Mittwoch, 23. Juni 2010

THE BIG FOUR (22.06.2010 SCHAUBURG)



Es muss schon etwas ganz besonderes sein, wenn ich dafür die mächtigen SICK OF IT ALL saussen lasse. Genau das tat ich nämlich, als vor ein paar Wochen ein Kumpel anrief und fragte, ob ich mit zu den "Big Four" gehen würde. Offen gestanden hatte ich zuerst keinen blassen Schimmer um was es hier ging.
Natürlich klärte mich mein Kumpel auf. Es sollte an diesem Tag das Sonisphere Festival aus Sofia LIVE über Satellit in Kinos der ganzen Welt übertragen werden.
Und es gaben sich keinen geringeren Bands wie Anthrax,Megadeth,Slayer und Metallica die Ehre und den Viern gab man dann den Namen "Big Four". "Hmmm" dachte ich; hört sich so gar nicht nach einer Sache für mich an.
Als ich dann noch erfuhr, daß das superdicke 20 Euro kosten sollte, lehnte ich zunächst dankend ab. 20 Mücken für ein Konzert im Kino? Das war mir dann doch zuviel.
Da ich bei dieser Aktion aber einige Kumpels, die ich nicht allzu oft sehe, wieder treffen sollte, sagte ich dann doch zu. Ich tröstete mich selbst mit dem Gedanken, hier wahren Pionier-Geist zu beweisen. Schliesslich konnte ich später dann mal behaupten, bei der ersten Metal-Übertragung via Satellit dabei gewesen zu sein.
Ein schwacher Trost, sieht man der Tatsache ins Auge, daß an dem gleichen Abend, nachdem ich zugesagt hatte, mich ein anderer Kumpel fragte, ob ich genau an dem Tag mit zu SOIA nach Heidelberg gehen würde. Nun ich entschied mich für die Schauburg, in der Hoffnung, es nicht irgendwann zu bereuen.
Die Schauburg war etwa halb gefüllt. Es fanden sich ca. 150 Metalhedz (oder solche, die es gerne wären) ein. Der Rockshop hatte extra für diesen Abend eine fette Anlage aufgebaut, und der Sound, den man schon in den Vorberichten vernahm, verstärkte die Hoffnung, an diesem Abend noch das ein oder andere Ohr bluten zu sehen.
Dann ging es los und bei prallem Sonnenschein enterten die New Yorker Thrash-Giganten ANTHRAX die Bühne. Bis auf Dan Spitz, der mittlerweile ersetzt wurde, war es die ursprüngliche Formation mit Joey Belladonna am Mic!
Und als eben dieser auf die Bühne kam,brach erstmal allerorts Gelächter aus. Und zwar nicht, weil er sein Shirt in die Hose gesteckt hatte und er dieselbe bis über den Bauchnabel hochgezogen hatte, nein, daß kennt man ja von ihm. Es war wegen seiner Haare. Die schwarze Pracht kann und darf man einfach nicht Frisur nennen. Es sah viel mehr aus wie ein Faschings-Requivisit, von jemandem, der sich als Pocahontas verkleidet hatte. Was fehlte war einzig und allein das obligatorische Schlangenhaut-Stirnband. Mal ehrlich, das ging gar nicht!
Aber was solls! So scheisse die Haare von olle Joey auch aussahen, so geil war der Auftritt und auch der Sound von Anthrax. Und weil die Burschen auch nur ca. ne halbe Stunde bekamen, spielten sie NUR (und wenn ich NUR sage, dann meine ich auch NUR) HITS! Sie eröffneten mit "Caught in a mosh" gefolgt von Krachern wie "Got the time", "Madhouse" und "Be all end all". Dann noch das Trust-Cover "Antisocial". Herrliche Musik!
Dann riefen Anthrax zum Kriegstanz auf und es folgte das schon legendäre "Indians". Während des Liedes kam es zu einem emotionalen Höhepunkt, denn der Song wurden mit dem DIO-Klassiker "Heaven and hell" vermischt, und Belladonna zeigte, daß er gesangsmäßig doch ganz schön was drauf hat, denn die DIO-Passagen klangen dem kurzlich verstorbenen Ronnie James Dio sehr ähnlich.Aber bevor mir einer Blasphemie unterstellt:Ich will jetzt nicht Belladonna mit dem genialen Sänger Dio vergleichen, man hörte lediglich, an wenn die Ehrerbietung gerichtet war.
Nach "Indians" kam noch "Medusa", "Only", "Metal thrashing mad" und natürlich "I'm the law", welches vom halb gefüllten Stadion frenetisch mitgesungen wurde.
War echt ein klasse Konzert, es hatte nur einen Haken: ICH WAR NICHT DABEI!
