Montag, 10. Oktober 2011

HOUSE OF PAIN ( KÖLN 9.10.1992)














Da momentan konzert-mässig nicht allzuviel los ist, hier mal wieder ein kleiner
Schwank aus der Vergangenheit.
Ich hatte (wie sicher schon mal erwähnt) in meiner Jugend einige Freundeskreise die auch allesamt für eine gewisse Musikrichtung standen. Ich hatte Metal-Kumpels, Hardcore Kumpels und HipHop-Kumpels, die mich allesamt mehr oder weniger im jeweilgen Genre auf dem laufenden hielten. Natürlich gab es zwischen den Freundeskreisen auch gewisse Schnittmengen. Eine davon war mein Kumpel Iron Earp, der sowohl zu den HC wie auch den Rap-Kumpels gehörte. Der kam damals mit einer Hammer-Band names House of Pain an, alles irisch-stämmige Strassenjungs von der Ostküste, genauer gesagt aus Brooklyn, NYC. Noch lange bevor der Song "Jump around" und das dazugehörige Video in ganz Europa bis zum Exzess ausgeluscht waren, machte wir uns auf die Reise nach Köln wo die in Deutschland noch weitgehend unbekannten und als Geheimtip von Szenekennern geltenden Rapper im kleinen Laden Luxor spielen sollten.
Einer unserer Kumpel, ich will ihn mal DJ Quick nennen, war Schwarzer und natürlich mit von der Partie. Warum ich das erwähne, nun es war damals einfach über die Massen hinweg cool, wenn man "in Hip-Hop" machte und sogar nen Schwarzen inner Karre hatte, das gab einem eine Mords Street-Credibility, auch wenn es sich bei DJ Quick keineswegs um einen skrupellosen Strassen-Gangster handelte, sondern um einen verwöhnten dicklichen Typen, der von seinen Eltern nahezu jede Annehmlichkeit bekam und eigentlich ein sehr relaxtes Leben führte.
Aber das wusste ja niemand, zumindest niemand in Köln, schon gar nicht wenn DJ Quick ne Sonnenbrille und ne Wollmütze auf hatte.
Das Konzert war unter der Woche und Köln war damals eine echte Weltreise, aber mein Kumpel Iron hatte gerade eine neue Karre bekommen, einen gebrauchten Uno mit 70 PS, und am selben Tag, als er die Schlüssel bekam, heizten wir auch schon zu dritt gen Cologne.
Wir hatten damals einen ziemlich großen Freundeskreis, der sich über Bühl bis Achern ausdehnte, wir kannten sozusagen die ganzen HC oder HipHop Leute von dort, und glücklicherweise hatten sich zum diesem Insider-Konzert auch einige unserer Kumpels eingefunden- Ist immer ein besseres Gefühl, wenn man mit 10-15 Leuten in einer fremden Stadt ist.
Das Luxor war schon gut voll, als wir reinkamen, aber wir stellten sehr schnell fest, daß dies eines der Konzerte sein sollte, das ewig nicht anfangen sollte. So ist das halt im Underground, da muss man am nächsten morgen nicht auf der Matte stehen. Wer das doch musste, schaute halt in die Röhre.
Wir standen also mit unseren Leuten in dem Laden und hörten irgend sonem Sinnlos-DJ zu.
Bei uns dabei war auch ein Typ aus Achern, der es mächtig drauf haben sollte, er hatte so ne Spezial-Ausbildung beim Zoll gemacht. Kann ja nicht schaden, den ein oder anderen Hard Knock dabei zu haben. Auf einmal lief da so ein Typ durch die Menge, nicht sehr groß, aber schon ne Wuchtbrumme. Er hatte nur ein weisses Shirt an, n paar Tattoos auf den Armen und ne Wollmütze, die so tief ins Gesicht gezogen war, daß sie fast die Nasenspitze dieses Typen berührte. Ich denke der Typ war ein Türke oder, sah von der Statur ein wenig aus wie Mike Muir (für alle Nicht-STs, der Sänger von Suicidal Tendencies) und als er da so durch den Laden schlenderte, rempelte er fröhlich jeden an, der ihm in der Sonne stand. Falls einer aufmuckte, schaute er ihn böse an, zumindest musste man anehmen, daß er böse schaute man sah ja seine Augen nicht.
