Samstag, 14. Mai 2016

KNOCK OUT FESTIVAL:
BLIND GUARDIAN / OPERATION MINDCRIME / D.A.D. / AXXIS ...
(19.12.2015 SCHWARZWALDHALLE KARLSRUHE)

Ich hatte mal einen Mathematik-Lehrer, der hieß Rosch, Raimund Rosch. Wir nannten ihn nur "Hühnereier-Rosch", weil er seine geistige Überlegenheit, an der er den Schülern gegenüber niemals Zweifel aufkommen ließ, gern dadurch zum Ausdruck brachte, indem er uns komplizierte Rechenmodelle mit dem zusammenzählen von Eiern, genauer gesagt von Hühnereiern, veranschaulichen wollte.Auf den Hühnerzusatz legte er tatsäschlich großen Wert! Das Vorhaben, uns mathematisch zu erleuchten, blieb jedoch meistens eher fruchtlos, was wiederum die cholerische Ader dieses Menschen zum kochen brachte. Und oftmals, wenn er mal wieder ausflippte, weil ihn einer seiner Schüler geistlos anstarrte, während er auf eine Antwort wartete, stieß er einen Fluch aus der da lautete:
PFETZ'N OCHS INS HORN !
Diesen Ausdruck der Wut habe ich irgendwie in meinen Wortschatz übernahmen, wenn auch nur für mich selbst.
Und genau dieser Ausdruck kommt mir über meinen inneren Lippen, wenn ich daran denke, wie sehr ich in den letzten Monaten diesen Blog vernachlässigt habe. Ich bin ganze vier Monate im Rückstand, aber ich gelobe Besserung und werde in den nächsten Tagen einiges nachtragen! Versprochen! Jetzt zum eigentlichen Event: das KNOCK OUT FESTIVAL - mal hui mal pfui! Aber auf alle Fälle ein mittlerweile weit über die Grenzen Karlsruhes bekanntes Metal-Festival. Manchmal schreckt einen das Lineup förmlich ab, manchmal ist es so lala, und dann, so wie letztes Jahr, sind ein paar richtig geile Dinger im Rohr. Es war zwar nicht jede Band Jackpot-verdächtig, aber D.A.D., AXXIS und allen voran GEOFF TATE'S OPERATION MINDCRIME waren allein schon das Eintrittsgeld wert.
Die erste Band war ORPHANED LAND, aber die verpasste ich traditionellerweise. Muss aber ordentlich gewesen sein. Ich traf mich vor der Halle mit Daddy David und drinnen mit Papst Armin.
Die erste Band, die wir sahen, war die Ruhrpott-Legende AXXIS. Der Sänger ist ja eine Schwallbacke vor dem Herrn, aber kann der singen und die Jungs haben halt auch ein paar Powermetal-Hymnen in ihrem Turn-Beutel, die auch an diesem Abend mehr als gut ankamen.
Das war schonmal ein guter und stabiler Beginn. RAGE meets REFUGE was next, das war dann aber leider Langeweile pur, kompletter Einheitsbrei-Metal, aber da mir RAGE eh noch nie gefiel, und auch der Ableger REFUGE nicht das gelbe meiner musikalischen Eier ist, verbrachte ich die Zeit lieber im Vorraum und laberte mit einigen bekannten Menschen.
Das sollte bei der nächsten Band natürlich ganz anders werden denn das dänische Dynamit um D.A.D. legten grad mal so eine Bomben-Show hin. Die verbreiten mit ihrer klasse Hardrock-Mucke Unmengen guter Laune und genau darum soll es ja auch gehen. Mein absoluter Höhepunkt des Abends sollte danach aufwarten: GEOFF TATEs OPERATION MINDCRIME. Für alle Unwissenden: olle Geoff war zu den Hochzeiten von QUEENSRYCHE deren begnadeter Sänger. Ihr wohl bekanntestes und wahrscheinlich auch genialstes Album hieß damals "Operation Mindcrime", ein zeitlos episches Meisterwerk von der ersten bis zur letzten Note!
Nach der Trennung Tate's von Queensryche und diversen Rechtsstreitigkeiten kam man wohl zu einer Art Einigung. Geoff Tates Band heißt nicht mehr QUEENSRYCHE (zeitweise gab es nämlich zwei davon), dafür darf er wohl aber die Songs der damaligen Platte spielen, und genau das sollte er an diesem Abend tun.
Zu Beginn hatte der etwas aufgedunsene Tate ein paar stimmliche "Unfeinheiten", aber die legten sich bald. Und auch die Angst, einer der Knöpfe seiner Bühnen-Weste könnte aufgrund der immensen Spannung einem Fan der ersten Reihen ein Auge ausschießen, bewahrheitete sich nicht. Die Dinge nahmen ihren Lauf und jeder Ton, jedes Riff, jedes Wort dieses unglaublichen Konzept-Albums wurden von immer mehr Leuten gefeiert. Ich tauchte völlig ab und genoß das Konzert abgöttisch. Tate hat nichts von seiner Stimme eingebüßt und auch der Rest seiner Band ließ qualitativ kaum Unterschiede zum Original-Lineup feststellen.
Danach war die Show für mich gelaufen, nichts konnte da noch was drauf setzen, schon gar nicht BLIND GUARDIAN. Die Band ist nicht schlecht, weiß Gott nicht, früher hatten die wirklich eingängige und geniale Metal-Hymnen, aber das Zeugs der letzten Jahre, zumindest da, was ich mir davon reingezogen hab, ist einfach ziemlich langweilig und plätschert mehr vor sich hin als daß es wirklich hängenbleibende Akzente setzen kann.
Ein Glück brachten sie ihren meiner Meinung nach größten Hit ("Banish from Sanctuary") recht früh, den wollte ich hören! Danach blieb ich aus Respekt noch 4-5 Songs, die mich aber auch nicht mehr aufstacheln konnten. Und so machte ich mich, noch völlig high von der "Operation Mindcrime", auf den Heimweg.
Übrigens gab es dieses Jahr noch ein Novum, was das KNOCK-OUT FESTIVAL betrifft. Der Karlsruher Veranstalter Caldera erkannte die Zeichen der Zeit und hängte nach dem Samstag noch ein weiteres Extra-Festival dran: das KNOCK DOWN FESTIVAL, welches dann sonntags eher in Richtung Metalcore und Hardcore gehen sollte. Das zog ich mir zwar nicht rein, aber zur Info spielten da solche Dinger wie DEEZ NUTS, EXPIRE und NASTY, welche ich richtig abgefeiert hätte. Aber es kamen halt auch sone Sachen wie ESKIMO CALLBOY, ANY GIVEN DAY oder CALLEJON, welche meine Synapsen halt nicht so zum hüpfen bringen, aber grundsätzlich ne geile Sache, die wohl auch sehr gut besucht war. Mal sehen, was es nächstes Jahr zu bieten hat. Das KNOCK OUT FESTIVAL 2016 ist jedenfalls jetzt schon abgehakt, denn es kommen fast nur Arschbomben. Mit SALTATIO MORTIS, J.B.O. und EISBRECHER spielen schonmal drei Bands, die bei mir eher den Kackreiz erhöhen als daß ich sie jemals abfeiern könnte. Aber die Geschmäcker sind halt verschieden, ist okay so, muss ich schon net hin. Voll wird es dennoch werden!

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