Freitag, 20. Februar 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 4: VON NARBONNE BIS SAINTES-MARIES-DE-LA-MER

Ich war also noch in NARBONNE, hatte meine Schienbeinzerfleisch-Action überlebt und trotzdem eine geile Wanderung hinter mich gebracht. Es war noch genügend Zeit um nach CARCASSONNE zu fahren, einem kleinen Örtchen ca.60 km von der Küste entfernt und bekannt für seine riesige und nahezu perfekt erhaltene Altstadt-Ruine aus dem Mittelalter. Ein Geheimtip meines Frankreich-Korrespondenten Holger G.aus D.an der M.
Allein die Strecke dorthin war wieder spektakulär, die Landschaft erinnerte an eine südländische Version der schottischen Highlands. In CARCASSONNE angekommen war diese erhöhte Altstadt, die schon etwas beleuchtet war, von beinahe überall zu sehen. Ich kletterte auf einen Sendemast, um dieses schöne Bild zu machen ;-)
Sah schon imposant aus, doch als ich auf die Anhöhe fuhr, um mir die paar "Ritter-Baracken" anzuschauen, war ich dann auch ganz schnell wieder abgetörnt. Da standen zig Reisebusse mit Horden wild umher marodierender Rentner. Und parken kostete dann auch gleich mal 5 Mäuse. Ich begnügte mich mit der Ansicht von außen und düsste wieder richtig NARBONNE.
Und auf dieser Strecke passierte es dann, mein Navi gab den Geist auf. Dieses uralte Ding, welches mich zwar noch immer dahin brachte, wohin ich wollte, welches aber schon ewig herumzickte und länger auf ein Signal wartete, wie die Indianer damals beim Rauchzeichen-Smalltalk. Für den Moment war das nicht schlimm, der Weg zurück war einfach, aber für meine weitere Reise war es sozusagen lebenswichtig, wieder ein funktionierendes Gerät zu haben, womit ich natürlich ein Navi meine!
Also kurz Orakel Grimm kontaktiert und in Erfahrung gebracht, wo zur Hölle man denn in Frankreich Elektronik kauft. Darty war die Antwort. Und ich schaffte es tatsächlich auch ohne Navigation einen solchen Darty-Markt zu finden. Der Kauf dieses neuen Gerätes basierte auf einer Unterhaltung, die allein schon einen Blog wert ist. Also wird diese in einer (Sonder)Episode niedergeschrieben und zwar gleich nach dieser!
Das neue Navi, ein TomTom für 150 Mäuse, erfüllte mein Herz mit purer Freude. Nicht nur, daß ich mich über die bloße Tatsache freute, daß das Gerät auf Anhieb und einwandfrei funktionierte, nein, es war einfach ein modernes und gut durchdachtes Teil, welches einem eine Fülle von guten Informationen zukommen lässt. Es war sozusagen ein wirklicher Ratgeber und Wegbegleiter, und da man nach so einer realtiv langen Solo-Reise wegen des Mangels an Konversation auch mal etwas wunderlicher werden kann, gab ich meinem neuen Freund sogar einen Namen: KLAUS-DIETER !!!
Ja ... genau... wie die ratgebende und an der Wand des Bauwagens von Peter Lustig hängende Okulele mit Augen!!!
Die älteren Semester werden sich erinnern ...
Von da an hatte ich einen treuen und gesprächigen Begleiter, der mich (fast) immer sicher und komfortabel an meine Ziele bringen sollte. Meinem alten Navi gewährte ich den Heldentod und liess es auffahren nach Walhalla, will heissen: ich trat es klein und warf es in einen Container voller Elektro-Schrott!
