - düsterer Stoner-Metal aus Dortmund - klasse, blieb wirklich hängen, sollte man sich mal was von geben, wenn man auf son Zeugs steht. WENN man auf dieses Zeug steht, kennt man auf alle Fälle auch IRON WALRUS, denen BLACK VULPINE sozusagen die Bühnen-Klinke in die Hand gaben. Ebenfalls sehr gut, doomiger Sludge-Metal oder wie auch immer das fette Gebräu genannt wird. Das war ja alles schön und gut aber in der prallen Sonne wollte natürlich auch nicht wirklich die passende Stimmung aufkommen, sowas muss man in einem feuchten und modrigenn Keller-Loch hören,in dem der Boden nur so von Asseln wimmelt, die ihre Chitin-Hüften katatonisch auf den dumpfen Beat der Musik hin und her bewegen.
Deshalb wurd IRON WALRUS bald etwas langweilig und ich traf mich mit Musikpapst Armin und seinem Filius im Stadion. Die beiden waren schon das ganze Wochenende da gewesen ... warum auch immer.
Im Stadion dann zwei große Bühnen nebeneinander. Das mag ich schon mal gar nicht, diese Massenabfertigung, Musik quasi am Fliessband. Ich fand die Umbau-Pausen immer angenehm, kurz entspannen, Ohren ausruhen und wirken lassen, was man grad erlebt hat. Doch all dieser Dinge wir man dadurch beraubt. Ist die eine Band fertig hetzt ein riesiger Klumpen Leute von einer auf die andere Seite und schon geht die Beschallung weiter.
Wir standen in den Stehplätzen, die Sitzplätze, mit denen wir zunächst liebäugelten, waren hermetisch abgeriegelt und nur für Karteninhaber zugänglich. Egal, wir sahen GOJIRA, fetter Sound, Musik eher son harter Einheits-Metal, viele Breaks und Power-Riffs. Doch ein Funke sprang bei mir nicht über. Ordentlich wars aber auf alle Fälle!
Dann folgte TREMONTI, die Band von Mark Tremonti, der auch bei Creed und Alter Bridge mit mischelt. Der, muss ich sagen, hatte echt ein paar gute Songs, lief ganz gut rein. Die paar tausend Leute allerdings, die sich zu diesem Zeitpunkt im weiten Rund des Stadions verloren, liessen eine wirklich gute Stimmung nicht aufkommen, wie immer bei den frühen Bands solch großer Konzerte. Ein weiterer Minuspunkt. In nem guten 500-1000er Club kämen die meisten Bands dieses Tages wie Dynamit rüber.
Dann das erste Turbo-Highlight, New Yorks Skate-Metal-Götter ANTHRAX !!! Yeah!
Jetzt füllte sich der Innenraum auch merklich und gleichzeitig zogen am Himel pechschwarze Wolken auf. Diese ergossen sich bald in einem üblen Unwetter und über die Anzeigetafel kam sogar eine Sturmwarnung. Alle Leute im Innenraum sollte Schutz auf der großen überdachten Tribüne suchen. Zum totlachen, so kamen wir für umme auf die Sitzplätze, Stehen hätte sich auch bei guten Wetter ohnehin nicht gelohnt, den 90% der Zuschauer schauten wirklich nur lethargisch zu. Ihr Bewegungsradius war der eines Bierdeckels.Also kamen wir doch noch auf die sicheren "Rentnerplätze" und genossen die Show von ANTHRAX. Danach waren die Schweden "GHOST" angesagt und wir mussten uns jetzt etwas bewegen, denn die spielten auf der rechten Bühne. Also hiess es, die Köpfe ca. 20 Grad nach rechts zu drehen. Nach dieser immensen Anstrengung konnte ich die Band nur mit einem kleinen Happen genießen. Das war allerdings ein schier hoffnungsloses Unterfangen, denn die Fress-Stationen, die sich ja ebenfalls unter dem Dach hinter der Tribüne befanden, waren hoffnungslos überfordert und wurden teilweise geradezu ausgeplündert. Aber nen kleinen Snack konnte ich doch abgreifen, also wieder rein und Musik reinziehen. Denn GHOST, mit ihrem furchteinflössenden Äusseren, überraschten mich echt. Bisher hatte ich mit den Burschen um den Totenkopf-Papst nicht wirklich was anfangen, zu viel Tra-Ra ums Aussehen geht meistens auf die Qualität der Musik. Doch diese Jungs machten nen klasse Job, atmosphärische Mucke, und das trotz der Tageszeit. Leider war auch bei der nächsten Band die Tageszeit ein kleiner Wermutstropfen, denn SLAYER ohne Dunkelheit ist wie Hannibal Lecter ohne Zähne: einfach weniger furchteinflössend. Dennoch boten die Herren um Kerry King eine gewohnt druckvolle Darbietung. Aber ehrlich, über SLAYER fällt mir nix konstruktives mehr ein, deren Konzerte sind immer eine Power-Wand, immer kompromisslos, immer gut aber irgendwie nie einzigartig. SABATON war als nächstes dran und es schiffte wieder (oder immernoch?) aus allen Kübeln. Da war ich doch glatt etwas schadenfroh, denn ich kann diese Clowns einfach nicht leiden, aber das habe ich ja schon des öfteren kund getan.