Er beugte lediglich den Kopf nach hinten, damit er an seiner Nase vorbei den Typen wenigstens schemenhaft sehen konnte, den er gerade angerempelt hatte. Gerade kommt mir der Gedanke, daß er die Leute ja möglicherweise gar nicht anrempeln wollte, sondern dämlicherweise einfach nichts gesehen hat !!! Nun denn, das Schicksal wollte es so, daß der Bursche auch an unserem Zöllner vorbei kam, der den Typen (ebenso wie ich) schon beobachtet hatte. Super-Dave vom Zoll fackelte nicht lange, als der Pöbel-Türke auch ihn anrempelte, und gab ihm sofort nen Check in den Rücken. Wir grinsten alle und freuten uns, daß WIR mit unserer Truppe "Jemand" waren. Doch zu früh gefreut, der Türke drehte sich cool zu Super-Dave um, doch er griff ihn nicht an, nein, das Ölauge zeigte einfach nur seine Beisserchen, die nämlich allesamt aus STAHL waren !!! Natürlich war das höchstwahrscheinlich nur so ein Aufsatz, aber das war ja auch egal. Es machte auf jeden von uns, DEN Eindruck, den es machen sollte. Super Dave wurde spontan etwas bleich um die Nase und machte sofort den kleinen Bückling. Sagen musste er nichts, aber seine Körpersprache sagte: OK, wenn du willst geh ich jetzt nach Hause!!!
Das war eben der Unterschied. Köln ist halt doch ein anderes Kaliber. Doch zurück zum Konzert.
Es war mittlerweile sicher elf Uhr und der DJ-Dödel scratchte sicher noch immer einen Wolf.
Doch dann ging alles ganz schnell, der DJ subtrahierte sich endlich und HOUSE OF PAIN enterten die Bühne als gäbe es kein morgen mehr. Das pickepackevolle Luxor war ein einziger Moshpit und es ging grandios zur Sache. Ein Hit jagte den nächsten, wir waren alle nach 10 Minuten schon klatschnass geschwitzt. Es war wirklich unvergesslich, eine Energie, die heute ihresgleichen auf Rap-Konzerten vergeblich sucht, bei denen das Maximum der Bewegung das herumfuchteln mit den Armen ist.
Damals war das Konzert zwar schon nach 45 (!) Minuten fertig, doch das war irgendwie scheiss egal, denn JEDER war auf seine Kosten gekommen, die Meute war völlig ausgelaugt.
Danach hiess wieder schnell in die Heimat, denn am nästen morgen warteten Schule bzw. Ausbildung auf uns.
Wie gesagt, wir alle war ja mächtig nass und rochen allesamt wie Hunde, die in den Regen gekommen waren. Doch speziell DJ Quick, unserer schwarzer Freund, schien eine ganz besondere Art von Schweiss ausgedünstet zu haben, denn er machte auf dem Rücksitz, während er in Fötus-Stellung abrazzte, einen Fleck aufs Polster, den Iron Earp nie wieder heraus bringen sollte. Dieser Fleck (zur Erinnerung, er hatte das Auto erst seit diesem Tag) begleitet ihn dann sicher 5 Jahre lange auf all seinen Wegen. Und das wir uns richtig verstehen, wir reden hier nicht von einem Fleck im herkömmlichen Sinne, das Teil hatte die Grösse einer Familien-Pizza !!!
Doch was solls, das Konzert war alle Strapazen, Entbehrungen und Flecke wert !!!
Hier noch ein Video aus dieser Zeit, das war kurz bevor H.O.P. nach Deutschland kamen, genau so ging es ab , aber natürlich ohne B-Real von Cypress Hill !!!

2 Kommentare:

  1. Dass es heutzutage nicht mehr so auf Rapkonzerten abgeht kann ich nicht ganz unterschreiben.. Aber selten ist es, ja... leider ;-)

    Beispiel war das 40 Jahre Torch Geburtstagskonzert vor 2 Wochen. Granatenstimmung :)

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  2. Wie geil :D Ich war damals auch dabei :-) High as fok von Dülmen nach Köln gefahren, aber das war es uns wert LOL. Ein später Jahr bin ich nach Phoenix, Arizona, gezogen und hab' so ziemlich alle Namen im Rap live gesehen, die man sich so vorstellen kann. Über den heutigen Rap, besonders Deutsch-Rap, kann ich mich nur totlachen. Wanna-be Gangstas. Nothing more, nothing less.

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