Jetzt konnte ich meine eigentliche Strecke antreten, mittlerweile war es aber schon früher Abend und mir war klar, daß ich den ganzen Weg nach SAINTES-MARIES-DE-LA-MER (SMDLM) nicht mehr schaffen konnte bzw. wollte. Ich hätte es schon geschafft, wollte aber die Reise durch die wunderschöne CAMARGUE natürlich lieber bei Tageslicht zurücklegen. War natürlich alles etwas unglücklich, weil ich wieder die Route über SÉTE fahren musste, die ich ja kurz zuvor erst hergekommen war. Aber schliesslich war ich auf einem Roadtrip! Während der Fahrt verzückte mich Klaus-Dieter mit seinen Features, beispielsweise warnte er mich tatsächlich vor Blitzern, ein Service, von dem ich bei meinem alten Gerät nicht mal zu träumen gewagt hätte. Ein toller Typ!
Mein Nachtquartier fand ich in SÉTE, was ganz geschickt war, denn so konnte ich mir am nächsten Morgen noch ein zwei Stünchen die Stadt anschauen, bevor ich dann nach SMDLM fahren würde. Nachdem ich beim letzten Mal auch grad nur ne Stunde für die Stadt investierte, lohnte es sich durchaus, diese nochmals zu erkunden. Dann ging es aber endlich los, durch die wilden Salzwiesen und das riesige Rhone-Delta, durch die wirklich und wahrhaftig wundervolle CAMARGUE!
Auf dem Weg dorthin sah man Massen von den für die CAMARGUE typischen Pferden, die meisten allerdings auf Koppeln, aber einmal, ganz weit weg, meinte ich tatsächlich einige freilaufende gesehen zu haben. Diese wurden mit dem Tele natürlich sofort abgeknipst und ich will bis heute glauben, daß sie wirklich wild waren. In SMDLM fand ich dann eine Stadt, die schon auch durch Tourismus geprägt war, aber auf eine sehr unaufdringliche Weise. Der kleine Wallfahrtsort hat sich sehr viel Ursprünglichkeit erhalten, gerade wenn man durch die engen und verwinkelten Gassen lief, die aber durch die weißen Häuser nie dunkel wirkten. In die Kirche mit den Marien-Statuen ging ich natürlich auch. Ich glaub normal kostet das nen Obolus, aber es war niemand da also schlich ich mich raubkatzenartig hinein und knipste ein paar Bilder. Doch wenn man mal kurz inne hielt, dann hatte diese Kirche schon eine sehr einnehmende Wirkung, man konnte die Besonderheit dieses Ortes förmlich spüren. Ein paar Schritte hinter der Kirche, direkt am Meer, gab es dann noch tatsächlich eine recht große Stierkampfarena zu sehen. Auch hier war alles in mediteranem weiß gehalten. Rein kam man aber nicht, war alles abgeriegelt, aber ich finde Stierkampf eh scheisse, also war mir das schnuppe.
Vielmehr wollte ich noch dem schönen Strand einen Besuch abstatten. Dort machte ich dann ein Selbstbild, welches nicht nur die Stimmung des Momentes einfing, sondern auch sozusagen das bildgewordene Credo meiner Reise war:
Fernweh-Ruhe-Einsamkeit!
Was auf dem Foto nicht zu sehen ist: es war ein totaler Sturm, Mörder-Böen sorgten dafür, daß mein Gesicht regelrecht sandgestrahlt wurde. Aber das konnte die Stimmung dieses Moments keinefalls schmälern.
Dann hieß es aber auch schon bald: Au revoir CAMARGUE und Ola Baskenland. Dazwischen lag aber natürlich noch das ein oder andere Kilometerchen. Zunächst fuhr ich unter anderem nochmals an NIMES vorbei, und da ich noch kein Mitbringsel für mein Mädel hatte, stoppte ich da nochmal kurz durch und sah mir jetzt die eigentlich Innenstadt an, die auch nicht von schlechten Eltern ist. Natürlich sind Einkaufsstrassen und Fussgängerzonen weitestgehend austauschbar und zeigen nur selten, was eine Stadt wirklich zu bieten hat, aber ab und an kann man ja auch mal wieder etwas dem Kommerz fröhnen. Doch an dieser Stelle fällt erstmal wieder der Vorhang, denn dieser Akt ist damit zu Ende.
Weiter geht es demnächst ... in diesem Theater!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen