Mittwoch, 18. Juni 2014

DUMM GELAUFEN ... ODER ...
MARADONA UND DAS AUGENBRAUEN-PIERCING

Ich möchte euch wieder einmal einen Schwank aus meinem Leben erzählen, von dem man wieder meinen könnten, dass so etwas fast nur mir passieren kann.
Vor ca. 2 Wochen zog es mich mal wieder in die Natur, um einigen Fischen auf den Leib zu rücken. Wer es bisher nicht wusste, der weiß es jetzt: ich bin passionierter Angler, und das, obwohl mir Tierquälerei eigentlich zutiefst zuwider ist. Dieser innere Konflikt ist aber mein Problem und soll hier in keinster Weise das Thema sein.
Wie gesagt war ich unterwegs zu einem tollen Angel-Areal und zwar in Illkirch bei Strasbourg.
Schlaue Füchse haben es sicher gleich erkannt. Für die nicht so schlauen Füchse: Strasbourg liegt in Frankreich. Ein Aspekt, der im Laufe der Geschichte noch eine nicht unerhebliche Rolle spielen sollte. Ich war also nach ca. 40-minütiger Fahrt am Ziel angekommen und legte sogleich los. Ich bevorzuge die Art des Spinn-Fischens, was soviel heisst, dass man mit Kunstködern auf Raubfische angelt.
So tat ich es auch ein diesem Tag und mein wunderschöner Wobbler zuckelte verführerisch durch die Fluten der Ill, einem Fluss bei .. ja genau, bei Illkirch. Hier ein Bild des Köders (sozusagen der Hauptakteur der Geschichte)
Es war heiss, ich trag kurze Hosen und alte Schuhe, um auch etwas durchs Wasser laufen zu können. Ich stand am Rande eines Flusslaufes und hatte auf den glitschigen Steinen nur sehr schlechten Halt. Dennoch fischte ich dort weiter als plötzlich,aus einer tiefen Stelle des Flusses, ein silberner Torpedo von einem Fisch angeschossen kam und sich meinen Köder schnappte. Es war ein kampfesmutiger Döbel, schmeckt wie Gülle, aber hat ne Mords Power in den Lenden!
Was für ein Bursche das war seht ihr hier:
Dieses Foto ist nicht von mir und folglich ist das auch nicht der Fisch, den ich gefangen habe, aber meiner war diesem in Größe und Gewicht ähnlich. Jedenfalls kämpfte der Fisch mit mir, bzw. ich mit ihm, doch er gab nach glorreichem Kampf dann doch auf und liess sich aus dem Wasser holen. Was nun passierte, grenzt eigentlich an pure Slapstick und wäre in jeder Filmkomödie eine der meistgefeiertsten Szenen. Ich hob den Fisch in die Luft, um ihn in ganzer Pracht zu sehen, als er plötzlich und unerwartet nochmals den Riesen-Zappler machte und ich dadurch den Halt auf den Steinen verloren. Bevor ich wie ein nasser Sack in den Bach plumpste oder rücklings in den Dornen des Flussufers lag, liess ich den Fisch lieber fallen, um mich abzustützen. Und DAS war ein grober Fehler !
Der Fisch hatte den vorderen Drillingshaken im Maul, jedoch der hintere lag vollkommen frei. Und so flog mein schuppiger Freund durch die Lüfte, landete (natürlich) auf meiner Wade und rammte mir den freien Drillingshaken mit seinem gesamten Gewicht ins Bein. Und der Sack wog sicher 2 Kilo!
Beim Aufprall löste sich der Haken aus dem Fischmaul und das Vieh verschwand wieder im Bach. Ich stand da wie Pik 8 im Urlaub und konnte zurest gar nicht fassen, was passiert war. 2 der 3 Haken waren mir tief ins Fleisch gebohrt, und das genau über den Augen von meinem Maradona-Tattoo.
Jetzt hiess es erstmal Ruhe bewahren und das Richtige zu tun. Anscheinend konnte ich aber aufgrund des Schockes nicht wirklich klar denken und ich entschied mich, die Haken mit einer Zange einfach rauszureissen. Aufgrund der Widerhaken und der höllischen Schmerzen war das aber schlichtweg unmöglich. Es sah im Nachhinein recht witzig aus, als ich daran zog, so als würde Diegos Gesicht durch ein Leck in einem Überschall-Flugzeug gesogen werden.
Nun denn, es musste Hilfe her. Ich stieg das Ufer wieder rauf und wartete an der Strasse, die oben lang führte, bis jemand vorbei spazierte.