Denn das Salz in der Musik-Suppe ist das Live-Feeling und die Tatsache, daß ein Konzert erst dann gut ist, wenn der Funke aufs Publikum überspringt (oder umgekehrt).
Beides Umstände, die man bei so einer Übertragung niemals richtig erreichen wird.
Da wird es weitgehend beim Sitz-Moshing bleiben.
Danach ging ich mal kurz für kleine Asoziale, war höchstens 5 Minuten weg, und als ich wieder kam, traute ich meinen Augen nicht. MEGADETH waren schon mitten im Gig, es schüttete in Strömen und es war in Sofia auch schon viel dunkler geworden.
Lange Rede kurzer Sinn: WAS FÜR EIN BESCHISS, denn live war diese Übertragung also sicher nicht. Dieser Zustand und die Tatsache, daß ich Megadeth noch nie wirklich mochte, ließen mein Stimmungsbarometer drastisch fallen.
Keine Frage, die Band um Redhead Dave Mustaine sind Metal-Könige. Ihr Riffing ist tonnenschwer und drückend, aber was mich eben immer stören wird, ist dieser jaulende Pseudo-Gesang. Manchmal hört der Typ sich an, wie ne Kuh in den Wehen. Echt grausam. Und eben weil die Band nie zu meinen Favs gehörte, kann ich über die Lieder auch nicht viel sagen. Ich erkannte lediglich "Symphonies of destruction","Peace sells" und "Hangar 18". Aber ich muss auch trotz meiner Anti-Mustaine Brille sagen, daß das ein geiles Konzert war. Aber auch hier war ich eben nicht wirklich dabei.
Dann kamen SLAYER. Für viele der wahre Headliner des Abends. Sicher, diese Jungs haben nicht annähernd so viele Platten wie Mainstreamtellica verkauft, aber was die vier Totschläger an diesem Abend mal wieder aufs Parkett legten ist nur mit einem schlichten, aber alles erklärendem Wort zu beschreiben:
SLAYER !!!
Es war einn Gehirn-zermarternde Wonne, als setzte man sich einen Blitzableiter auf den Kopf und ginge bei Gewitter spazieren!
Und auch Slayer zelebrierten AUSSCHLIESSLICH evergreene Welthits mit einer Intensität und brutaler Power, wie sie heute noch kaum eine andere Band hinbekommt (vielleicht sogar keine).
Opener war "War painted blood", dann folgte wie ein Dumm-Dumm Geschoss auf das andere "Jihad", "War ensemble" "Hate worldwide", die Hymne "Seasons in the abyss" und der immer wieder geforderte Klassiker "Angel of death". Und obwohl man eigentlich jedem Lied von Slayer eine gewisse Morbidität unterstellen kann, schaffte der Frontmann Tom Araya den Spagat und schaute einerseits finster drein, hatte aber tatsächlich auch immer wieder ein fast schon charmantes, aber auf alle Fälle sympathisches Lächeln drauf. Der Drumgod himself, Dave Lombardo, wirbelte in allerbester Exacto-Psycho-Manier ohne sich dabei jemals wirklich anzustrengen oder gar konzentrieren zu müssen. Und die beiden Happy Hippos Kerry King und Jeff Hahnemann spulten ihre Mörder Riffs und ihre alles Leben zerstörenden Soli herunter, ohne dabei allzu viele Kalorien zu verbrennen.Die beiden letzten Songs waren "South of heaven" und der Hammer-Song "Raining blood". Was für eine Setlist, was für ein Konzert, was für eine kompromisslose Band. Und da war er wieder, der Haken an der Sache.
Dann auch hier wollte kein wirklicher Funken überspringen (wenn auch einige Jungs im Kino aufstanden und ihre Läuse-Matten schüttelten), denn wirklich live und vor Ort zu sein ist halt doch was anderes.
Zu guter letzt also Methyllica. Man muss dazu wissen, daß ich früher absoluter Fan der Kalifornier war. Ich hatte alles und feierte jede Platte, jede Maxi, jeden Bootleg, der mir in die Hände kam.
Als damals sogar mal das Gerücht herum ging, daß Hetfield gestorben sei, war ich 2 Tage komplett am Ende. Ohne Scheiss!
Mit dem Black Album dann fing die Metamorphose der Band an.Und alles was danach kam, war einfach nur noch enttäuschend und desillusionierend. Die Typen verfielen komplett dem Kommerz und dem Diktat der Plattenfirmen. Ganz zu Schweigen von ihrem peinlichen Gerichtsstreit gegen Napster oder den internen Querelen und Eitelkeiten.
Doch Fakt ist auch, daß die ersten vier Alben der Band damals wie heute absolut Chef sind und aus der Metalwelt nicht mehr wegzudenken .
Die kürzlich erschienene Platte "Death Magnetic" lässt echt wieder etwas hoffen, ist sie doch meiner Meinung nach die geistige und musikalische Fortsetzung von "...Justice for all".