Dann, endlich, hatte das warten ein Ende. UP THE IRONS !!!
Die Götter aus dem Osten Londons eröffneten mit den beiden Songs der neuen Platte: "If Eternity should fail" und "Speed of light". Die liessen mich auf dem Sitz schon nervös von Arschbacke zu Arschbacke hüpfen, Maiden im sitzen ist zwar bequem aber sprichwörtlich für den Arsch. Beim Klassiker "Children of the damned" gab es keine halten mehr. Für die Kumpels hatte ich nur noch zwei Worte übrig: "MUSS WEG!" Ich fiel in Trance, bekam den Tunnel-Blick und war im Nu von der Tribüne runter, quer durch den Innenraum bis vor die Bühne gerannt. Auf dem Weg dorthin kam ich mehr und mehr auf Touren, in dem ich mich mehr oder weniger absichtlich an anderen Leuten warm rempelte. Ich war voller Tatendrang und ruckzuck in die dritte Reihe vorgeprescht. Die verachtenden Blick auf dem Weg dahin ignorierte ich, denn vorne, ganze vorne musste es besser sein, wenigstens da musste etwas Leben sein. Ein Trugschluss!! 98% Brustbeutelträger mit Jack-Wolfskin-Multifunktionsjacken und Trekkingsandalen! Wirkliche Metal-Fans waren kaum ausmachbar, zumindest keine wild umher wirbelnden Horden.
Wie gesagt, ich befand mich in der dritten Reihe !!!
Mittlerweile liefen "The Red and the Black" und "Tears of a Clown" (was übrigens, wer es noch nicht weiß, Robin Williams gewidmet ist).
Doch dann wollte ich mich einfach nicht mehr zurück halten den die Wahnsinns-Klänge von "The Trooper" knallten kristallklar aus den Boxen. Ich lief einfach los, wie ein Schneepflug schlug ich eine Schneise, fast jeder,den ich beiseite schob, regte sich auf oder schaute mich erschüttert an, irgend so ein Vogel versuchte sogar mir nachzutreten, normalerweise habe ich für so jemanden immer meinen Verdunklungshammer dabei, aber ich war im Trooper-Fieber, keine Zeit zum spielen!!!
Doch das Fieber hielt nicht lange ein, einige wenige versuchten ebenfalls etwas Atmosphäre in die Kiste zu bringen-
keine Chance!!!!
Das Publikum bestand einfach fast nur aus radiohörenden Alles-Verwertern und war nicht mal annähernd Maiden-würdig!>br> Gott sei dank schlug das nicht auf die Qualität des Konzertes nieder, Maiden hatten, wie eigentlich immer, einen Sahnetag und brachten noch Knaller wie "Powerslave" (allein beim Schreiben dieses Titels werde ich feucht!), "Fear of the dark", "Iron Maiden" und "Number of the beast".
Allen voran Bruce Dickinson, dem man seine krankheitsbedingte Pause absolut nicht anmerkte, er war super drauf, erzählte Witzchen und Anekdoten, und das wichtigste: er traf trotz wilder Herum-Turnerei JEDEN Ton traumwandlerisch.
Als hätte niemals ein Tumor seine Zunge geärgert!
Am Ende des Tages hatte ich wieder mal eine Lektion gelernt: große Festivals, insbesondere solche, deren Lineup durch alle Musikrichtungen reicht, sind einfach Kacke was die Leute angeht, da werden niemals mehr genügend Moshing-People zusammen kommen, deshalb gehts demnächst auch nur noch auf Hallen-Touren.
Unterm Strich: Rockavria 2016 - viel gelernt - manchmal enttäuscht - unterm Strich dennoch die beste Band der Welt erleben dürfen!

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