Es kam dann auch jemand: ein überaus freundliche aber nicht weniger naive arabische Familie spazierte nichts ahnend vorbei. Mann, Frau, drei Kinder. Mit ein paar Brocken Französisch versuchte ich ihnen klar zu machen, was passiert war. Dabei verstanden sich mich offenbar nicht vollständig, denn irgendwie glaubten sie, dass der künstliche Köderfisch, der an meinem Bein hing, ECHT SEI und sich in meiner Wade VERBISSEN HÄTTE !!??!! Wenn dem so gewesen wäre, dann hätte das eine wissenschaftliche Sensation dargestellt, denn DAS wäre der erste 9cm große Fisch der a.) einen Menschen fressen will und b.) mit dem Arsch zubeisst, denn der Köder hing ja mit dem hinteren Haken an meiner Wade!
Noch einigen Versuchen verstanden wir uns dann aber doch und die ca. 15jährige Tochter rief per Handy einen Krankenwagen. Heimfahren wollte ich auf alle Fälle nicht, denn wer weiß, ob es einem bei sowas nicht doch irgendwann etwas lau im Kopf wird.
Die Ambulanz kam mit allen Schikanen, Blaulicht und Sirene! Das zog natürlich auch einige neugierige Passanten an, die mich peinlich genau begutachteten. Manche drehten sich angewidert weg, manche lachten sich hämisch einen Ast ab. Die Sanitäter meinten dann, dass sie das hier nicht machen können und ich ins Krankenhaus müsse. Das sei 15 Minuten weg. Auf meine Frage, wie ich danach wieder an mein Auto komme, wurde nur mit einem Achselzucken und der Gegenfragen-Aussage "Taxi!?!" beantwortet. Na toll!
Gott sei dank sprach die Krankenschwester, die mich im Krankenhaus aufnahm, sehr gut deutsch und war zudem noch außerordentlich hübsch. Vielleicht störte mich aus diesem Grund die Frage nicht, wen sie denn im Falle von Komplikationen anrufen solle ???
Ich gab ihr eine Nummer und beteuerte ihr gegenüber, dass ich es ganz schön nervig fände, wenn ich an dieser Sache sterben würde.
Überhaupt war meine Verletztung in dieser Klinik wohl ein ziemliches Highlight. Im Nu sprach sich das herum und sage und schreibe 5 Schwestern wollten sich meine Wade ansehen und allesamt machten Fotos davon! (Natürlich fragten sie zuerst). Irgendwie war die ganze Situation komplett surreal und ich war froh, als mir ein junger Arzt das Teil endlich herausholen sollte. Nur kam der leider mit einem Bolzenschneider an !!
Ich dachte jetzt ist alles vorbei. Zudem hatte ich ja noch gar keine Betäubung. Also überlegte ich hektisch, was denn Betäubung auf französisch heisst. Ich kam nur auf "Narkose" und hofft, dass er das versteht. Er ging aber tatsächlich mit der Mörderzange an die Haken dran, ich zog mein Bein zurück und rief mehrmals "Narkose, Narkose".Aus seiner Antwort verstand ich nur Kauderwelsch. Dann begriff ich aber, dass er damit nur die Haken trennen wollte, um sie dann besser herausschneiden zu können. Danach wurde es dann auch betäubt und die Dinger wurden mir völlig schmerzfrei rausgemacht. Insgesamt ne Affäre von 10 Minuten!
Als die Wunde dann noch verbunden wurde, lachte sich die beiden anwesenden Schwestern schon wieder schlapp und erzählten dauernd was von "Robocop".
Das hier war der Grund dafür:
und hier noch das "Corpus delicti"
Danach konnte ich gehen, natürlich erst, nachdem ich stabile 106 Euro hingelegt hatte. Jetzt musste ich nur noch wieder ans Auto kommen. Aber glücklicherweise ist einer meiner besten Freunde ein Superheld, der in der Nähe von Strasbourg wohnt, nämlich im sagenumwobenen Drusenheim. Und der zögerte keine Sekunde, zog sich sein Superhelden-Kostum an und kam zur Rettung angeflogen. Übrigens hat dieser Held, der hier nicht genannt werden will, ein grosses "H" auf der Brust! Und so endet die Geschichte ... fast. Denn ich wäre ein guter Verlierer, wenn ich es damit auf sich hätte beruhen lassen. Ich ging NATÜRLICH nochmal ans Wasser, NATÜRLICH an die gleiche Stelle mit den glischigen Steinen und wollte diesem Drecks-Fisch noch eine Lektion erteilen. Ich dachte, wenn ich den jetzt nochmal mit dem gleichen Köder fangen würde, dann würde sich der Kreis schliessen. Aber NATÜRLICH klappte das nicht und NATÜRLICH wäre ich nochmal fast ins Wasser gefallen. Es sollte an diesem Tag einfach nicht sein. Und so fuhr ich fischlos, aber um eine Erfahrung reicher, nach Hause! Ein dickes Danke schön an Holger, der den Kontakt zu dem Superhelden herstellte, der mich dann abgeholt hat. (Manchmal glaube ich, die beiden sind ein und dieselbe Person !!!;-)

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