Und man kann über Metallica sagen was man will, aber live sind sie einfach eine Wand. Alleine schon das Gänsehaut Intro aus "2 glorreiche Halunken" ist und wird immer geil sein.
Dann als Opener das immergeile Creeping Death, was für ein Brett. Der Sound war nochmals etwas besser und lauter als bei den vorherigen Bands.
Danach das epochale "For whom the bell tolls", ein grandioser Song.
Man konnte dann auch sehen, daß sogar das Konzert selbst nicht live war,sondern auch mitten drin geschnitten wurde. Denn Hetfield hatte einmal ein Longsleeve an und beim nächsten Song wieder nur ein Shirt.
Was solls, die Lieder die sie zeigten waren fast alle absolute Sahne.
"Harvester of sorrow", "das balladeske "Fade to black" und "Cyanide" (guter Song von der neuen Platte) waren die nächsten Songs. "Sad but true", na ja, kein schlechter Song, aber halt symbolisch für den Werde(Unter)gang der Band. Dann kamen noch "One", die dunkle Hymne des "Master of puppets", der verschissene Soft-Song "Nothing else matters" und "Enter sandman".
Nebenbei erwähnt zeigten alle Musiker von Metallica, was sie drauf haben, mit Ausnahme von Trottel Lars Ulrich. Diese dänische Lachplatte und menschgewordene Mittelmäßigkeit eines Drummers machte sich mal wieder komplett zum Körper-Clown.
In zahlreichen Pausen hatte er nichts besseres zu tun, wie auf der Bühne herum zu hampeln, wo andere gute Schlagzeuger vielleicht geile Breaks oder Wirbel eingebaut hätten. Einfach nur lächerlich! Und das zieht sich auch wie ein roter Faden durch sämtliche Metallica-Songs:
Ulrich kann nur das Allernötigste und ist nur in einer Sache gut: willenloses Rumgepose!
So, soviel zu meiner Abrechnung mit dem dänischen Bettenlager!
Als Zugabe versammelten sich dann fast alle Mitglieder der Big Four auf der Bühne
und performten zusammen das Diamond Head Cover "Am I evil" und DAS war richtig zombig!
Belladonna sang mit Hetfield, Scott Ian,Dave Mustaine usw. klampften zusammen mit Hetfield und Hammett,Frank Bello und David Ellefson spielten mit Ghetto-Trulio.
Echt ne geile Show. Nur beim Drumming kam mir fast das Wiener Würstchen wieder hoch, welches ich mittags gegessen hatte.
Die zwei absoluten Ausnahmedrummer Charlie Benante und Dave Lombardo MUSSTEN Vollwurst Ulrich unterstützen (denn Unterstützung hat er ja wie schon erwähnt diesbezüglich absolut nötig)und bekamen dafür aber nichtmal ein eigenes Drumkit sondern lediglich 2 Stand-Toms. Das war erbärmlich!
Man muss sich das so vorstellen: Ulrich hat sein kompletes Kit und weiß nix damit anzufangen und die anderen zwei Drum-Virtuosen bekommen nur zwei traurige Trommeln (auf denen sie aber immernoch mehr konnten als Ulrich auf deren 20).
Egal, die ganze Aktion an sich war gut und wahrscheinlich einmalig!
2.Zugabe war eine Reise in die Vergangenheit, denn mit "Hit the lights" gruben Metallica einen Hit der ersten Stunde aus, der in der neueren Zeit live sicher noch nicht sehr oft zu hören war.
Letzte Zugabe des Konzerts war "Seek and destroy" eigentlich eine echt geile Nummer, aber ähnlich wie Maidens "Number of the beast" irgendwie längst ausgeluscht und sicher auch nicht die beste Nummer der Band (sowohl von Metallica als auch von Maiden).
Nach gut vier Stunden war sie dann vorbei, die erste Pseudo-Live Übertragung eines Metal-Konzertes.
Mein Fazit: es war gut und hat gerockt, aber dennoch hat das ganze mit einem wirklichen Konzert absolut nichts gemeinsam. Es fehlen Dynamik, Power und das Live-Erlebnis an sich. Und als ich nach Hause fuhr, verglich ich mich im stillen mit den Leuten, die ich früher gehasst hatte. Und zwar diesen Vögeln, die in Discos oder Clubs dachten, sie müßten auf der Tanzfläche den harten Pogo-Tänzer markieren (am Besten zu so ner Kacke wie Trend against the machine oder Klofinger), selbst aber noch nie auf einem wirklichen Konzert waren.
Und auch wenn ich in meinem Leben schon das ein oder andere Konzert gesehen habe, war es, als sei ich an diesem Abend diesen Möchtegerns erschreckend nahe gekommen.
Never again!
Keep metal (a)live !!

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